Kriminalstatistik für den Main-Kinzig-Kreis: Mehr häusliche Gewalt, weniger Taten im Netz
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Die Zahl der gemeldeten Wohnungseinbrüche stieg gegenüber dem Vorjahr minimal an: von 133 auf 138 Fälle.
© Quelle: Philipp von Ditfurth/dpa
Main-Kinzig-Kreis. „Im Zehnjahresvergleich befinden wie uns auf einem gleichbleibend guten und stabilen Niveau“, sagte Polizeipräsident Möller. „Damit bilden die aktuellen Zahlen des Polizeipräsidiums Südosthessen auch im Wesentlichen den Landestrend ab.“
Die 10.304 im vergangenen Jahr polizeilich erfassten Delikte im Main-Kinzig-Kreis – ohne die Stadt Hanau, die gesondert erfasst wird – spiegeln weitgehend den Wert aus „Vor-Corona“ wider: 2019 waren es 10.515 Fälle gewesen. Die Aufklärungsquote ging 2022 leicht zurück auf 65,5 Prozent.
„Zusammenfassend möchte ich betonen, dass das Risiko, im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Südosthessen Opfer einer Straftat zu werden, weiterhin sehr gering ist“, sagte der Polizeipräsident.
Mit einer Kriminalitätsbelastung von rechnerisch 3.171 Straftaten pro 100.000 Einwohner ist die Häufigkeitszahl zwar leicht gestiegen (2021: 3.019), sie liegt aber immer noch auf dem drittniedrigsten Wert der vergangenen 20 Jahre.
Gewalt gegen Polizeibeamte
Zugenommen hat die Zahl der Straftaten, bei denen Polizeibeamte Opfer eines tätlichen Angriffs oder einer Widerstandshandlung. Wurden 2021 noch 76 Fälle registriert, so waren es 2022 insgesamt 103 Ermittlungsverfahren.
Internetkriminalität
Bereits seit Ausbruch der Corona-Pandemie zum Jahreswechsel 2019/2020 ließ sich eine Zunahme bestimmter Formen der Internetkriminalität verzeichnen, worauf die hessische Polizei einen zusätzlichen Studiengang mit Vertiefungsrichtung „Cyberkriminalistik“ für Bewerber einführte, die ein besonderes Interesse an Informatik und Informationstechnik mitbringen. „Diese angepasste Ausbildung macht sich aus unserer Sicht nun bezahlt“, sagte Jochen Wegmann, kommissarischer Leiter der Kriminaldirektion.
Während 2019 noch 982 Delikte im Main-Kinzig-Kreis registriert wurden, waren es im Jahr darauf schon 1.026 Fälle. 2021 stiegen die Fallzahlen nochmals auf 1.132 an. Im vergangenen Jahr war nun eine Umkehr des Trends zu beobachten, und es wurden nur noch 999 Fälle erfasst. Die Aufklärungsquote entspricht mit 91,5 Prozentpunkten weitgehend den Vorjahreswerten.
Straftaten im Bereich Sexualität
Bei den sogenannten Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung wurden 290 Fälle erfasst – 2021 waren es noch 351 Delikte gewesen. Die Aufklärungsquote lag 2022 bei 91,7 Prozent. Zugenommen haben die Fälle von häuslicher Gewalt: von 331 auf 377. Die Aufklärungsquote lag bei annährend 100 Prozent. Das Gros der Delikte machte mit 302 Fällen die Körperverletzung aus, gefolgt von Bedrohung (36 Fälle) und Nachstellung („Stalking“) mit sechs Fällen.
Wohnungseinbrüche und Drogen
Die Zahl der gemeldeten Wohnungseinbrüche stieg gegenüber dem Vorjahr minimal an, und zwar von 133 auf 138 Fälle. In 61 Fällen blieb es beim Versuch, und die Täter gaben ihr Vorhaben auf . In diesem Bereich bleibt die Aufklärungsquote niedrig bei nur 15,2 Prozent.
Die Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz stiegen im Jahresvergleich von 680 auf 764 Fälle. Die Aufklärungsquote spiegelte mit 95,3 Prozent das bekannt hohe Niveau der Vorjahre wider.
Straßenkriminalität
In der Öffentlichkeit begangene Straftaten werden generell als Straßenkriminalität bezeichnet. Für die Polizei sind die Sicherheitsmaßnahmen in diesem Bereich von besonderer Bedeutung, denn sie beeinflussen in starkem Maße das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung.
