Nachgefragt bei der Breitband GmbH

Gelnhausen: Warum einige Teile der Barbarossastadt nicht vom kostenlosen Glasfaserausbau des Kreises profitieren

Kostenlose Glasfaser bis zur Haustür – nicht alle Gelnhäuser profitieren vom Angebot der Breitband GmbH.

Kostenlose Glasfaser bis zur Haustür – nicht alle Gelnhäuser profitieren vom Angebot der Breitband GmbH.

Gelnhausen. Das Interesse war groß: 500 Gäste haben Ende März die Informationsveranstaltung der Breitband Main-Kinzig GmbH in Meerholz besucht, weitere 500 verfolgten die Präsentation per Livestream. Sie wollten von der kreiseigenen Tochter wissen, wann der Glasfaserausbau in Gelnhausen beginnt. Doch der Blick auf die Übersichtskarte ließ nicht jeden frohlocken. Mehrere Leser haben sich im Nachgang an die GNZ gewendet und sich enttäuscht darüber gezeigt, dass ihre jeweiligen Straßen nicht dazugehörten. Einer von ihnen wohnt im Nordosten der Stadt und schreibt: „Große Teile Gelnhausens ‚gucken in die Röhre‘. Wo ich wohne, wird mir Vodafone einen Gigabit-Anschluss für 1.300 Euro legen. Ob die vielen Gelnhäuser, die außen vor bleiben, diese Ausgabe machen wollen, ist fraglich“, schreibt der Leser.

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Gelnhausen: 45 Prozent aller Gebäude können geförderte Anschlüsse erhalten

Doch warum wird die Breitband GmbH nicht im gesamten Stadtgebiet tätig? Geschäftsführerin Simone Roth verweist auf die Vorgaben der entsprechenden Förderrichtlinie des Bundes.

Insgesamt, berichtet Roth, könnten 45 Prozent aller Gebäude in der Barbarossastadt einen geförderten Glasfaseranschluss erhalten. Davon seien alle Stadtteile betroffen. „Insgesamt können wir in Gelnhausen knapp 2.500 Gebäude ausbauen.“ Von den 55 Prozent der Häuser, die bereits heute als versorgt gelten, habe alleine die Breitband GmbH in den vergangenen Jahren rund fünf Prozent selbst ausgebaut. Der Hauptanteil davon betrifft die Gewerbegebiete.

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Gelnhausen: Blau: Die erschlossenen Gewerbegebiete. Violet: Die Bereiche, in    denen die Breitband GmbH kostenlose Glasfaser verlegt. 	Foto:  Breitband GmbH

Gelnhausen: Blau:Die erschlossenen Gewerbegebiete. Violet:Die Bereiche, in denen die Breitband GmbH kostenlose Glasfaser verlegt.

Das aktuelle Ausbauangebot der Kreistochter umfasst 44 Prozent der Kernstadt. In Hailer sind 21 Prozent möglich, 23 Prozent in Roth und 33 Prozent in Haitz. In Meerholz können 43 Prozent aller Gebäude mit kostenloser Glasfaser versorgt werden, Höchst erreicht den Spitzenwert von 97 Prozent. Das heißt im Umkehrschluss: Hier gelten die wenigsten Gebäude als versorgt. Ausschlaggebend sei die Förderrichtline des Bundes, betont die Breitband-Geschäftsführerin. Demnach unterliegt die Telekommunikation dem freien Markt und ist in der EU im Wettbewerbsrecht geregelt. Das bedeutet: Der Eingriff in den Markt durch die öffentliche Hand ist nur erlaubt, wenn der Markt versagt.

Vor jedem Bauprojekt steht ein Markterkundungsverfahren

Die Breitband GmbH habe vor jedem Bauprojekt stets ein europaweites Markterkundungsverfahren angestrengt, also in Erfahrung gebracht, ob die freien Unternehmen spezielle Gebiete selbst ausbauen wollten. Nur dort, wo der Markt dies nicht tut, wird die Kreistochter tätig. Wo bereits Gigabit-Netze verfügbar sind, darf also kein Überbau erfolgen. Das gilt auch für Gebiete, in denen bereits Bandbreiten von mehr als 100 Megabit pro Sekunde verfügbar sind. Eine weitere Vorgabe: Gebäude, die außerhalb der Wohngebiete liegen, dürfen nicht angeschlossen werden.

