Studie wertet Inhalte aus

Tiktok-Videos zu Affenpocken: großes Interesse, aber oft geringe Qualität

Eine kolorierte transmissions­elektronen­mikros­kopische Aufnahme von Partikeln des Affenpockenvirus (rot) in einer infizierten Zelle (blau).

Eine kolorierte transmissions­elektronen­mikros­kopische Aufnahme von Partikeln des Affenpockenvirus (rot) in einer infizierten Zelle (blau).

London. Tiktok-Videos mit Gesundheits­informationen zu Affenpocken bieten häufig unvollständige und ungenaue Angaben: So lautet das harsche Urteil einer Medizineranalyse, die im Fachblatt „BMJ Global Health“ veröffentlicht ist. Darin warnt das internationale Team vor irreführenden Inhalten und davor, dass diese auch Bemühungen zur Verhinderung und Bewältigung von Krankheits­ausbrüchen behindern könnten. Umso wichtiger seien Leitlinien für Gesundheits­informationen in sozialen Netzwerken. Zudem sollten mehr Ärztinnen und Ärzte vor die Kamera treten.

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Konkret suchten die Studienautoren mithilfe von zwölf entsprechenden Hashtags nach relevanten Tiktok-Videos, die vom 1. Januar bis zum 11. August 2022 zu Affenpocken (Mpox) hochgeladen worden waren. Zu dieser Zeit war noch relativ wenig über die durch ein Virus verursachte und meist mild verlaufende Infektionskrankheit bekannt. Unter den knapp 2500 Treffern konzentrierten sich die Mediziner auf diejenigen in englischer Sprache und mit pädagogischem Inhalt, sodass am Ende 85 Clips für die Analyse zur Verfügung standen.

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Hohes Interesse an Mpox auf Tiktok

Als Qualitätskriterium dienten dabei validierte Instrumente zur Bewertung von Gesundheits­informationen, darunter die Discern-Kriterien für gute Patienten­informationen sowie die Qualitätskriterien des „Journal of the American Medical Association“ (Jama), zu denen Zuverlässigkeit, Plausibilität, Transparenz und Nützlichkeit gehören. In beiden Fällen erreichten die Videos im Schnitt etwas weniger als die Hälfte der Gesamtpunktzahl.

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Grundsätzlich, so die Mediziner, stießen gesundheits­bezogene Inhalte auf Tiktok auf ein hohes Publikums­interesse. Tatsächlich erzielten die untersuchten Videos über Affenpocken, die durchschnittlich 78 Sekunden lang waren, im Schnitt jeweils 11.015 Likes, 211 Kommentare und wurden 693-mal geteilt. Dabei stammten die meisten Tiktoks von Ärztinnen und Ärzten sowie Wissenschafts­kommunikatorinnen und ‑kommunikatoren (43,5 Prozent), gefolgt von Laiinnen und Laien (35 Prozent), Pflegepersonal und anderen Beschäftigten im Gesundheitswesen (13 Prozent) sowie Vertreterinnen und Vertretern von Institutionen (8 Prozent).

Niedrigste Werte für Laienvideos

Unter Berücksichtigung der Discern- und Jama-Kriterien kommen die Studienautoren zu dem Schluss, dass die Qualität der Informationen in den Tiktok-Clips insgesamt gesehen schlecht war. So erfüllte keines der untersuchten Videos alle Jama-Kriterien. In einigen Videos seien ausgewählte Aspekte der Krankheit allerdings auf unvorein­genommene und zuverlässige Weise dargestellt worden, schreiben sie.

Wenig überraschend ergab die Gesamtbewertung die höchste Informations­qualität bei den von Ärztinnen, Ärzten, Wissenschaftskommunikatoren und ‑kommunikatorinnen produzierten Videos, gefolgt von Tiktoks von institutionellen Nutzerinnen und Nutzern und Pflegepersonal. Die niedrigsten Werte erzielten Inhalte, die von Laiinnen und Laien produziert wurden.

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Auswirkungen auf Verhalten unklar

Die Mediziner räumen selbst mehrere Limitationen ihrer Ergebnisse ein, darunter der relativ kurze Untersuchungs­zeitraum, die Tatsache, dass die Discern- und Jama-Instrumente ursprünglich zur Bewertung von Website­informationen entwickelt wurden, sowie der Umstand, dass noch relativ wenig über die Krankheit bekannt war, als die Videos entstanden.

Zudem habe die Studie nicht bewertet, wie sich die begrenzte Videolänge bei Tiktok auf die Qualität ausgewirkt haben könnte. Es sei eine Herausforderung, mit einem Tiktok-Video alle Gesundheits­informationen angemessen abzudecken, räumen sie ein. Darüber hinaus könne die Studie nicht beantworten, wie sich die Clips psychologisch auf die Zuschauenden sowie deren Verhalten auswirkten.

Videos könnten zu Verwirrung führen

Trotzdem schließen die Autoren: „Insgesamt war das Material über den jüngsten Mpox-Ausbruch, das über Tiktok-Videos verbreitet wurde, häufig unzuverlässig und unvollständig.“ Minderwertige Videos mit voreingenommenem Inhalt könnten zu Verwirrung führen und eine erfolgreiche informierte Entscheidungs­findung beeinträchtigen. Umso wichtiger sei es, Leitlinien für Gesundheits­informations­videos in sozialen Medien zu entwickeln und mehr Inhalte von Angehörigen der Gesundheitsberufe zu fördern.

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Das Team schreibt weiter: „Diese Studie wirft ein Licht auf die Risiken, die mit der Nutzung sozialer Medien für Gesundheits­informationen verbunden sind, und regt zur Entwicklung von Strategien für den Aufbau eines effizienten Systems zum Austausch von Gesundheits­informationen an.“ Eine solche Strategie hat etwa die Videoplattform Youtube eingeführt: Seit Kurzem können dort Ärztinnen und Ärzte, Organisationen sowie Krankenhäuser ein neues „Youtube Health“-Siegel erhalten, das nach bestimmten Kriterien vergeben und verlässliche Gesundheits­informationen kennzeichnen soll.

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