Bewerbung: Warum das Foto ein Türöffner sein kann
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/UUFCJ3IMDMXIH7JUIRYZLF52XI.jpg)
Wenn das Bewerbungsbild positive Emotionen ausstrahlt, kann es ein Türöffner auf dem Weg zum neuen Job sein.
© Quelle: Christin Klose/dpa-tmn
München. Beim Thema Bewerbung ist es wichtig, mit der Zeit zu gehen. Was vor 20 Jahren als der perfekte Lebenslauf galt, kann Kandidatinnen und Kandidaten heute schnell sehr alt aussehen lassen. Ein Beispiel dafür ist das Foto. Früher wäre eine Bewerbung ohne Bild undenkbar gewesen und sofort in der Personalabteilung aussortiert worden. Heute sieht das etwas anders aus.
Im Jahr 2006 trat in Deutschland das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) in Kraft. Es hat zum Ziel, „dass Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen“ sind (vgl. AGG Abschnitt 1, § 1).
Damit ist im Bewerbungsprozess das Foto in den Fokus gerückt. Denn mithilfe des Bildes können Personalverantwortliche in einer Firma häufig auf den ersten Blick Hautfarbe, Geschlecht und eventuell auch Merkmale wie ethnische Herkunft oder eine Behinderung erkennen.
In den USA, in Kanada, England und Irland beispielsweise gilt: bloß kein Foto! In diesen Ländern legt man Wert darauf, bei der Wahl der Mitarbeitenden absolut unvoreingenommen, sachlich und professionell zu wirken.
Bilder erzeugen Emotionen
In Deutschland kann man, muss aber nicht … Wer also seine Unterlagen ohne Bewerbungsfoto absenden möchte, macht nichts falsch. „Allerdings vergibt man sich damit ein paar gute Chancen“, sagt Karrierecoach Markus Moos, der lange Zeit im Marketing gearbeitet hat. „Bild vor Text – das gilt nicht nur in der Werbung“, sagt er. Ein Foto transportiere Emotionen: Freundlichkeit, Offenheit, Sicherheit, Seriosität, Kreativität.
„Personalverantwortliche sind auch nur Menschen – und Menschen entscheiden überwiegend emotional und unbewusst“, erklärt Moos. „Wenn das Bewerbungsbild positive Emotionen ausstrahlt, kann es ein Türöffner auf dem Weg zum neuen Job sein.“
Der Experte empfiehlt deshalb, das Foto gleich auf dem Deckblatt zu positionieren. „Nicht zu groß – das wirkt schnell selbstverliebt. Aber auch nicht zu klein – das wirkt wenig selbstbewusst. Am besten, es füllt ein Drittel der Seite und ist kombiniert mit ein paar beruflichen Stichpunkten: Was bringt der Bewerber bzw. die Bewerberin mit? Welche Qualifikationen, welche Stärken?“ So könne man auf den ersten Blick mit einem guten ersten Eindruck die Neugier wecken.
Auch wer sich online bewirbt, sollte sein Foto auf dem Deckblatt positionieren, rät Moos.
Profifotos zeigen Wertschätzung
Ob auf Papier oder auf einer Plattform: „Wichtig ist, dass es sich um ein professionelles Bewerbungsbild handelt – das klassische Passbild ist hier völlig ungeeignet“, sagt Moos und erklärt: „Die Qualität, die es ausstrahlt, wird mehr oder weniger bewusst mit der Person verknüpft.“
Nur wenige Profis hätten sich auf Bewerbungsfotos spezialisiert. „Man sollte sich deshalb vorher informieren, zum Beispiel Internetseiten vergleichen, oder auch Bekannte oder einen Coach nach einem guten Bewerbungsfotografen fragen.“
Außerdem zeige eine hochwertige Aufnahme, dass man sich Mühe gegeben und Zeit genommen habe. Eine Wertschätzung.
Locker oder förmlich?
„Dabei schaut natürlich ein Artdirector anders auf ein Bewerbungsfoto als ein Bankangestellter“, so der Karrierecoach. „Man sollte sich deshalb vorher fragen, ob eher ein lockerer oder mehr ein förmlicher Auftritt zu dem Berufsziel passt.“
Moos räumt ein: „Eine Bewerbung ohne Bild verspielt nicht gleich alle Chancen.“ Aus eigener Erfahrung weiß er jedoch: „Fehlt das Foto, muss man damit rechnen, dass sich der Arbeitgeber fragt, warum es keins gibt. Und müssen viele Bewerbungen gesichtet werden, könnte es passieren, dass man es ohne die emotionale Ansprache nicht in die engere Auswahl schafft.“