Frauen auf der Straße ansprechen: Macht das einen „echten“ Mann aus?
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Als Mann Frauen spontan auf der Straße ansprechen? Oft kommt das beim weiblichen Gegenüber nicht so gut an.
© Quelle: imago/Westend61
Ist es tatsächlich charakteristisch für einen „echten“ Mann, wenn man auf der Straße aus der Kalten, also einfach so spontan aus einer Laune heraus, Frauen anspricht? Für mich als Therapeut ist diese Frage höchst spannend, denn die Antwort darauf ist gar nicht so einfach. Einerseits finde ich es gut, wenn man die Fähigkeiten besitzt, Frauen anzusprechen. Wenn man immer wieder die eigene Komfortzone verlässt und Selbstbewusstsein ausstrahlt, ist das sowohl für Männer als auch für Frauen hilfreich, um in Kontakt mit potenziellen Partnern zu kommen.
Speziell für Männer ist ein gewisser Mut, Frauen anzusprechen, sicher von Vorteil. Problematisch daran ist allerdings, dass es meiner Erfahrung nach die meisten Frauen gar nicht mögen, aus der Kalten beziehungsweise auf der Straße offensiv angesprochen zu werden. Ist es folglich nicht besser, Menschen gezielter anzusprechen, mit denen es schon eine gewisse Annäherungsphase gegeben hat – zum Beispiel einen kleinen Smalltalk oder mehrmals Blickkontakt in einer Bar. Wahrscheinlich ist das zielführender, als gleich mit der Tür ins Haus zu fallen.
Zwischen Selbstbewusstsein und „Neediness“
Auf der anderen Seite verbinde ich mit dem ständigen Ansprechen von Frauen auch eine gewisse „Neediness“, also Bedürftigkeit. Das Mindset dahinter: Ich kann nicht warten, bis mir die richtige Frau über den Weg läuft. Ich habe keine Geduld und muss unbedingt eine Freundin haben.
Wie wir aus toxischen Beziehungen wissen, ist das eine riskante Herangehensweise. Ich plädiere immer dafür, offen zu sein, aber im besten Fall nicht zu suchen. Der ganze Suchmodus an sich ist schon schwierig und oft ein Einfallstor für Beziehungen, die, aufgrund der „Neediness“, mit der man dann auch bestimmte Partner oder Partnerinnen anzieht, nicht gut laufen.
Besser den Mittelweg einschlagen
Aber was macht man dann, wenn einem tatsächlich niemand über den Weg läuft oder sich keine passende Situation ergibt? Vermutlich ist ein Mittelweg am besten. Eine Mischung aus einem offenen und selbstbewussten Mindset, dem Aufsuchen bestimmter Orte (Museum, Sportklub und so weiter) und einem sich „ansprechbar“ machen.
Das zwanghafte Ansprechen von Frauen und den Wunsch, jetzt und hier jemanden zu haben für mein Ego, für Sex oder irgendeine Beziehung, halte ich trotz allen Mutes, den man damit vielleicht demonstriert, für ein bedürftiges Verhalten und nicht als Verhaltensausdruck eines „echten“ Mannes.
Der Autor und seine Kurse sind zu erreichen unter www.liebeschip.de. Sein drittes Buch „Die neue Dimension der Liebe“ ist gerade erschienen.
In der Kolumne „Auf der Couch“ schreiben wechselnde Experten zu den Themen Partnerschaft, Achtsamkeit, Karriere und Gesundheit.