Gesund und hochwertig

Diese Kantinen kochen auf Restaurantniveau

Sauce Hollandaise und Spargel sind für viele Menschen eine Traumkombination.

Sauce Hollandaise und Spargel sind für viele Menschen eine Traumkombination.

Königsberger Klopse? Na dann: Mahlzeit! Für die meisten Menschen ist Kantinenessen ein notwendiges Übel – ein schnelles Gericht, das zwar satt macht, aber nicht glücklich. Verkochtes Gemüse, fade Fleischbällchen oder matschige Nudeln und versalzene Eintöpfe sorgen für lange Gesichter und Müdigkeit, nicht für Erholung und Stärkung. Doch seit einigen Jahren tut sich was in Deutschland: Die Zeit der Großküche mit lustloser Massenverpflegung ist vielerorts vorbei. Heute sorgen immer häufiger Spitzenköche und ausgezeichnete Caterer für Abwechslung auf dem Speiseplan. Gefragt sind Betriebsrestaurants mit entspanntem Ambiente, gesundem Essen und nachhaltigen Konzepten – Wohlfühloasen zum Abschalten und Genießen.

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Grünkernbolognese und Tafelspitz in Bayern

Solch eine Vorzeigekantine ist beispielsweise bei der Josef-Rädlinger-Unternehmensgruppe im bayerischen Cham zu finden. Das Mitarbeiterrestaurant ‚ ’s Kloster ist Gesamtsieger des Food-&-Health-Kantinentests 2023 in der Sparte Kantinen unter 400 Essen am Tag. In ’s Kloster essen täglich bis zu 170 Mitarbeiter der Firmenzentrale. Suppen, Salate und Hauptgerichte wie Grünkernbolognese oder Tafelspitz mit frischem Gemüse stehen auf der Tageskarte. Auch die Mitarbeitenden auf den Baustellen der Firma werden mit drei Foodtrucks versorgt.

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„Wir wollten was Gescheites machen“, sagt Petra Rädlinger, Hauptverantwortliche für ’s Kloster. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen sich in der Kantine mit Garten bei gesundem Essen aus natürlichen Zutaten erholen können – Nachhaltigkeit und Regionalität werden großgeschrieben. Damit ist ’s Kloster kein Einzelfall. Kantinen und Mensen sind heute also mehr als nur Versorgungsstationen. Der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zufolge kann eine ausgewogene und gesunde Verpflegung entscheidend zur Prävention von Krankheiten wie Adipositas oder Diabetes Typ 2 beitragen. Eine gute Versorgung mit Energie und Nährstoffen fördere laut DGE-Sprecherin Silvia Fröhning zudem die körperlichen und geistigen Fähigkeiten.

Özdemir findet gute Kantinen wichtig

Wie wichtig das Thema Ernährung am Arbeitsplatz ist, hat auch die Politik längst erkannt. Wenn Mitarbeitende bei der Arbeit gesunde und nachhaltige Mahlzeiten erhalten, kann das weitreichende positive Auswirkungen auf ihre Gesundheit und ihr Konsumverhalten haben – Kantinenessen als Multiplikator. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) nannte die Betriebsgastronomie laut Food & Health zuletzt im Hinblick auf die Herausforderungen des Klimawandels „einen entscheidenden Player in der notwendigen Transformation des Ernährungssystems“.

Die DGE unterstützt diese Transformation mit ihren Qualitätsstandards für die Verpflegung in Betrieben. Sie sollen eine Orientierungshilfe für eine optimale Verpflegungssituation der Beschäftigten sein – von der Planung über Einkauf und Zubereitung sowie Entsorgung und Reinigung. Bundesweit sind laut DGE-Sprecherin Fröhning bereits mehr als 100 Kantinen und Mensen zertifiziert. „Die Zahl der Betriebe, die die DGE-Qualitätsstandards umsetzen, manchmal auch nur in Teilen, ist deutlich höher, aber nicht genau bekannt“, so die Expertin.

Kantine als Anreiz für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

„Rieslingschaum mit bunter Spargelpfanne und Kräuterknöpfle“ – was sich liest wie die Speisekarte eines Sternerestaurants, ist ein Auszug aus dem Wochenplan der Cantine – Made by Traube Tonbach des Regensburger Softwareentwicklers Vector Informatik, die in Stuttgart an zwei Standorten vertreten ist. Sie wird vom Hotel Traube Tonbach bewirtschaftet und gehört ebenfalls zu Deutschlands besten Betriebsrestaurants. „Während früher das Essen in Kantinen eine kleine, unwichtige Nebenrolle einnahm, gilt es heute als wichtiges Marketingtool in der Personalgewinnung“, berichtet Wilfried Denk, operativer Geschäftsleiter der Kantine. „Insbesondere in Zeiten, in denen viele im Homeoffice arbeiten, schafft es eine gute Kantine, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ins Büro zu locken“, ist er überzeugt.

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Bereits zum fünften Mal zeichnete die unabhängige Initiative Food & Health in diesem Jahr Kantinen in ganz Deutschland aus – ein Zeichen der wachsenden Bedeutung der Betriebsgastronomie. Insbesondere die fleischlose Ernährung sei bei den Gästen gefragt. „In der Regensburger Kantine sind rund 60 Prozent der rund 300 täglichen Gäste am veganen Trendcounter zu finden“, sagt Denk. Produkte ohne Gentechnik oder Geschmacksverstärker tragen dort demnach ihren Teil zur gesunden Ernährung bei, vegane Alternativen gibt es selbst bei den Desserts.

Ein teurer Spaß?

Im Betriebsrestaurant der Josef-Rädlinger-Unternehmensgruppe in Bayern geht man noch einen Schritt weiter. Dort werden die meisten Zutaten im unternehmenseigenen, rund 1000 Quadratmeter großen Biogemüsegarten angebaut. „Im Sommer arbeitet unsere Küche fast autark, wir kaufen nur noch einige Zutaten wie Fleisch, Mehl, Eier oder Kartoffeln aus Betrieben in der Region hinzu“, berichtet Petra Rädlinger. Mit Blick auf die Nachhaltigkeit wird in Cham auch kein Seefisch mehr serviert. Kleinere Fleischportionen sollen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zudem für die täglich angebotenen vegetarischen Gerichte begeistern. Mit Erfolg – mittlerweile enthält ein Drittel der täglich ausgegebenen Essen kein Fleisch mehr.

Wer nun denkt, dass das Essen in den ausgezeichneten Betriebsrestaurants zwar ausnehmend gut, dafür aber auch ausnehmend teuer ist, liegt falsch. In der Regensburger Kantine des Unternehmens Vector Informatik kosten alle Gerichte zwischen 1,90 und 4,80 Euro. „Alle weiteren Kosten übernimmt die Firma für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, erklärt Wilfried Denk. Im bayerischen ’s Kloster kostet ein Menü 4,90 Euro. Auch dort wird das Essen subventioniert. Petra Rädlinger und ihr Team wollen der Belegschaft damit eine Auszeit vom Job gönnen: „Unser Kloster ist der Ort für Körper, Geist und Seele. Das ist unser Supercharger, die Mitarbeiter sollen gestärkt wieder da raus gehen.“

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