Kolumne „Eltern – Kinder – Emotionen“

Die Kraft der Erinnerung: Was Eltern von ihrem jugendlichen Ich lernen können

Eine Einheit – und doch läuft es manchmal im Familienalltag nicht rund. Konflikte beherrschen den Alltag. Um Verständnis füreinander aufzubringen, kann Rückbesinnung hilfreich sein.

Eine Einheit – und doch läuft es manchmal im Familienalltag nicht rund. Konflikte beherrschen den Alltag. Um Verständnis füreinander aufzubringen, kann Rückbesinnung hilfreich sein.

Geht es den eigenen Kindern gut, dann ist es, als lege sich ein guter Zauber über unseren Tag und unser ganzes Elternleben. Als ob uns eine innere Stimme zuflüstert: „Siehst du? Du kannst zufrieden mit dir sein. Du hast vielleicht auch mal Fehler gemacht. Aber die wichtigste Aufgabe hast du gemeistert: Deinem Kind geht es gut.“

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Natürlich hat das Glück unserer Kinder auch eine Menge mit unserem Selbstbild als Eltern zu tun. Man könnte sagen: Es ist schwer, sich als Mutter oder Vater zu trösten und sich Mut zuzusprechen, wenn das eigene Kind gerade in einer Lebensphase ist, die von Sorgen und Ängsten bestimmt wird. Viele Eltern zweifeln dann an sich, fühlen sich hilflos und suchen nach allen möglichen und unmöglichen Lösungen, damit ihr Kind sich endlich wieder besser fühlt. Aber auch, damit die eigenen Zweifel verstummen und die quälende Ungewissheit endlich aufhört.

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Vertrau auf dich!

Nun waren wir alle selbst mal Kinder, und die meisten werden sich daran erinnern, dass im Alltag damals auch nicht alles von Freude und Optimismus bestimmt war. Es gab Phasen mit schulischem Stress, Angst und Überforderung. Da waren Konflikte mit Gleichaltrigen, Lehrkräften und natürlich auch mit den eigenen Eltern und Geschwistern. Da waren Liebeskummer, Selbstzweifel, da herrschte oft auch Wut auf sich selbst und Wut auf den Rest der Welt. Und schließlich gab es diese schlechten Tage, an denen man selbst keine Ahnung hatte, warum sich alles irgendwie mies anfühlte. Als ob die Welt sich gegen einen verschworen hätte.

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„Du musst Geduld haben“, würde ich als Vater von heute meinem jugendlichen Ich raten. Eine ganze Menge dieser Sorgen werden sich von selbst erledigen. An das verpatzte Referat wirst du dich später kaum erinnern. Über den Spruch deines Lehrers wirst du eines Tages lachen können. Liebeskummer kommt und geht. Es wird schon irgendwie werden, vertrau auf dich!

Das elterliche Selbstbewusstsein stärken

Doch welchen Rat hätten wohl unsere jugendlichen Ichs von damals für uns Eltern von heute parat? Und wären wir wohl bereit, den Stimmen aus der Vergangenheit zuzuhören, wenn sie uns aufmunternd die Hand auf die Schulter legen und uns Mut zusprechen wollen? Wenn sie sagen würden: „Was du alles erreicht hast! Schau dich an, du bist richtig erwachsen geworden! Sei nicht so hart zu dir. Ich bin stolz auf dich.“ Würden wir uns von den Stimmen aus der Vergangenheit trösten lassen, wenn sie uns daran erinnern, dass selbst Kinder und Jugendliche einfach auch mal unglücklich sein dürfen? Wenn sie uns sagten: „Du musst die Probleme deiner Kinder nicht lösen. Es reicht, wenn du da bist und einfach zuhörst, wenn du gebraucht wirst.“

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Wenn unsere eigenen Kinder unglücklich sind, wenn Gespräche schwierig werden und elterliche Selbstzweifel anklopfen, können die Jugendlichen, die wir früher einmal waren, unschätzbar wertvolle Ratgeber sein, die uns beruhigen und unser elterliches Selbstbewusstsein wieder aufrichten können. Und sicher freuen sie sich, wenn wir sie ernst nehmen.

In seiner Kolumne „Eltern – Kinder – Emotionen“ schreibt der Kinder- und Jugendpsychiater Oliver Dierssen künftig einmal pro Monat über die emotionalen Herausforderungen des Familienalltags und zeigt Handlungsmöglichkeiten auf. Dierssen ist auch Autor des Buchs „Wenn dir dein eigenes Kind fremd ist“, Mosaik, 353 Seiten, 22 Euro.

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