Curata-Seniorenwohnheim: Personal und Patienten erhalten Angebote aus der Region
Im „Newcare Home“ (ehemals Gama-Altenpflegeheim) stehe man nach der angekündigten Schließung des Curata-Seniorenzentrums „Am Kurpark“ in Bad Soden „Gewehr bei Fuß“, berichtet Einrichtungsleiter Uwe Gall.
© Quelle: Auth
„Das ist alles sehr bedauerlich. Mir tun die Bewohner, aber auch die Kollegen sehr leid“, äußert sich Uwe Gall, Einrichtungsleiter des Newcare Home Schlüchtern (ehemals Gama-Altenhilfezentrum), zu den Vorgängen in Bad Soden. Als er durch Anrufe von Angehörigen der Bewohner von der bevorstehenden Schließung erfahren hatte, dachte er nur: „Ach du meine Güte. So ein Top-Haus, so ein Top-Standort.“ Aber gerade in der Pflege sei aufgrund des Fachkräftemangels eben kein Haus zu 100 Prozent sicher. „Als wir im August 2000 unser Haus eröffnet hatten, kamen bei mir 25 bis 30 Bewerbungen rein. Pro Tag. Die Zeiten sind vorbei“, weiß Gall, der auf annähernd 40 Arbeitsjahre im Bereich Pflege zurückblickt.
„Newcare Home“ Schlüchtern steht „Gewehr bei Fuß“
Aus seiner Sicht gehe es nun darum, den Menschen zu helfen. Also den Bewohnern, denn Ziel aller Einrichtungen im Bergwinkel sei es, den Senioren ein gutes Zuhause zu bieten. Aber auch den Curata-Mitarbeitern, die künftig vielleicht nicht weitere Anfahrtswege in Kauf nehmen wollen. Bezüglich der Curata-Bewohner sagt Gall, sein Haus stehe „Gewehr bei Fuß“. Die zur Verfügung stehenden 120 Belegbetten in den vier offenen Wohnbereichen seien nicht komplett belegt. Gall weiß aber auch: „Einen alten Baum zu verpflanzen, ist nicht einfach. Älteren Menschen ein neues Zuhause zu geben, ist aber noch schwieriger.“ Eingegangen sei bei ihm bislang eine zweistellige Anzahl an Anfragen.
Und bezüglich der Curata-Mitarbeiter sagt Gall, dass sein Haus bestrebt sei, Angebote zu machen. „Wir wissen allerdings nicht, wie viele Mitarbeiter es sind, die sich gegen das Angebot von Curata, in ein anderes Haus der Gruppe zu wechseln, entscheiden werden.“ Zwei hätten sich jedoch bereits bei ihm beworben.
„Haus im Bergwinkel“ musste Absagen und auf lange Warteliste verweisen
Das Diakonische Zentrum „Haus im Bergwinkel“ bietet 100 Senioren in unmittelbarer Nähe zum Schlüchterner Krankenhaus ein Zuhause. Wie Einrichtungsleiter Nicolas Lubnow berichtet, ist das Seniorenheim damit ausgelastet. „Wir sind eigentlich immer voll belegt“, sagt er.
Vor einer Woche hatte er von der anstehenden Curata-Schließung erfahren, weil – wie bei Gall – „einige Angehörige sich nach freien Plätzen bei uns erkundigt haben“. Lubnow musste ihnen absagen und auf die derzeit lange Warteliste verweisen. Am Mittwoch hat sich auch die Pflegeaufsicht gemeldet, „aber da konnte ich auch keine andere Auskunft erteilen“, berichtet Lubnow. Eine Möglichkeit, das Wohnangebot aufzustocken, besteht nicht. „Das regelt das hessische Gesetz über Betreuungs- und Pflegeleistungen“, erklärt der Einrichtungsleiter. In der Vergangenheit, als die Pflegegesetze noch auf Bundesebene geregelt wurden, gab es keine Obergrenzen, weshalb es beispielsweise heute noch im Hanauer Raum Einrichtungen für 300 Bewohner gebe, berichtet Lubnow. Allerdings sei die Obergrenze von 100 Bewohnern aus seiner Sicht sinnvoll: „Sonst wird es schnell unübersichtlich.“
Im Haus im Bergwinkel fahren sie damit „sehr gut“, sagt der Einrichtungsleiter. Und auch die Personaldecke sei – trotz des Fachkräftemangels im Pflegewesen – „zum Glück ausreichend, sodass bei uns derzeit kein weitere Bedarf besteht“, sagt der Einrichtungsleiter.
Nicolas Lubnow ist sich sicher, dass Curata-Mitarbeiter schnell neue Jobs finden
Aber die Mitarbeiter des Curata-Seniorenzentrums würden sicherlich schnell neue Anstellungen finden. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass es einige Unternehmen gibt, die bereits unterschriftsreife Verträge für die Mitarbeiter in der Schublade liegen haben und gern ihr Personal aufstocken möchten“, sagt Lubnow.
Sicherlich ist unter den Interessenten auch der Main-Kinzig-Kreis mit den kreiseigenen Alten- und Pflegezentren (APZ), zu denen unter anderen das Seniorenzentrum Steinau „Am Viehhof“ und der „Lebensbaum“ in Sterbfritz gehören. Denn, wie es aus der Pressestelle des Kreises auf Nachfrage heißt, sei der Fachkräftemangel in der Pflege nicht nur auf Bundesebene, „sondern auch im Bergwinkel zu spüren“. Es habe bereits mehrere Anrufe zum Thema gegeben, „da die Schließung bei vielen Menschen für große Verunsicherung geführt hat“. Bei den Anrufen ging es hauptsächlich um die Möglichkeiten für die Curata-Bewohner. „Zwar gibt es keine sich direkt abzuleitende Zuständigkeit, aber bei einer solchen, für alle Beteiligten problematischen Entscheidung sehen wir uns verpflichtet, zu helfen. Wir prüfen derzeit die Kapazitäten in den kreiseigenen Pflegeeinrichtungen“, heißt es vonseiten der Kreisspitze.
Kreis richtet Hotline für Angehörige und Betroffene ein
Für Betroffene und deren Angehörige hat die Kreisverwaltung eine Pflegeplatz-Hotline unter 06184/2052100 eingerichtet. Da diese erst seit einigen Tagen geschaltet ist, „benötigen wir etwas Zeit, um über den tatsächlichen Bedarf ein verlässliches Stimmungsbild zu erhalten. Davon werden die nächsten Schritte abhängen. Hier möchten wir einfach um ein wenig Geduld bitten“, heißt es.
GNZ/tim
GNZ