Sexualisierte Gewalt im Bistum Fulda: Kommission informiert Katholikenrat über Aufarbeitung
Gerhard Möller, Sprecher der Aufarbeitungskommission, informiert die Mitglieder des Katholikenrats über die Untersuchung der sexualisierten Gewalt im Bistum Fulda.
© Quelle: Marcus Leitschuh
Main-Kinzig-Kreis. „Ziel ist, dass die Betroffenen gehört und ihnen Gerechtigkeit widerfahren kann“, betonte Gerhard Möller dem Katholikenrat in seinem Bericht über die Arbeit der „Unabhängigen Aufarbeitungskommission zur Untersuchung von Fällen sexualisierter Gewalt im Bistum Fulda“. Laut dem früheren Oberbürgermeister geht es dem Gremium auch um die Bewertung, wie im Bistum mit den Missbrauchsfällen umgegangen wurde und welche systemischen Fehler ausfindig gemacht werden können.
Bislang bekannt: 34 Täter, 111 Betroffene
Wie der Sprecher der Kommission erläuterte, gab es im Bistum mehr Fälle sexualisierter Gewalt, als bislang in Studien angenommen. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich von 2000 bis 2015. Dabei sind 795 Personalakten gesichtet worden, in denen 34 Tätern und 111 Betroffene auftauchen, teilweise auch aus weiter zurückliegenden Jahren, teilt das Bistum in einer Pressemeldung mit. 11 der Täter sind bereit tot.
Die Arbeitsgruppe „Betroffene hören“ bietet Betroffenen und Zeugen Gespräche an. Die Gruppe „Akteneinsicht“ untersucht die Akten im Bistum.
Fünf ehemalige Kriminalbeamte unterstützen Kommission
Bundesweit besonders ist, dass fünf ehemaligen Kriminalbeamte die Arbeit der Kommission unterstützen. Die Kommission will die Betroffenen und Zeitzeugen hören und ihnen eine Stimme geben. Zugleich werden die Akten quantitativ und qualitativ gesichtet und aufgearbeitet.
Untersuchung soll in fünf Jahren abgeschlossen sein
Bis Mai 2023 sollen die 34 seit dem Jahr 2000 aktenkundig gemachten Missbrauchsfälle aufgearbeitet sein, im Anschluss die davor liegenden Fälle. Die Kommission ist zunächst für drei Jahre berufen und soll in fünf Jahren ihre Arbeit abgeschlossen haben. Gerhard Möller fordert die Katholikenratsmitglieder auf, die Menschen in ihren Kirchengemeinden und Verbänden für das Thema Missbrauch zu sensibilisieren und über die Angebote für Betroffene zu berichten. Es sei wichtig, Spiralen des Schweigens zu durchbrechen, besonders auch in Pfarreien, die direkt betroffen sind.
Steffen Flicker dankte als Vorsitzender des Katholikenrates für die Information. „Es hilft letztlich nur, wenn die Wahrheit auf den Tisch kommt“, sagte Flicker. „Es ist gut, dass wir im Bistum Fulda die Aufarbeitungskommission haben.“ Er kündigte an, dass auch die Betroffenenvertreter ins Gespräch mit Pfarrgemeinden und deren Vertretern gebracht werden.
Der Katholikenrat vertritt die Laien im Bistum Fulda. Im gehören gewählte Mitglieder aus Pfarreien und Verbänden aus allen Teilen des Bistum Fuldas an. Weitere Informationen gibt es unter www.nurmitmut.de.