Was macht eigentlich ein Nachhaltigkeitsmanager?
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Wer sich im Unternehmen um die Nachhaltigkeit kümmert, hat weitaus mehr als Pflanzenpflege auf dem Zettel.
© Quelle: Nikola Jovanovic/Unsplash
Sie haben das Klima, die Gesundheit der Beschäftigten, den Ressourcenverbrauch und die Lieferketten im Blick: Nachhaltigkeitsmanager und Nachhaltigkeitsmanagerinnen. Sie arbeiten nicht nur in Unternehmen, sondern auch in Verbänden, Vereinen und dem öffentlichen Dienst.
„Unsere Absolventenumfragen zeigen: Nachhaltigkeitsmanager sind sehr gefragt“, erklärt Prof. Dr. Stefan Schaltegger von der Leuphana-Universität Lüneburg. Der Inhaber des Lehrstuhls für Nachhaltigkeitsmanagement unterrichtet Studierende des 2003 eingeführten, weltweit ersten Master-of-Business-Administration-Studiengang Sustainability Management.
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Wie man Nachhaltigkeitsmanager wird
Wie bei vielen neueren Berufen ist die Berufsbezeichnung Nachhaltigkeitsmanager selbst nicht geschützt. Es gibt deshalb auch keine Vorgaben für die Aus- und Weiterbildung. „In größeren Betrieben haben Nachhaltigkeitsmanager in der Regel ein Studium, in kleinen Betrieben übernehmen auch Mitarbeiter ohne Hochschulabschluss diese Aufgabe. Eine Schreinerei braucht zum Beispiel keinen Akademiker als Nachhaltigkeitsmanager“, berichtet Schaltegger. Verschiedene Institutionen wie die Industrie- und Handelskammern bieten dafür Weiterbildungen an.
Nachhaltigkeitsmanager können verschiedene Fächer studiert haben. Dazu gehören zum Beispiel Umweltwissenschaften oder technische Fächer. In einem Verlag kann so eine Aufgabe auch eine Sozialwissenschaftlerin oder ein Kulturwissenschaftler übernehmen. Doch solche Studienabschlüsse allein reichen oft nicht aus. Es braucht auch umfangreiches Fach- und Methodenwissen aus dem Bereich der Nachhaltigkeit, um die Herausforderungen wirksam zu bewältigen. „Die Bereitschaft zur Weiterbildung ist in diesem Beruf ganz entscheidend“, so Schaltegger.
Der MBA-Studiengang an der Leuphana ist eine berufsbegleitende akademische Weiterbildung, die bereits einen akademischen Abschluss voraussetzt. Neben Grundlagen der Betriebswirtschaft stehen dort auch Themen wie nachhaltiges Lieferkettenmanagement, Ressourcen- und Innovationsmanagement sowie Nachhaltigkeitsmarketing auf dem Lehrplan. „Unser Studiengang befasst sich gleichermaßen mit sozialen und ökologischen Fragen sowie mit Managementthemen.“
Nachhaltigkeitsmanagement studieren
Wolfgang Schötz ist Studierender des MBA-Studiengangs an der Leuphana. Er ist seit knapp drei Jahren Leiter des Nachhaltigkeitsmanagements bei der Krombacher Brauerei und kurz vor seinem Abschluss. Doch schon vor seinem Studium beschäftigte sich der 57‑Jährige mit dem Thema: „2002 habe ich unser Regenwaldprojekt mitinitiiert. In den letzten Jahren sind weitere Projekte dazugekommen wie unser Klimaschutz- und Artenschutzprojekt. Dass ich noch mal studiere, liegt an meinem großen persönlichen Interesse“, berichtet Schötz, der sein Erststudium im Bereich Finanzen und Marketing absolviert hat.
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Ein Job mit Sinn: Warum Nachhaltigkeit auch im Beruf immer wichtiger wird
Ob ökologische Produktion, transparente Lieferketten oder soziales Engagement – auch für Unternehmen rücken Nachhaltigkeitskriterien zunehmend in den Fokus. Auch bei der Jobsuche werden ethische Kriterien für Bewerberinnen und Bewerber immer bedeutender. Aber wie erkennt man einen nachhaltigen Job?
