Gesundheitsexperte Dr. Wolfgang Feil referiert in Neuses über seine Geheimnisse für ein vitales und langes Leben

„Wir Menschen haben das Potenzial, 120 Jahre alt zu werden. Und das bei Vitalität und Leistungsfähigkeit.“ So lautet die steile These eines gut gelaunten Dr. Wolfgang Feil beim Vortrag im Vereinsheim der DJK Freigericht in Neuses, veranstaltet vom Lauftreff Freigericht. Etwa 130 Interessierte folgten gespannt dem etwa zweistündigen Vortrag des Gesundheitsexperten, der als Namensgeber der Forschungsgruppe Dr. Feil fungiert. Über viele Jahre war er auch als Ernährungsberater von Nationalmannschaften, Bundesligavereinen und Spitzensportlern tätig. Seine Formel für gesundes Essen aus Gemüse, Salat, Kräutern und Gewürzen hatte einen grünen Favoriten: Brokkoli. Bevor Dr. Wolfgang Feil mit seinem Vortrag, den er am Donnerstagabend frei und mit schwäbischem Akzent hielt, startete, ließ er erst einmal das Publikum aufstehen, um ein paar Gehirnübungen zu machen. Danach wurden noch gemeinsam ein paar Töne gesungen. „So, jetzt seid ihr mental vorbereitet und werdet euch auch das Gehörte länger merken können“, meinte Feil zufrieden. „Was ist die Wurzel für alle Krankheiten, egal ob Krebs, hoher Blutdruck, Schlaganfall und so weiter?“, wollte er wissen, um selber gleich die Antwort hinterherzuschieben: „Es sind die schleichenden Entzündungen in unserem Körper, die durch Bestimmung des hs-CRP-Wertes im Blut nachgewiesen werden können.“ Um diese Entzündungen zu reduzieren, brauche es eine Strategie. Zu dieser gehörten vier Bausteine: Ernährung, Bewegung, Stressreduktion und – als Krönung des Ganzen – die Nährstoffe. Und dann begann Feil auch gleich mit der ersten Aussage zur Ernährung: „Runter mit den Kohlehydraten! Esst weniger Nudeln, Kartoffeln, Brot, Reis und Zucker, denn daraus bildet unser Körper Glukose und erhöht somit den Blutzuckerspiegel.“ Gerade die bei Ausdauerspezialisten sehr gefragten Nudeln seien okay, wenn man sie vor einem Wettkampf vermehrt esse, aber dann könne man diese auch wieder reduzieren. „Versucht, Kaffee oder Tee ohne Zucker zu trinken, das hilft euch.“ Und auch beim Brötchen sollte man lieber mal zum Dinkel- als zum Weizenbrötchen greifen. Dann folgte sein Credo, was an diesem Abend noch öfter zu hören war: GGSSKG, das bedeutet Gemüse, Gemüse, Salat, Salat, Kräuter und Gewürze. Das seien die Schlüssel zur gesunden Ernährung. Obst ist auch gesund, aber zwei Äpfel oder grün-gelbe Bananen am Tag seien ausreichend. „Besser noch sind Beeren aller Art, die uns mit entzündungshemmenden Stoffen versorgen.“ Dann kam er zum Gemüse, und hier nannte er auch gleich einen Favoriten. „Brokkoli könnt ihr gerne zweimal die Woche essen. Wichtig aber, und das ist jetzt für viele neu, lasst den Brokkoli nach dem Schneiden erst einmal 60 Minuten ruhen. In dieser Zeit kann der Brokkoli die wichtigen Stoffe entfalten. Danach könnt ihr ihn weiterverarbeiten.“ Rote Beete sei ein weiterer Liebling des Ernährungswissenschaftlers, denn die fördere die Durchblutung. Und auch die Zwiebelgewächse seien gesund und sollten ebenfalls vor Weiterverarbeitung in Topf oder Pfanne, nicht in der Mikrowelle, fünf Minuten ruhen. Radicchio, Rucola, Endivien sind die bevorzugten Salate, während er bei den Kräutern Schnittlauch, Petersilie, Basilikum und Rosmarin erwähnte, ehe er zu den Gewürzen kam. Kurkuma, Ingwer, Zimt, Pfeffer und Chili könne man jeden Tag und mit jeder Speise kombinieren. Wer beispielsweise Schmerzen habe, könne es auch mal mit Chili probieren, denn Chili sei nicht nur entzündungshemmend, sondern reduziere auch die Weiterleitung von Schmerzen. Besonders das Thema Ernährung war für viele Anwesende im DJK-Heim – die meisten waren mit Block und Kugelschreiber ausgestattet und machten eifrig Notizen – von Interesse, und es wurden immer wieder Zwischenfragen gestellt. Die Antworten waren, manchmal sogar hörbar, oftmals eine Erleichterung für viele. „Kaffee hat auch eine entzündungshemmende Wirkung, aber man sollte es auch damit nicht übertreiben.