Küchenplanung ist komplex

Das Patentrezept für die Küche gibt es nicht: Warum Modelle von der Stange oft keine Option sind

Gilt als Wohlfühlort und oftmals Herzstück der Wohnung: die Küche.

Gilt als Wohlfühlort und oftmals Herzstück der Wohnung: die Küche.

Vom zweckmäßigen Arbeitsplatz zum Lifestyle-Zimmer: Die Küche hat in den vergangenen Jahrzehnten eine erstaunliche Karriere hingelegt. Bei Feiern steht sie sogar oft im Mittelpunkt. „Heute treffen sich alle in der Küche auf ein Glas Wein“, sagt Philipp König, Leiter Einkauf bei Küche & Co. In der Regel verschwinden Köchin und Koch auch nicht mehr hinter einer verschlossenen Tür – im Gegenteil: „Mithilfe raumübergreifender Konzepte lässt sich die offene Küche optisch besonders ansprechend mit dem Ess- und Wohnzimmer verbinden“, erklärt Volker Irle, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche (AMK).

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Ein harmonischer Übergang gelingt mit Sideboards und Hängeelementen, die dem Design der Küche angepasst sind. Ihre Farben und Holzoberflächen vermitteln eine wohnliche Atmosphäre. Filigrane Metallregale eigneten sich ebenfalls für die Verknüpfung von Küche und Essplatz, erklärt Irle. Selbst im Wohnzimmer können Küchenelemente aufgenommen werden – etwa mit einem modernen Barschrank oder zierlichen Low- oder Sideboards mit Schrankelementen und beleuchteten Wandborden.

Lösungen von der Stange passen oft nicht

Das alles setzt eine gute Planung voraus. Küchenprofis empfehlen deshalb, ein oder sogar mehrere Fachgeschäfte aufzusuchen. Denn die Beraterinnen und Berater sprechen Aspekte an, die vorher häufig nicht bedacht wurden. So fragen sie zum Beispiel, wer und wie viele Personen die Küche benutzen. „Für Familien ist eine andere Einrichtung nötig als für einen Singlehaushalt“, betont König.

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Die „Mutter“ aller Einbauküchen

Wer sich Bilder von Küchen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert anschaut, erkennt darauf meist eine mehr oder minder wilde Ansammlung von Möbeln und Geräten. Die erste raumoptimierte und funktionale Einbauküche, wie sie heute noch Standard ist, stammt aus den 1920er-Jahren. Entworfen wurde sie von einer Österreicherin: Die Architektin Margarete Schütte-Lihotzky schuf die sogenannte „Frankfurter Küche“. Diese fand im sozialen Wohnungsbau auf rund 6,5 Quadratmetern Platz. Als Vorbild dienten Arbeitsplätze in der Industrie.

„Gute Küchenplaner sind eine Art Innenarchitekt und analysieren, was die Kundinnen und Kunden wollen und was sie brauchen“, ergänzt Irle. König spricht von „Kann- und Mussoptionen“. Oft spiele der Wunsch nach Exklusivität eine Rolle in der Beratung, berichtet er: „Zwei Drittel des Portfolios der Anbieter sind ähnlich, aber es gibt auch viele Unikate.“

Für Küchen sind mittlerweile unzählige Ausstattungsvarianten von zahlreichen Herstellern erhältlich. König spricht deshalb von einem „großen Legobaukasten“, aus dem sich Kundinnen und Kunden bedienen können. Etliche Fragen gelte es zu klären, sagt Irle: „Jede Küche ist ein Einzelstück. Lösungen von der Stange sind selten geeignet.“

Größe der Küche wird oftmals überschätzt

Viele Kundinnen und Kunden kämen allerdings mit Bildern im Kopf in die Beratung, die sie auf Internetseiten wie Pinterest gesehen haben, sagt König: „Gefühlt möchte jeder eine Kücheninsel.“ Viele Räume geben das aber gar nicht her. Oft wird die Größe der Küche überschätzt. Außerdem werde die Lage von Wasseranschlüssen, Steckdosen, Schaltern und Fenstern nicht berücksichtigt. Experten raten deshalb dazu, die Küche in einem möglichst frühen Stadium des Hausbaus zu planen. Ist der Raum schon vorhanden, sollte davon eine grobe Skizze angefertigt werden, in der alles eingezeichnet wird, was für die Planung relevant sein könnte.

