Prächtige Grafik – aber reicht das?

„Die Siedler: Neue Allianzen“ im Test: Prügelei im Dorf

Bei „Die Siedler: Neue Allianzen“ gibt es zwar wiederkehrende Charaktere, aber alle bleiben blass und langweilig.

Bei „Die Siedler: Neue Allianzen“ gibt es zwar wiederkehrende Charaktere, aber alle bleiben blass und langweilig.

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Über 30 Jahre, mit sieben Hauptspielen und dem ein oder andere Nebenspiel haben sich „Die Siedler“ einen festen Platz in der Spielewelt erobert. In der Aufbauserie geht es darum, mittelalterlich anmutende Siedlungen zu errichten und sich gegen andere zu behaupten. Der Maßstab ist maximal nah: Eine große Faszination der Serie liegt in dem wuseligen Treiben, mit dem das eigene Dorf zum Leben erwacht. Langsam wurde der Wald abgeholzt, wurden Steine geklopft und Minen errichtet. Das Ergebnis war mindestens so schön wie eine liebevoll aufgebaute Modelleisenbahn.

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Im Laufe der Jahrzehnte gab es Fortsetzungen, Spin-off-Versuche und bei dem aktuellen Teil „Neue Allianzen“ eine sehr lange Entwicklungszeit. Nun ist das Spiel endlich erschienen und wirkt doch, als hätte es noch schnell fertig werden müssen.

Flucht ins Paradies

Wirklich stark ist die Präsentation von „Die Siedler: Neue Allianzen“, aber der Ton wirkt zu Beginn unpassend. Die Kampagne des Spiels startet in einer quasi fertig gebauten Siedlung, die aber gerade von feindlichen Mächten überrannt und abgebrannt wird. Zuerst lernen wir die Steuerung, dann wird geflohen und jemand trauert in einer knappen Zwischensequenz um zurückgelassene Familien, dann errichten wir unsere Holzfällerhütte im neuen Inselparadies.

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Wie aus einem anderen Spiel wirken diese Versuche, beim Aufbau auch eine Geschichte zu erzählen. Es gibt zwar wiederkehrende Charaktere, aber alle bleiben blass und langweilig. Auch an den verschiedenen Fraktionen des Spiels hat uns vor allem die optische Abwechslung interessiert.

Es wächst wie von allein

Vor allem in den ersten Spielstunden profitiert „Die Siedler: Neue Allianzen“ von seiner prächtigen Grafik. Der Strand unseres ersten Dorfes sieht aus wie aus dem Werbeprospekt für Badeurlaube, das Inland wirkt üppig und grün, Tiere streunen umher. Lebendiger denn je wirken unsere Dorfbewohnerinnen und -bewohner, die Häuser errichten, Waren schleppen und bunt umherwuseln. Dazu ertönt warme Akustikmusik. Das ist einfach zu schön, um sich über Mängel am Spiel zu ärgern.

Mit der Zeit aber wirkt das Treiben etwas oberflächlich. Sehr wichtig ist das Erbeuten von Rohstoffen wie Holz, Stein, Eisen und Kohle, um bestimmte Fortschritte zu erreichen, Gebäude und Einheiten freizuschalten. Aber allzu viele Gebäude und Einheiten gibt es nicht. An einigen Stellen fühlt sich der Aufbau zudem etwas schlicht an. Nahrungsmittel zu erwirtschaften ist zum Beispiel hilfreich, aber über weite Strecken gar nicht notwendig. Fordernd wird der Aufbau der Siedlung erst, wenn er schnell und effektiv über die Bühne gehen muss – und das passiert nur dann, wenn Angriffe feindlicher Fraktionen drohen.

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Am Anfang wirkt „Die Siedler: Neue Allianzen“ noch recht idyllisch.

Am Anfang wirkt „Die Siedler: Neue Allianzen“ noch recht idyllisch.

Krieg im Dorf

Anfangs bietet „Die Siedler: Neue Allianzen“ also noch eine heile Zuckerbäckeridylle, aber verhältnismäßig schnell hauen sich die Siedler auch an ihrer neuen Heimat auf die Rübe. Neben anderen Fraktionen lauern auch Banditen auf der Karte. Sie müssen aus dem Weg geräumt werden und führen in den Echtzeit-Strategie-Teil. Er wirkt wie das Herzstück des Spiels, aber wir haben in den ersten Spielstunden noch keine große Finesse erkannt.

Neben der normalen Spielkampagne bietet „Die Siedler: Neue Allianzen“ nur einen Gefechtsmodus. Die Auseinandersetzungen werden hier auf bestimmten Spielkarten mit festgelegten Gegnerzahlen ausgetragen, dazu kommen besondere Herausforderungen im zeitlichen Wechsel. Hier geht es nicht immer um militärische Siege, aber die Auswahl an Spielmöglichkeiten bleibt insgesamt dünn. Fein einstellen lassen sich die Spielrunden nicht, auch ein Spielmodus mit offenem Ende fehlt leider.

Ob die Schwierigkeit beim Spielen passt, überlässt Ubisoft ebenso dem Glück. Einstellen lässt sich wenig. Für uns hat sich der Aufbau sehr einfach und etwas flach angefühlt, die Kämpfe dagegen deutlich schwerer.

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Schön, aber teuer

Wie eine Einladung für neue Spielerinnen und Spieler wirken „Die Siedler: Neue Allianzen“ nicht zuletzt wegen der Präsentation. So schön sahen die Siedler noch nie aus. Auch die Menüsteuerung ist wirklich einfach, sogar mit einem Gamepad lässt sich das Abenteuer bemerkenswert flüssig spielen. Zum Spiel auf dem Fernseher passt auch die Kameraperspektive. Wirklich weit wegzoomen lässt sich das Bild nämlich nicht. So sieht das Spiel zwar immer schön und lebendig aus, aber wenn mehr als eine Baustelle unter Zeitdruck entsteht, kann das Hin- und Herspringen unübersichtlich werden. Dass beim Bauen alles in Sechsecke aufgeteilt wird, mag ebenfalls einige alte Fans ärgern. Es funktioniert aber gut und führt zu schönen, natürlich wirkenden Dörfern.

Nach einem Wochenende Spielzeit fühlen wir uns einerseits gut unterhalten, sind aber andererseits unsicher: Wer dieses Abenteuer nicht kauft, um mit anderen zu spielen, ist wahrscheinlich recht schnell durch. Der Fokus auf den Gefechtsmodus kann zudem nur funktionieren, wenn sich der Titel gut genug verkauft, sodass viele Menschen mitspielen.

Und auch im Rest der Spieleszene hat sich seit dem letzten „Siedler“-Spiel viel getan. Im Aufbau- und Echtzeit-Strategie-Bereich lauert starke Konkurrenz. Gegen den kreativen Indie-Sektor können die alten Siedler keinen starken, eigenen Eindruck hinterlassen. Sie wirken unfokussiert, sehen allerdings deutlich besser aus. Ob das reicht, hängt davon ab, wie lange sich Menschen mit dem Spiel beschäftigen wollen – und wie viel Geld sie mitbringen. „Die Siedler: Neue Allianzen“ kostet 60 Euro und ist bisher nur für den PC erhältlich. Auf Konsolen ist das Spiel für den März angekündigt.

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