Schlüchtern-Elm: Wolf reisst vier Schafe - ein Fünftes wird vermisst
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Idyllisch zwischen Ebersberg und Brandenstein gelegen, ist die Weide, auf der Bernd Loos seine fünf Schafe hielt. Kadaver von vier Tieren fand er in der Umgebung. Ein Schaf ist komplett verschwunden.
© Quelle: Tim Bachmann
Schlüchtern-Elm. Ein Wolf hat in Elm wohl fünf Schafe gerissen. Vier der Tiere wurden tot aufgefunden, von einem Schaf fehlt jede Spur. Wie das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) bestätigt, wurden die vier Schafe sicher von einem Wolf gerissen. „Innerhalb von einer Woche hat der Wolf die Tiere geholt“, berichtet Besitzer Bernd Loos. „Alle zwei Tage war ein weiteres Tier verschwunden.“
Ich wurde gefragt, wie groß meine Herde ist. Nun, vorher waren es fünf Schafe.
Bernd Loos
Die kleine Herde bestand aus Mufflons und Kamerunschafen. „Ich wurde gefragt, wie groß meine Herde ist. Nun, vorher waren es fünf Schafe“, berichtet Loos. „Vier der Tiere haben wir in einem Radius von 100 Metern um die Weide gefunden. Das fünfte Schaf konnten wir nicht mehr wiederfinden“, erklärt der Elmer. Dass der Wolf auch dieses Tier gerissen hat, ist sehr wahrscheinlich.
Vorfall bereits im Februar
Die Weide befindet sich unterhalb von Burg Brandenstein und am Fuß des Ebersbergs. „Bis auf Wiese und Wald gibt es dort nichts. Das waren wohl optimale Bedingungen für den Wolf“, meint Loos. Zwei der toten Tiere schickte er aus dem Bergwinkel zum HLNUG. Eine Probe bestätigte, dass ein Wolf die Schafe gerissen hatte. Der Vorfall ereignete sich bereits Ende Februar. Am Mittwoch erhielt Loos das Ergebnis der Untersuchungen.
„Dass die Schafe in Schlüchtern durch einen Wolfsübergriff getötet worden waren, wurde mittels DNA-Analyse festgestellt. An den toten Tieren wurden Genetikproben genommen, welche anschließend im wildtiergenetischen Labor der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung in Gelnhausen analysiert wurden“, berichtet das HLNUG.
„Darüber hinaus konnte auch eine Losung (Kot) in der Nähe des Risses sichergestellt werden, welche ebenfalls auf Wolf-DNA hin untersucht wurde. Auch hier kommt die Analyse zu dem Ergebnis: ‚Wolf‘.“
Landesamt untersucht zwei Tiere und bestätigt Wolfsriss
Das HLNUG listet alle nachgewiesenen Wolfsfälle auf seiner Webseite auf. Bei dem Wolf in Elm handelt es sich um ein Tier mit dem sogenannten Haplotyp HW01. Mit dieser Typisierung wird eine bestimmte Nukleotidsequenz eines Chromosoms, das bei Tieren einer bestimmten Population häufig gleich ist, beschrieben. Bei einem Haplotyp HW01 handelt es sich um einen Wolf aus der mitteleuropäischen Flachlandpopulation.
Verdachtsfälle im Main-Kinzig-Kreis
Im Main-Kinzig-Kreis gab es seit Sommer 2022 einige Wolf-Verdachtsfälle. Es wurden gerissene Tiere gefunden, bei denen die DNA-Analyse nicht eindeutig einen Wolf identifizieren konnte. Bei Analyse-Ergebnissen wie „Hund, Fuchs oder Goldschakal“ sind diese Arten nicht zwangsläufig die „Rissverursacher“, die Probe kann auch mit „Nachnutzer-DNA“ kontaminiert sein. Dennoch ist das Ergebnis der Untersuchungen vielsagend: 17. Januar 2023: Jossgrund - Reh - Ergebnis: Hund 16. November 2022: Birstein - Ziege - Ergebnis: Hund 9. Oktober 2022: Sinntal - Rinderkalb - Ergebnis: Hund 7. Oktober 2022: Biebergemünd - Reh - Ergebnis: Hund 9. Juli 2022: Schlüchtern - Rinderkalb - Ergebnis: Hund.
„Zum jetzigen Zeitpunkt kann darüber keine Aussage getroffen werden, ob es sich um ein Einzeltier oder eine Gruppe handelte, da das Ergebnis der Genotypisierung der DNA-Proben noch aussteht. Sollte diese erfolgreich sein, ließen sich darüber Rückschlüsse auf das oder die entsprechenden Individuen ziehen und aus welcher Population der Wolf beziehungsweise die Wölfe stammen“, berichtet das Landesamt.
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Ein gerissenes Schaf.
© Quelle: Bernd Loos
„Wir haben an dem Platz noch weitere Tiere stehen. Hühner, Kühe und Kälber. Wir hatten Sorge, dass der Wolf auch an die Kälber geht. Das ist allerdings nicht passiert. Möglich, dass der Wolf weitergezogen ist“, sagt Loos.
GNZ/leb
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