“ Drei bis vier Tassen nannte Feil als tägliches Maximum. Beim Öl solle jeder vor allem auf die Omega-3-Fettsäuren achten, die vor allem im Leinöl, aber auch im Rapsöl enthalten seien. „Verwendet gutes, kalt gepresstes, natives Olivenöl und lasst die Finger vom Sonnenblumenöl“, riet der Referent. „Einmal die Woche sollte man auch Fisch essen, aber Wildfang und nicht aus der Zucht.“ Und der Einkäufer solle eher zu Hering oder Makrele als zu den großen Fischen greifen. „Die leben länger und haben somit mehr Zeit, Giftstoffe aus dem Meer aufzunehmen.“ Auch bei der Frage nach Butter oder Margarine positionierte er sich ganz klar für die Butter. „Lebensmittel erhöhen nicht den Cholesterinwert“, traf Feil eine Aussage, die von vielen Medizinern sicherlich nicht unbedingt geteilt wird. Auch auf den Fleischgenuss müsse der Mensch nicht verzichten, aber man solle darauf achten, dass es nicht aus der Massentierhaltung stamme. Danach kam Feil zum zweiten Baustein für ein gesundes Leben, die Bewegung. Hier rät er, nicht nur eine Sportart zu betreiben, etwa ausschließlich zu joggen. Auch Krafttraining sei wichtig, und dazu brauche es nicht unbedingt ein Fitnessstudio. Unterarm- oder Liegestützen seien gut für den Körper. Oder „wall sitting“, und bevor man sich versah, saß Feil an der Wand. Wer wenig Zeit habe, dem empfahl der Experte das Tabatatraining, eine Variante des Hochintensitäts-Intervalltrainings. Hier könne man in nur vier Minuten den gleichen Effekt erzielen wie in 60 Minuten Joggen. Auch Schnelligkeit sollte jeder immer wieder trainieren, denn die gehe im Alter zurück – und er rannte in hohem Tempo auf der Stelle. Im Anschluss kam er auf den dritten Baustein, die Stressregulation, zu sprechen. Hier gehe es ihm vor allem darum, gut in den Schlaf zu kommen. Auch zum Umgang mit immer wiederkehrenden und bohrenden Gedanken gebe es Tipps. „Ihr könnt eure Gefühle durch Singen, Lachen und Dankbarkeit positiv verändern. Und achtet auch darauf, dass ihr euch mit positiv denkenden Menschen umgebt, denn das tut euch gut und baut Stress ab.“ Und auch ein „Viertele Wein“ schade nicht. Beim abschließenden Baustein „Nährstoffe“ hatte Dr. Feil eine klare Aussage: „Der wichtigste Nährstoff, den ihr zufügen müsst, ist Vitamin D.“ Davon bekämen wir in den Wintermonaten hier in Deutschland leider nicht genug, vielleicht auch ein Grund dafür, weshalb der Gastredner inzwischen seinen Lebensmittelpunkt nach Madeira verlegt hat. Er empfahl immer wieder, bei einem Blutbild neben dem hs-CRP-Wert auch den Vitamin-D-Wert bestimmen zu lassen. Außer Vitamin D seien auch Vitamin K2 und A für den Körper wichtig. Dabei wirke das Vitamin K2 wie ein Abflussreiniger, denn es löse die Ablagerungen in den Blutgefäßen ebenso, wie das auch beim Ausdauersport der Fall sei. Am Ende der zweistündigen Veranstaltung dankte Lauftreff-Chef Robert Naumann dem Gast für einen interessanten und kurzweiligen Vortrag. Sein Dank galt auch dem Gastgeber DJK Freigericht sowie seinem Team aus dem Lauftreff für die Vorbereitung. „Wir haben gute Tipps bekommen, die auch leicht umzusetzen sind“, zeigte sich auch Pressesprecher Matthias Dedio voll des Lobes für eine gelungene Veranstaltung. Auch wenn die Zahl der über 100-Jährigen in Freigericht nicht unmittelbar in die Höhe schießen wird, so wird dennoch jeder etwas an diesem Abend für sich mitgenommen haben. (GNZ/pfb)

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Gesundheitsexperte in Neuses: Wie man mit Brokkoli und Co. 120 Jahre alt werden kann

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