Wie Sie mit gedanklicher Flexibilität mehr Lebensfreude entwickeln
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/IAIR4RXZ25BB7FFSBTUCVYC2TA.jpg)
Wer dankbar ist, ist in der Regel auch glücklicher.
© Quelle: Sincerely Media/Unsplash
Wer deutlich öfter unzufrieden als zufrieden ist, dem hilft womöglich Epiktet (50 bis 138 n. Chr.), einer der Urväter der Positiven Psychologie, in welcher es nicht um Heilung geht, sondern um die Entwicklung von Methoden, die geeignet sind, Menschen „aufblühen“ zu lassen.
Epiktet war ein antiker Philosoph der römischen Kaiserzeit. Er zählt zu den einflussreichsten Vertretern der späten Stoa. Als Sklave gelangte er nach Rom, wo er in Kontakt mit stoischen Lehren kam und auch selbst zu unterrichten begann. Heute noch gilt diese europäische Philosophie als höchst populär und als eine besonders hilfreiche Glückslehre. Eines der wohl bekanntesten Zitate von Epiktet lautet: „Es sind nicht die Dinge, welche die Menschen beunruhigen, sondern ihre dogmatische Sicht von den Dingen.“
Emotionale Vernebelung auflösen
„Warum über etwas bekümmert sein, wenn man abhelfen kann, und gibt es keine Abhilfe, was nutzt es da, sich zu bekümmern?“, hat Shantideva gesagt, ein buddhistischer Meister, der während des 8. Jahrhunderts in Indien lebte. Wie lernt man Akzeptanz? Durch die Übung von Achtsamkeit. Zum Beispiel, indem wir uns möglichst oft am Tage fragen: Was denke ich, was fühle ich, was mache ich gerade, welches Bedürfnis erfülle ich mir damit? Ohne Bewertung, einfach nur wahrnehmen. Wenn es uns in diesem Moment gut geht, dann freuen wir uns darüber. Wenn nicht, dann erinnern wir uns an Epiktet und versuchen, einen anderen Blick auf die Gegebenheiten zu werfen.
Gedankliche Flexibilität ist gefragt
Wir können uns fragen: Wie würde ich morgen, in einer Woche oder in einen Jahr darüber denken? Wie würde meine beste Freundin oder mein bester Freund darüber denken? Gibt es eine andere Perspektive? Könnte nicht auch das Gegenteil richtig sein? Was ist das Gute im Schlechten? Solche und ähnliche Fragen helfen der gedanklichen Flexibilität und Öffnung unserer Sichtweise. „Kognitive Umstrukturierung“ heißt diese Methode in der Positiven Psychologie.
Die Entwicklung von Bewusstheit in Bezug auf angenehme Erfahrungen schafft eine gute Voraussetzung für eine abermalige Ausschüttung von Glückshormonen. Und zwar, wenn wir abends vor dem Einschlafen die schönen Gegebenheiten des Tages noch einmal in Gedanken Revue passieren lassen. Das erhöht den positiven Effekt.
Ein tägliches Abendritual könnte so aussehen, dass man den Fragen nachgeht: Was hat mir heute Freude bereitet? Wofür und wem kann ich heute dankbar sein? Wobei habe ich mich heute gut gefühlt? Welche Stärken konnte ich heute ausleben? Diese damit aktivierten Gefühle sind erwiesenermaßen ein effektives Mittel gegen Ärger und Sorgen.
Helmut Nowak ist Coach und Lehrer für Achtsamkeit und Stressbewältigung und schildert hier regelmäßig, wie man lernt, bewusster zu leben. Der Autor ist zu erreichen unter www.achtsamkeit-und-co.de.
In der Kolumne „Auf der Couch“ schreiben wechselnde Experten zu den Themen Partnerschaft, Achtsamkeit, Karriere und Gesundheit.