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Ein Ort, an dem man gerne zusammenkommt, um sich auszutauschen: Die Küche wird so oft frequentiert wie kaum ein anderes Zimmer.

Ein Ort, an dem man gerne zusammenkommt, um sich auszutauschen: Die Küche wird so oft frequentiert wie kaum ein anderes Zimmer.

In der Beratung ändern und schärfen sich die Wünsche und Vorstellungen der Kundinnen und Kunden. Manchmal hilft das Ausschlussverfahren, oft ist es wichtig, Musterküchen zu sehen – und zu fühlen. Die Haptik ist ein wichtiger Faktor. 3-D-Animationen vermitteln einen realistischen Eindruck von der künftigen Einrichtung. In der Regel werden mehrere Beratungstermine vereinbart, auf Wunsch auch vor Ort.

Eine große Rolle bei der Planung spielen Wege, Übersichtlichkeit und Funktionalität. Im optimalen Fall sind die Elemente so angeordnet, dass alle Arbeitsschritte geschmeidig ineinander übergehen – vom Bereitstellen der Zutaten und Kochutensilien über das Waschen von Gemüse und das Zubereiten der Speisen bis zum Kochen und Garen.

Den Energieverbrauch im Blick behalten

Ein wichtiger Aspekt ist auch die passende Arbeitshöhe. „Ergonomie ist ein großes Thema“, betont Irle. Wenn unterschiedlich große Menschen die Küche nutzen, können Arbeitsplatten vorteilhaft sein, die sich auf und ab bewegen lassen. Damit der Rücken entlastet wird, werden inzwischen viele Elektrogeräte auf Augenhöhe angebracht.

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Zunehmend an Bedeutung gewinnt der Energieverbrauch. In der Küche stehen viele Elektrogeräte – vom Mixer über den Kaffeevollautomaten bis zur Spülmaschine. Beim Kauf sollte auf eine gute Energieeffizienzklasse geachtet werden, die am Buchstaben A und an der Farbe Grün zu erkennen ist. Vergleichsweise wenig Energie verbrauchen Herde mit Induktionsfeldern, weil immer nur die Fläche erhitzt wird, die tatsächlich benötigt wird. LED-Leuchten sind nicht nur sparsam, sondern ermöglichen auch eine gezielte Ausleuchtung etwa von Arbeitsbereichen.

Ausgaben für hochwertige Küchen steigen stark an

Bei der Nutzung der Geräte kann ebenfalls Energie und damit Geld gespart werden: Bei den Kühlgeräten sollte die Tür möglichst nur kurz geöffnet werden. Gekochte Speisen sollten erst hineingestellt werden, wenn sie abgekühlt sind. Wer den Backofen nutzt, sollte nicht benutzte Bleche herausnehmen. Umluft-Einstellungen verbrauchen vergleichsweise wenig Energie. Die Spülmaschine sollte so eingeräumt werden, dass die Fläche bestmöglich genutzt wird. Irle rät außerdem zu Sparprogrammen: „Das Geschirr wird länger eingeweicht und häufiger umspült, sodass die Spülmaschine im Eco-Modus mit niedrigeren Temperaturen laufen kann.“

Eine gute Planung und hochwertige Ausstattungen haben ihren Preis: Im vergangenen Jahr wurden durchschnittlich 10.337 Euro für Küchen ausgegeben – fast doppelt so viel wie zehn Jahre zuvor. Das sei aber gut angelegtes Geld, meint Irle. Denn Küchen müssen in der Regel lange halten und werden nur etwa alle 15 bis 18 Jahre erneuert. Der Experte weist darauf hin, dass Qualitätsküchen noch immer für weniger als 5000 Euro zu erhalten seien. Nach oben seien die Grenzen aber offen: „In der Design Edition beträgt der Preis ab 25.000 Euro.“

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