Gegentrend zum Steingutgeschirr

Neu eingedeckt: Das schlichte, weiße Porzellan ist zurück auf dem Tisch

Liegen weiße Teller bald wieder im Trend?

Liegen weiße Teller bald wieder im Trend?

Der wohl berühmteste Satz des koreanisch-amerikanischen Künstlers Nam June Paik hilft in nahezu allen Lebenslagen. „When too perfect lieber Gott böse“, hat der 2006 verstorbene Videokünstler und Komponist mal gesagt. Dieser Satz kann unglaublich tröstend sein, wenn man etwas nicht so glatt und fein hinbekommen hat wie geplant. Und manchmal ist das Raue, das vielleicht ein paar Macken oder Dellen hat, sogar besonders reizvoll und begehrt.

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Jahrelang war zumindest schweres Keramikgeschirr, das ruhig einige Gebrauchsspuren zeigen durfte, das vermeintliche Maß aller Dinge in Sachen Tischdeko: dunkelblaue Teller, die nicht unbedingt kreisrund zu sein hatten; moosgrüne Schalen, die am Rand etwas abgesplittert waren, blutrote Tassen mit unregelmäßiger Glasur. Wer mochte, brachte solche Exemplare nach dem Mix-and-Match-Prinzip zusammen mit ein paar zarten Blümchentellern auf den Tisch. Das wirkte unkompliziert und gemütlich und passte gut in die Pandemiejahre, als viele Menschen sich mehr Zeit fürs Kochen und ein gemeinsames Essen nahmen.

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Perfekt präsentiert fürs Foto

Außerdem ist Keramik- oder auch Steingutgeschirr ziemlich dekorativ und passt zu Gerichten, die seit einer Weile beliebt sind. Wer Fotos seiner Kocherfolge gern in sozialen Medien postet, greift daher oft zu solchem Geschirr. Couscous-Salat und Quinoa Bowl machen auf diesen Tellern und Schüsseln was her, und auch die Hähnchentacos wirken auf den bunten Unterlagen gleich noch appetitlicher.

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Auch zahlreiche Restaurants und Bistros – vom Vietnamesen bis zum Spanier – haben in den vergangenen Jahren umgerüstet und servieren ihre Gerichte vorwiegend auf eher rustikal wirkenden, farbenfrohen Tellern. Als ein Vorreiter dieser Mode gilt das Noma in Kopenhagen, das seine Köstlichkeiten in und auf handgefertigter jütländischer Keramik serviert. Zumindest vorerst, denn das von vielen als das weltbeste Restaurant bewertete Noma hat vor Kurzem angekündigt, dass es in bisheriger Form schließen und als eine Art „Testküche“ weitermachen wird.

Der Gegentrend macht sich schon bereit

Auch die Tischmode, die das dänische Restaurant mitgeprägt hat, ist im Wandel begriffen. Ihr Höhepunkt soll bereits überschritten sein. Das legt zumindest die Frankfurter Konsumgütermesse Ambiente nahe, die vor Kurzem Neues aus den Bereichen Einrichten, Haushaltswaren und (Tisch-)Dekoration präsentiert hat. „Dieser Trend zu rou­gher Handmade-Keramik ist jetzt auf einem Peak angekommen“, sagte Christina van Dorp, Präsidentin des Handelsverbands Koch- und Tischkultur, der Deutschen Presse-Agentur. „Das merkt man immer daran, wenn auch die Importeure damit arbeiten.“ Das bedeutet: Nahezu alle Hersteller, egal in welcher Preisklasse ihre Produkte liegen, haben solche Artikel im Programm. Laut van Dorp baut sich gerade ein Gegentrend auf – und der ist eigentlich ein alter Hut. Denn künftig sollen wir die Tische wieder mit schlichtem weißen Geschirr eindecken.

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Das war zwar, wie es sich für einen echten Klassiker gehört, nie ganz weg, galt aber als ein bisschen langweilig. Das führte dazu, dass viele Menschen seit einer Weile beherzt ihr helles Porzellan bemalen und den Kaffee aus Bechern mit teils eigenwilligen Motiven trinken.

Alle, die vielleicht ein gutes weißes Service geerbt haben und nicht so recht wissen, was sie damit anfangen sollen, freuen sich möglicherweise über die Renaissance des hellen Porzellans. Und es ist auch kein Problem, wenn es einen Goldrand hat. Sonst wäre es vielleicht auch „too perfect“.

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