40.000 von 98.000 Gebäuden im MKK sind mit einem gigabitfähigen Kabelanschluss versorgt

„Im Main-Kinzig-Kreis sind etwa 40.000 von 98.000 Gebäuden bereits mit einem gigabitfähigen Kabelanschluss versorgt. Diese Gebäude dürfen keinen zusätzlichen Glasfaseranschluss von uns erhalten“, erläutert die Geschäftsführerin. Laut Förderrichtline sei ein Ausbau in bereits versorgten Gebieten und Gebäuden nicht zulässig. „Das gilt auch, wenn es sich um ein Kabelnetz und nicht um Glasfaser handelt oder wenn das Netz am Gebäude nur vorbeigeht.“

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Schon heute könnten in Kabelgebieten zu einem großen Teil Bandbreiten von einem Gigabit pro Sekunde gebucht werden. Und: „Vodafone wird in den nächsten Jahren die Netze aufrüsten, sodass noch höhere Bandbreiten möglich sind“, sagt Roth.

Dort, wo bereits eine Gigabit-Versorgung gegeben ist, ist kein Ausbau durch die öffentliche Hand erlaubt. Aber warum auch, denn die Versorgung ist ja bereits gegeben?

Simone Roth (Geschäftsführerin Breitband Main-Kinzig GmbH

„Das heißt, dort, wo bereits eine Gigabit-Versorgung gegeben ist, ist kein Ausbau durch die öffentliche Hand erlaubt. Aber warum auch, denn die Versorgung ist ja bereits gegeben“, sagt die Breitband-Geschäftsführerin. Dabei geht es um die Kabelnetze. „Die Bürgerinnen und Bürger in diesen Gebieten sind bereits sehr gut versorgt und können fast überall schon Gigabitbandbreiten von bis zu 1.000 Megabit pro Sekunde über das Kabelnetz nutzen, da dieses Medium Bandbreiten im Gigabit-Bereich ermöglicht“.

Auch Gebäude, an denen Kabel entlangläuft, gelten als versorgt

Doch warum gelten Gebäude, die noch nicht bis ins Haus erschlossen sind, an denen das Kabel aber entlangläuft, als versorgt? Wie Roth erläutert, hätten die Bewohner die Möglichkeit, eine Versorgung zu erhalten, und verweist auf die Definition des Fördergebietes. „Auch das ist verständlich, denn die Kosten für den eigentlichen Hausanschluss sind wesentlich geringer als bei den Gebäuden, die noch an das ‚Basisnetz‘ angeschlossen werden müssen.“ Ein einzelner Anschluss an das Gas- oder das Stromnetz werde am Ende auch nicht gefördert, jeder Hausbesitzer müsse hier selbst bezahlen. Insofern sei die Regulierung der EU und der Bundesregierung nachvollziehbar. „Das heißt A: Förderung dort, wo noch kein gigabitfähiges Netz vorhanden ist. B: Keine Förderung von Hausanschlüssen an den Gebäuden, an denen das Netz bereits am Haus vorbeigeht.“

Und was können Menschen tun, die nicht vom kostenlosen Ausbau profitieren? „Bürger, die nicht von unserem Angebot erfasst sind, sollten sich mit Vodafone in Verbindung setzen, wenn sie noch keine entsprechende Bandbreite beauftragt haben“, sagt Roth.

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Der Überbau der vorhandenen Kabelnetze ist eine Sache des Marktes. Hier dürfen wir nach aktuellen Vorgabe der Förderrichtlinie nicht einschreiten.

Simone Roth

Wird die Breitband GmbH ihren Ausbau künftig noch erweitern? „Der Überbau der vorhandenen Kabelnetze ist eine Sache des Marktes. Hier dürfen wir nach aktuellen Vorgabe der Förderrichtlinie nicht einschreiten“, sagt Roth. In ersten Kommunen des Main-Kinzig-Kreises würden diese Netze bereits von Vodafone selbst überbaut. Ob dies für Gelnhausen auch geplant oder eventuell von einem anderen Netzbetreiber vorgesehen sei, kann Roth nicht sagen. „Fakt ist, dass wir mit unserem Partner Vodafone hierzu in intensivem Austausch stehen und über derartige Themen regelmäßig und dauerhaft sprechen. Auch ist dieses Thema bereits bei den Fördergebern angekommen, und auch hier stehen wir in intensivem Kontakt bezüglich eventueller Änderungen der Vorgaben“.

Das Ziel der Breitband GmbH sei es, allen Bürgern Bandbreiten bis in den Gigabitbereich zu ermöglichen. „Ob dies am Ende über Kabelnetze, Glasfaserversorger und durch den Überbau der Kabelnetze durch Vodafone erfolgt, ist nicht ausschlaggebend“, betont Simone Roth.

GNZ

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