Die Flut und die Cholera

Zyklon „Freddy“ bringt Hunger und Tod: Malawihilfe Gelnhausen bittet um Spenden

Doris Mandala lebt in einem der am stärksten betroffenen Gebiete.

Doris Mandala lebt in einem der am stärksten betroffenen Gebiete.

Gelnhausen. Das Letzte, woran sich Agnes Banda erinnert, ist eine Flutwelle, die ihr Dorf in der Nähe von Ngulundi in Blantyre überschwemmte, als der tropische Wirbelsturm „Freddy“ über den Süden Malawis hinwegfegte. Das Nächste, was sie weiß, ist, dass sie im Krankenhaus aufwachte, den Kopf in Verbände gewickelt, ihr Hals in einer Krause.

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Ich hörte ein Donnern von den Hügeln und sah einige Menschen, die von einer Schlammlawine weggespült wurden. Ich wusste nicht, was passiert ist. Ich weiß nicht, wer mich hierher ins Krankenhaus gebracht hat.

Agnes Banda (Sturmopfer aus Blantyre)

„Ich hörte ein Donnern von den Hügeln und sah einige Menschen, die von einer Schlammlawine weggespült wurden. Ich wusste nicht, was passiert ist. Ich weiß nicht, wer mich hierher ins Krankenhaus gebracht hat“, berichtet die 34-jährige Mutter im Gespräch mit Omega Kaunda, der einheimischen Projektkoordinatorin der Malawihilfe Gelnhausen. Agnes Banda gehörte zu den ersten Schützlingen, die den Kindergarten besucht haben, den der Arbeitskreis Ökumene der evangelischen Kirchengemeinde Meerholz-Hailer vor 28 Jahren mitfinanziert hat. Durch den Zyklon hat sie zwei Kinder verloren.

Zahl der Todesopfer könnte noch steigen

Der tropische Wirbelsturm hat mehr als 500 Menschen in Malawi getötet, seitdem er Ende Februar zum ersten Mal in Afrika an Land ging und in der vergangenen Woche ein zweites Mal auf die Region traf. Nach Angaben von Paul Turnbull, Landesdirektor des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen, traf das rekordverdächtige Wettersystem Malawi am Ende der Regenzeit, als die Flüsse und Gewässer bereits einen hohen Pegelstand aufwiesen.

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Die Regierung hatte Warnungen herausgegeben, aber dann passierte nichts. Ich habe Glück, dass ich noch am Leben bin. Klimawandel ist für uns Realität.

Bertha Msowoya (Augenzeugin aus Blantyre)

„Es war sehr schwierig für die Menschen, wirklich zu verstehen, was vor diesem Sturm geschah. Die Regierung hatte Warnungen herausgegeben, aber dann passierte nichts“, sagt Bertha Msowoya aus Blantyre. „Ich habe Glück, dass ich noch am Leben bin. Klimawandel ist für uns Realität.“ Zyklon „Freddy“ ist einer der am längsten andauernden tropischen Stürme, die jemals aufgezeichnet wurden – und einer der tödlichsten, die in den vergangenen Jahren in Afrika aufgetreten sind. Und das zu einem Zeitpunkt, als Malawi nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation vom schlimmsten Cholera-Ausbruch heimgesucht wurde, den das Land je erlebt hat.

Cholera-Ausbruch könnte sich noch verschlimmern

Jetzt besteht das Risiko, dass sich der Cholera-Ausbruch verschlimmert, wobei Kinder am stärksten von der Krise betroffen sind, sagte der Sprecher des UN-Kinderhilfswerks (Unicef), Fungma Fudong, gegenüber Agence France-Presse (AFP). Laut Unicef sind durch Freddy mehr als 280.000 Kinder in Malawi dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Blantyre: Männer bergen Teile ihres zerstörten Hauses nach schweren Regenfällen. 500 Menschenleben hat der Tropensturm „Freddy“ bereits gekostet – und die Zahl der Opfer könnte noch deutlich steigen.