Seine zentrale Aufgabe sieht Schötz darin, die Brauerei nachhaltig und damit zukunftsfähig aufzustellen. „Dabei kommt mir sehr zugute, dass ich schon seit mehr als 25 Jahren das Unternehmen Krombacher und seine Abläufe kenne. Ich habe einen guten Gesamtüberblick und spreche mit der Geschäftsführung und den Hauptabteilungsleitern auf Augenhöhe.“
Die Arbeit als Nachhaltigkeitsmanager
Der Leiter des Nachhaltigkeitsmanagements ist ständig mit den unterschiedlichen Abteilungen im Gespräch. So hat er gemeinsam mit der Personalabteilung die Krombacher Nachhaltigkeitsakademie für Azubis ins Leben gerufen, um so den Firmennachwuchs aktiv am Nachhaltigkeitsengagement zu beteiligen. Aber noch ganz andere Termine stehen auf seiner To-do-Liste: „Mal habe ich ein Meeting mit dem Einkauf. Dabei geht es zum Beispiel um Etiketten aus recyceltem Papier. Mal bespreche ich mit Anlagenbauern den Bau einer Windkraftanlage oder einer Fotovoltaikanlage. Denn unser Ziel ist die vollständige Dekarbonisierung des Unternehmens in den nächsten Jahren.“
Schötz hat aber auch Termine mit dem Controlling oder der Personalabteilung. „Ich kann viele Nachhaltigkeitsprojekte initiieren und anschieben. Die Umsetzung erfolgt zum einen über mich, zum anderen aber auch in den jeweiligen Fachabteilungen.“ Er ist sich sicher: „Von meinem Studium profitiert das Unternehmen sehr viel.“ So lässt er sich von wissenschaftlichen Erkenntnissen, aber auch von aktuellen Best-Practice-Beispielen inspirieren. „Ein wichtiger Teil meiner Arbeit ist die Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie und der ‑Maßnahmen. Außerdem lese ich Fachmedien und halte mich über die aktuellen Gesetze und Vorgaben auf dem Laufenden.“
Vielfältige Aufgaben im Joballtag
Die Aufgaben und Tätigkeiten der Nachhaltigkeitsmanager hängen natürlich von der Größe und Ausrichtung ihrer Arbeitgeber ab. So spielen im produzierenden Gewerbe soziale und ökologische Probleme in der Lieferkette eine wichtige Rolle, bei einem Beratungsunternehmen dagegen weniger. Doch es gibt viele Gemeinsamkeiten: In allen Branchen entwickeln die Manager Nachhaltigkeitsstrategien und beraten die Geschäftsführung und Fachabteilungen zu ökologischen und sozialen Themen.
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Von wegen faule Schlafpelze: „Spättypen werden in der Arbeitswelt diskriminiert“
Schule und Arbeit beginnen in der Regel früh morgens. Für einen großen Teil der Bevölkerung ist das ein Problem: Wer morgens müde ist, ist nicht leistungsfähig und hat ein höheres Risiko für diverse Erkrankungen. Schlafexperte Michael Wieden kämpft mit einer Petition gegen die Diskriminierung von Nachteulen.
„Sie sind Fachexperten, die zum Beispiel Probleme wie den CO₂‑Ausstoß analysieren und Lösungsansätze erarbeiten“, erklärt Schaltegger. „Gleichzeitig sind sie Methodenexperten: Sie kennen die unterschiedlichen Umwelt- und Sozialmanagementkonzepte und Dienstleister im Bereich der Nachhaltigkeit.“ Zu den weiteren Aufgaben des Berufsstandes gehört auch die Schulung der Belegschaft zu Nachhaltigkeitsthemen. „Neben der Kommunikation mit allen Abteilungen des eigenen Arbeitgebers sind auch Kooperationen mit Nichtregierungsorganisationen wie dem WWF oder dem Nabu wichtig.“
Steckbrief
Nachhaltigkeitsmanager und Nachhaltigkeitsmanagerinnen organisieren den professionellen Umgang mit sozialen, ethischen und ökologischen Aspekten eines Unternehmens, einer Behörde oder einer anderen Institution. Sie sorgen zum Beispiel für den Klimaschutz und befassen sich mit der gesamten Lieferkette.
- Ausbildungsform: verschiedene Bachelor- und Masterstudiengänge wie etwa Umweltwissenschaften, nachhaltige Entwicklung oder Sustainability Management, aber auch Weiterbildungen zum Thema
- Ausbildungsdauer/Studiendauer: drei bis fünf Jahre
- Weiterbildungsdauer: unterschiedlich
- Voraussetzungen: Der Zugang zum Beruf ist nicht reglementiert, ein Hochschulabschluss ist aber gerade bei größeren Unternehmen üblich.
- Eignung: Wirtschaftliches Denken, Offenheit, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit, Empathie, Lernbereitschaft, didaktische Fähigkeit, Überzeugungskraft, Organisationstalent