Zur Straßenkriminalität zählt eine Vielzahl von Delikten, die im öffentlichen Raum begangen werden und aus Sicht der Polizei zu einer Verunsicherung der Bevölkerung führen können. Hier war 2022 wieder ein leichter Anstieg der Fallzahlen zu beobachten, was möglicherweise auch mit den Lockerungen der Corona-Einschränkungen zusammenhängen könnte.
Waren es 2021 noch 1.554 erfasste Fälle gewesen, wurden 2022 insgesamt 1.775 Straftaten registriert. Lag die Aufklärungsquote 2001 noch bei 9,8 Prozent, so stieg sie im vergangenen Jahr auf immerhin 22,4 Prozent.
Raub und räuberische Erpressung
Im Bereich Raub und räuberische Erpressung liegt die Zahl von 67 Fällen leicht höher als im Vorjahr (59 Fälle). Mit 68,7 Prozent Aufklärungsquote wurde der dritthöchste Wert seit Bestehen des Polizeipräsidiums Südosthessen 2001 erreicht Damals lag die Quote bei nur 43,1 Prozent. Die Anzahl der Körperverletzungen erreichte 2022 mit 1.140 Fällen etwa den Wert des Vor-Corona-Jahres mit 1.119 erfassten Straftaten. Auch die Aufklärungsquote von 93,1 Prozent war ähnlich hoch.
Tötungsdelikte
Der Fund einer männlichen Leiche Mitte September in Gelnhausen nahe der Kinzig wurde nach aufwändigen Ermittlungen aufgeklärt. Die federführende Kripo Gelnhausen hatte eigens eine Arbeitsgruppe „Schilf“ eingerichtet. Anlass für die Namensgebung war, dass der Körper des 25 Jahre alten Toten in einem von Schilf umgebenen Wassergraben gefunden wurde.
Bei den Ermittlungen kamen technische Einheiten der Polizei, Taucher, Leichenspürhunde und ein Polizeihubschrauber aus Bayern mit spezieller Technik zum Einsatz.
Anfang November erließ die Staatsanwaltschaft Hanau Haftbefehl gegen einen dringend tatverdächtigen 28-jährigen Mann, der seither in Untersuchungshaft sitzt. Zu den Vorwürfen hat er sich bislang nicht geäußert.
Im Main-Kinzig-Kreis wurden im Jahr 2022 insgesamt neun Fälle aus dem Deliktsbereich „Straftaten gegen das Leben“ bearbeitet. Hiervon konnten acht Fälle (89 Prozent) von der Kriminalpolizei aufgeklärt werden.
Jugendkriminalität
Etwa auf dem Niveau des Vorjahres (1.134 Fälle) fällt die Bilanz im Bereich der Jugendkriminalität mit 1.155 erfassten Delikten aus. Hierunter fallen Straftaten, die von Jugendlichen unter 21 Jahren begangen wurden. Im Gründungsjahr des Polizeipräsidiums lag diese Zahl etwas darüber, bei 1.325 Fällen.
Statistische Werte aus der Stadt Hanau
Auch die Zahlen der Stadt Hanau aus der Kriminalstatistik entsprechen mit 6.888 Fällen der Entwicklung der vergangenen fünf Jahre. Mit einer Kriminalitätsbelastung von 6.993 Straftaten pro 100.000 Einwohner ist die Häufigkeitszahl zwar leicht gestiegen (2021: 6.782), sie liegt aber immer noch auf dem drittniedrigsten Wert der vergangenen 20 Jahre.
Hanauer Fallzahlen nach Delikten
Die Fallzahlen im Einzelnen: Gewalt gegen Einsatzkräfte 77 (2021: 58), Internetkriminalität 401 (2021: 632), Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung 134 (2021: 163), Häusliche Gewalt 213 (2021: 174), Wohnungseinbrüche 76 (2021: 85), Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz 457 (2021: 426), Straßenkriminalität 982 (2021: 838), Raub und räuberische Erpressung 37 (2021: 29), Körperverletzung 591 (2021: 484), Jugendkriminalität 980 (2021: 1.019).
Gewaltsamer Tod zweier Kinder
Bei den sogenannten Straftaten gegen das Leben musste sich die Hanauer Kriminalpolizei im Mai 2022 mit dem gewaltsamen Tod zweier sieben und elf Jahre alter Kinder in der Innenstadt befassen. Dringend tatverdächtig ist der 47 Jahre alte Vater der beiden Geschwister, der sich unmittelbar nach dem Verbrechen ins Ausland abgesetzt hatte. Nach umfangreichen Ermittlungen wurde er wenige Tage später von der französischen Polizei in einem Pariser Vorort vorläufig festgenommen und nach Deutschland überstellt. Der aufsehenerregende Fall wird derzeit vor dem Hanauer Landgericht verhandelt.
GNZ