Blantyre: Männer bergen Teile ihres zerstörten Hauses nach schweren Regenfällen. 500 Menschenleben hat der Tropensturm „Freddy“ bereits gekostet – und die Zahl der Opfer könnte noch deutlich steigen.

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Doris Mandala, eine 29-jährige Mutter von drei Kindern aus Mulanje, einem der am stärksten betroffenen Bezirke 65 Kilometer östlich der Handelsmetropole Blantyre, berichtet, dass der Sturm ihre Familie noch tiefer in die Armut gestürzt hat. „Wir sind bettelarm, wir haben nichts. Alle Ernten sind weggeschwemmt worden, alles – Kartoffeln und Mais – alles weg. Ich kann mir nicht vorstellen, wie wir das Jahr ohne Haus und ohne Lebensmittel überstehen sollen. Woher sollen wir das Geld für die Schule und die Uniform für unsere Kinder nehmen?“

Wir sind bettelarm, wir haben nichts. Alle Ernten sind weggeschwemmt worden, alles – Kartoffeln und Mais – alles weg. Ich kann mir nicht vorstellen, wie wir das Jahr ohne Haus und ohne Lebensmittel überstehen sollen. Woher sollen wir das Geld für die Schule und die Uniform für unsere Kinder nehmen?

Doris Mandala (Sturmopfer aus Mulanje)

Krankenhäuser überflutet, Trinkwasser ist knapp

Freddy hat schwere Schäden an der Infrastruktur verursacht. Wichtige Versorgungseinrichtungen wie Krankenhäuser sind überflutet. Das stagnierende Hochwasser könnte den Cholera-Ausbruch verschlimmern, dem im vergangenen Jahr bereits 1.600 Menschen zum Opfer gefallen sind. Zudem haben die Überschwemmungen die Fähigkeit der Gemeinden, sich selbst zu versorgen, beeinträchtigt: Ernten wurden beschädigt und vernichtet, Viehbestände wurden weggeschwemmt.

Die öffentlichen Gesundheitssysteme sind überlastet und Trinkwasser ist nur noch äußerst schwer zugänglich. Auch die Schulen sind geschlossen. Das Land ist seit fast einer Woche ohne Strom, was sich auf Geschäfte und die täglichen Aktivitäten der Menschen auswirkt. Erschwerend kommt hinzu, dass Malawi auch in den kommenden Tagen mit normalen bis überdurchschnittlichen Niederschlägen rechnen muss. Der Arbeitskreis Ökumene der evangelische Kirchengemeinde Meerholz-Hailer und die Malawihilfe Gelnhausen appellieren an alle Menschen aus der Region, die Betroffenen, insbesondere die Schulkinder, mit einem Starterpaket zu unterstützen.

Hilfe für 1.000 Schulkinder geplant

Das Paket enthält Kleidung, Schuluniform, Schuhe, Schulmaterial und Seife und kostet 40 Euro pro Kind. „Unser Ziel ist es, bis zu 1000 Schulkinder zu unterstützen. Ihre Spende kommt direkt den betroffenen Schülern zugute“, betont BrigitteWinter, Vorsitzende der Malawihilfe.

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Wer die Betroffenen der Katastrophe unterstützen möchte, wird gebeten, eine Spende auf das folgende Konto der „Malawihilfe Gelnhausen e. V.“ bei der Kreissparkasse Gelnhausen zu überweisen: IBAN: DE24 5075 0094 0008 0100 47 (Zweck: Startpaket).

Spenden können auch auf das folgende Konto der evangelische Kirchengemeinde Meerholz-Hailer, Arbeitskreis Ökumene, bei der VR Bank Bad Orb-Gelnhausen eG überwiesen werden: IBAN: DE 46 5079 0000 0006 746837 (Zweck: Malawi Startpaket).

Weitere Informationen gibt es unter www.malawihilfe-gelnhausen.de im Internet.

GNZ

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