St. Marien-Klinik will weiterhin insolvente Kur-Klink Lohrey übernehmen
Die Geschäftsleitung der Klinik St. Marien will noch immer die derzeit stillgelegte Klinik Lohrey (rechts hinter den Bäumen) übernehmen, sobald dies möglich ist. Die Bauarbeiten davor haben nichts mit den beiden benachbarten Reha-Kliniken zu tun, sondern gehören zu dem neuen Wohngebiet „Leben am Schloss“ in Bad Soden.
© Quelle: Hanns Szczepanek
Bad Soden-Salmünster. Zum 1. November hatte die Kanzlei von Dr. Lucas Flöther aus Halle an der Saale mit Billigung des Insolvenzgerichts Hanau die Insolvenzverwaltung des Klinikverbunds übernommen.
Während die ebenfalls betroffene Reha-Klinik Rhönblick für Orthopädie, Innere Medizin und Lungenheilkunde in Bad Soden schon wenig später ihren Betrieb endgültig einstellen musste, wurde dieser in der Reha-Klinik Lohrey für Orthopädie, Geriatrie und Innere Medizin zunächst auf dem Weg einer Fortführungsvereinbarung von der benachbarten Klinik St. Marien aufrechterhalten.
Nur wenige Mitarbeiter der Lohrey Klinik wechselten zur Klinik St. Marien
Zu diesem Zeitpunkt gab es noch etwa 100 Patienten in der Klinik Lohrey. Um den Weiterbetrieb personell zu stemmen, seien 79 von bis dahin etwa 180 Beschäftigten der beiden insolventen Kliniken nach rechtlich unvermeidlichen Kündigungen angeboten worden, mit der Klinik St. Marien als neuer Arbeitgeberin weiter in der Klinik Lohrey zu arbeiten.
Krankenstand stieg nach Insolvenz sprunghaft an
Gesellschafterin Yun Zhang, die ihre Klinik unter anderem mit Claudia Kugler leitet, kann nur vermuten, warum der Krankenstand zum 1. November sprunghaft anstieg und nur sehr wenige Beschäftigte – vorwiegend im ärztlichen Bereich – das Jobwechselangebot angenommen haben. Womöglich habe dies auch an teils übertariflicher Entlohnung gelegen, die vom früheren Betreiber gewährt worden sei. Dies habe sie nicht bieten können, allerdings ihrer eigenen Belegschaft für die zusätzliche Arbeit bis zur vorübergehenden Lohrey-Stilllegung einen Bonus ausgezahlt.
Geschäftsführung der St. Marien Klinik beschimpft und für viele Dinge verantwortlich gemacht
Ganz sicher ist Zhang jedoch, dass sie in den vergangenen dreieinhalb Monaten teils wüst beschimpft und für viele Dinge verantwortlich gemacht worden ist, in welche sie weder involviert noch entscheidend beteiligt gewesen sei. Allerdings räumt die Deutsch-Chinesin im Gespräch mit unserer Zeitung ein, dass sie dafür sogar ein Stück weit Verständnis habe. Denn die Mitarbeitenden der zwei insolventen Reha-Kliniken seien spätestens seit dem Frühjahr 2022 „über die wahre Lage des Unternehmens im Unklaren gelassen“ worden.
Ende Oktober seien dann viele sehr unerfreuliche Tatsachen zutage getreten – und dann ihr oder der Klinik St. Marien zur Last gelegt worden. Dabei habe sie die Klinik Lohrey auf eigene Rechnung und volles Risiko zunächst fortgeführt, was sich inzwischen zu einem sechsstelligen Betrag addiert habe.
Zertifizierung der Lohrey-Klinik ausgelaufen
Zwar habe die Klinik Lohrey mangels Personal sukzessive geleert werden müssen, doch dafür gebe es noch andere Gründe. Zum Beispiel sei die für den Reha- Betrieb notwendige Zertifizierung durch die früheren Betreiber nicht mehr erreicht und Aktivitäten zur Erfüllung der Kriterien wohl nicht eingeleitet worden.
Zhang: „Wir sind zäh und geben nicht so schnell auf“
Dennoch will Yun Zhang die Klinik Lohrey weiter erwerben und sanieren, um die Klinik St. Marien mit ihren gut 200 Plätzen und der etwa 150-köpfigen Belegschaft möglichst zu erweitern. Die hessenweit wohl einzige Reha-Klinik für unfallchirurgische und orthopädische Behandlungen mit Schwerpunkt Geriatrie habe angesichts der Alterspyramide viel Potenzial. „Wir sind zäh und geben nicht so schnell auf“, sagt Zhang. Um aber in der Klinik Lohrey dauerhaft aktiv zu werden, brauche es einen Insolvenzplan. Den habe die Kanzlei von Dr. Flöther beim Insolvenzgericht noch nicht eingereicht. In der Klinik St. Marien rechnet man damit im Lauf des ersten Quartals.
GNZ/hgs
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