Analoge Auszeit

Abschalten unmöglich? Wie Puzzeln, Stricken und Ausmalen bei Stress helfen können

Wer abschalten möchte, sollte beim Puzzeln Ablenkungen vermeiden.

Wer abschalten möchte, sollte beim Puzzeln Ablenkungen vermeiden.

Wir verbringen den Großteil unserer Zeit digital – sowohl privat als auch im Beruf. Durch Smartphones, Computer und Co. sind wir allerdings nicht nur ständig online, sondern auch rund um die Uhr beschäftigt. Das ist mitunter ziemlich anstrengend und erfordert einen Ausgleich fernab von all den Bildschirmen.

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Das Gehirn kann sich ausruhen

„Durch die Vernetzung mit der gesamten Welt erleben wir nicht nur unsere kleinen Sorgen und Probleme, sondern auch die Sorgen und Nöte unserer Nachbarn, des gesamten Landes und sogar der gesamten Welt. Dies erzeugt Stress“, sagt Helga Land-Kistenich, Psycho- und Traumatherapeutin für Erwachsene, Kinder und Jugendliche und Autorin.

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Einfache Beschäftigungen können dann dabei helfen, wieder zu Ruhe zu kommen – hierzu gehören das Puzzeln und Ausmalen von zum Beispiel Mandalas, aber auch Handarbeiten wie Stricken, Häkeln oder Tätigkeiten wie Kochen und Backen. All dies stelle keine großen mentalen Anforderungen, meint Land-Kistenich. „Unser Gehirn darf sich ausruhen und wird entlastet.“

Positive Effekte bei analoger Beschäftigung deutlich größer

Eine Voraussetzung für den entspannenden Effekt ist, dass man dabei etwas anfasst. „Wenn ich etwas mit meinen Händen berühre, erfahre ich durch den taktilen Reiz völlig andere Informationen, als wenn ich etwas nur mit meinen Augen visuell erfasse“, erklärt Land-Kistenich.

Bei der Handarbeit werden der Expertin zufolge Serotonin, Oxytocin und Dopamin in unserem limbischen System vermehrt ausgeschüttet. Diese sorgen dafür, dass wir uns glücklich und zufrieden fühlen.

Das Sortieren und Verschieben von einzelnen Puzzleteile habe zudem den Vorteil, dass man sieht, ob man etwas falsch oder richtig gemacht hat. „Man hat das große Ganze im Blick und kann nicht, wie häufig beim digitalen Spiel, nur Ausschnitte sehen“, so Land-Kistenich. Schließlich kann der Mensch beim Puzzeln, Ausmalen oder Stricken sehen, was er tut, was er bewirkt und was er erfolgreich fertigstellt. Puzzlespiele auf dem Handy oder Tablet haben diesen Effekt hingegen nicht. „Man erfährt sich als aktive Person, die direkt etwas bewirken kann“, meint Land-Kistenich.

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Puzzeln als Therapie?

Puzzeln hat, ebenso wie andere Handarbeiten, eine meditative Wirkung auf den Menschen – und zwar indem es hilft, den Bezug zur Realität herzustellen. „Nicht selten sind die Arbeiten, die die Menschen heutzutage ausführen, sehr abstrakt“, erklärt Land-Kistenich. „Dieser Zustand entfremdet die Menschen von ihrer Arbeit, was zu Depressionen oder Burnout führen kann.“

Deshalb könnten Beschäftigungen wie Puzzeln oder Ausmalen auch Menschen mit psychischen Erkrankungen helfen. Ihnen fehlt Land-Kistenich zufolge häufig ein Halt oder erfahrbare Muster und Regeln und sie fühlen sich entfremdet. „Puzzeln und Ausmalen sind reale Arbeiten, die ich anfassen, bewegen, riechen und fertigstellen kann. Das gibt dem Menschen Sicherheit.“

Ohne Ablenkung und Druck

Viele Menschen nehmen sich in ihrer Freizeit allerdings gar nicht die Zeit dafür, einfach mal abzuschalten – und das liegt Land-Kistenich zufolge nicht zuletzt daran, dass die digitalen Angebote immer größer werden. „Der Kopf wird überlastet mit den visuellen Vorstellungen, die zum Teil gar keinen realen Bezug mehr haben“, meint sie.

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Darum ist es auch so wichtig, während des Puzzelns oder Malens Ablenkungen zu vermeiden, indem etwa kein Fernseher oder Musik läuft. Land-Kistenich empfiehlt einen ruhigen Ort, wo wenige Nebengeräusche zu hören sind. „Generell gilt bei der Meditation, dass ich alles ausblende, was mich von meinem tatsächlichen Tun ablenkt, damit ich mich vollständig auf mich selbst einlasse“, meint sie. Außerdem betont sie, dass man sich auf keinen Fall unter Druck setzen sollte: „Alles, was man tut, ist richtig und gut.“

Zur Person: Helga Land-Kistenich ist Diplompsychologin sowie Pädagogin und arbeitet als Psycho- und Traumatherapeutin für Erwachsene, Kinder und Jugendliche und Autorin. Ihr neues interaktives Malbuch gegen Angst „Schutz-Engel-Stern“ ist 2022 erschienen, ISBN: 978-3-347-60984-6.

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