Harnwegsinfektion: Was tun, wenn es brennt?
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Schmerzen – eines der belastenden Symptome des Harnwegsinfekts. Viele kämpfen mit Tee und Wärme gegen die Beschwerden an.
© Quelle: imago images/Westend61
Hannover. Ständig muss man zur Toilette laufen, es brennt beim Wasserlassen und pausenlos hat man Schmerzen. So geht es jeder zehnten Frau einmal im Jahr – ein Harnwegsinfekt.
Ist eine Blasenentzündung ein Harnwegsinfekt?
Das stimmt. Die Harnwegsinfektion beschreibt eine Entzündung der Blase, der Nieren und der Harnwege. Fachleute unterscheiden dabei eine obere Harnwegsinfektion, bei der die Niere betroffen ist und eine untere Harnwegsinfektion, hier sind die Blase oder die Harnwege betroffen.
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Wie kommt es zu der Infektion?
Laut den aktuellen Leitlinien der „Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften“ gibt es diverse Ursachen für einen unkomplizierten Harnwegsinfekt. Ärztinnen und Ärzte sprechen von einem unkomplizierten Infekt bei Frauen ohne spezifische Vorerkrankungen. Bei den seltenen betroffenen Männern spricht man hingegen direkt von einem komplizierten Infekt.
Zum Infekt kann es kommen, wenn die Betroffenen nass oder kalt werden, zum Beispiel wenn sie zu lange eine nasse Badehose tragen. Das Risiko ist auch für Menschen erhöht, die unter einer Stoffwechselstörung leiden oder wenn mehrere Familienmitglieder häufig unter Harnwegsinfekten leiden. Zu wenig zu trinken ist eine weitere Ursache. Auch Sex und bestimmte Verhütungsmethoden (zum Beispiel das Diaphragma und Spermizide) können den Infekt verursachen.
Wie erkenne ich einen Harnwegsinfekt?
Wer einen unteren Harnwegsinfekt hat, muss in den meisten Fällen häufiger zur Toilette und hat Schmerzen beim Wasserlassen. Diese Beschwerden dauern durchschnittlich etwa sechs Tage an. Bei einem oberen Harnwegsinfekt können zusätzlich Fieber, Rückenschmerzen, Übelkeit und Erbrechen auftreten. Behandelnde Ärztinnen und Ärzte können häufig schon nach einem ausführlichen Gespräch den Verdacht auf eine Harnwegsinfektion stellen. Eine Untersuchung des Urins kann das dann noch bestätigen.
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Warum immer mehr Menschen in Deutschland an Harnsteinen leiden – und was dagegen hilft
Harnsteine sind weit verbreitet und können extreme Schmerzen bereiten. Die harten Klumpen bilden sich aus Ablagerungen im Urin und können überall im Harntrakt vorkommen. Urologe Axel Merseburger von der Uniklinik Lübeck erklärt, wie sich die Steine behandeln lassen und was Patienten selbst tun können.
Muss ich ein Antibiotikum einnehmen?
Die Hälfte der unkomplizierten Infekte gehen ohne Hilfsmittel wieder zurück, so die „mediX Guidelines“. Ein Antibiotikum kann jedoch die Symptomdauer verkürzen. Somit empfiehlt die besagte Leitlinie den Ärztinnen und Ärzten, Frauen mit einem unkomplizierten und milden Verlauf vorerst kein Antibiotikum zu verschreiben. Wer ein Antibiotikum einnimmt, hat ein erhöhtes Risiko Resistenzen zu entwickeln und einen erneuten Infekt zu bekommen. Aktuell ist das Antibiotikum dennoch die Therapie der ersten Wahl.
Gibt es Alternativen zum Antibiotikum?
Eine Alternative ist die Einnahme entzündungshemmender und schmerzsenkender Medikamente über einen Zeitraum von 48 Stunden. Wenn die Frauen auch dann noch über Beschwerden klagen, kann gemeinsam mit einer Ärztin oder einem Arzt überprüft werden, ob nun ein Antibiotikum eingesetzt werden sollte, so die Leitlinie. Eine weitere Möglichkeit kann ein pflanzliches Mittel sein. Dazu sollten sich Betroffene ebenfalls von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin beraten lassen.
Welche Hausmittel gibt es?
Zahlreiche Studien zeigen, dass ausreichend zu trinken besonders hilfreich ist. Empfohlen werden mindestens zwei Liter Flüssigkeit pro Tag. Außerdem können eine Wärmflasche, warme Sitzbäder oder feuchtwarme Umschläge am Unterbauch ebenfalls entspannend und schmerzlindernd wirken.
Helfen Cranberrys wirklich?
Bislang gibt es keinen Beweis dafür, dass der Verzehr von Cranberrys bei der akuten Infektion hilft. Aber das „Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen“ berichtet, dass Cranberrypräparate vorbeugend einen positiven Effekt haben können. Sie sollen eine wiederkehrendende Blasenentzündung verhindern beziehungsweise hinauszögern können. Damit eine Krankenkasse die Kosten der Präparate übernimmt, ist die Wirkung jedoch noch nicht ausreichend bewiesen. Trotzdem empfehlen die Expertinnen und Experten des Instituts das Präparat, weil es mit einem minimalen Risiko für Nebenwirkungen eingenommen werden kann.
Was kann ich vorbeugend tun?
Die erste vorbeugende Maßnahme ist eine Verhaltensänderung, so die Leitlinie. Das beginnt auch in der Vorbeugung mit genügend Trinken (etwa anderthalb bis zwei Liter täglich). Bei der Intimhygiene sollten die Frauen ausschließlich Wasser nutzen und nach dem Stuhlgang von vorne nach hinten abwischen. Hilfreich ist es außerdem, nach dem Sex und im Alltag das Wasserlassen nicht hinauszuzögern.
Wenn sich die Beschwerden auch dann nicht bessern, empfehlen die Expertinnen und Experten der Leitlinie, den Zucker Mannose oder pflanzliche Mittel auszuprobieren. Mannose kann täglich in Wasser aufgelöst, eingenommen werden. Der Zucker verhindert das Anhaften von Bakterien an die Schleimhaut. Pflanzliche Präparate können darüber hinaus die Therapie unterstützen, indem sie die Bakterien im Harntrakt bekämpfen. In diesem Rahmen sind Brunnenkressekraut, Bärentraubenblätter, Meerrettichwurzel und weißes Sandelholz zugelassen. Wer betroffen ist, kann sie als Tee, Kapsel oder Tablette einnehmen. Auch dazu sollte man sich ärztlich oder in der Apotheke beraten lassen.
Bei hartnäckigen, sich wiederholenden Infekten können Betroffene gemeinsam mit einer Ärztin oder einem Arzt in Betracht ziehen, ein Antibiotikum über mehrere Wochen einzunehmen. Wegen den damit verbundenen Risiken rücken die so genannten Immunprophylaxen weiter in den Vordergrund. Dabei handelt es sich um Impfungen in Form von Kapseln oder Spritzen, die die Abwehrmechanismen des Körpers verstärken sollen. Wer unter wiederholenden Infekten leidet soll daher vor einer Langzeittherapie mit einem Antibiotikum eine entsprechende Impfung erhalten, heißt es in der Leitlinie. So müssen weniger Menschen über einen längeren Zeitraum ein Antibiotikum einnehmen.