Das Hallenbad in Erlensee soll schließen
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Seit 1976 gibt es das Hallenbad in Erlensee. Wegen der steigenden Energie- und Personalkosten soll es nun geschlossen werden. Zudem wären umfangreiche Sanierungsmaßnahmen notwendig.
© Quelle: Stadt Erlensee
Erlensee. Letztendlich liegt die Entscheidung bei den Stadtverordneten, doch der Magistrat empfiehlt einstimmig die Schließung des Hallenbads zum 30. Juni 2023. „Ich möchte mich – als Bürgermeister dieser Stadt – in dieser Situation selbst zu Wort melden und erst einmal frei heraus sagen, dass sich diese Entscheidung auch für mich wie ein heftiger Schlag in die Magengrube anfühlt“, sagte Rathauschef Stefan Erb. „Ist doch das Hallenbad seit fast einem halben Jahrhundert ein nicht wegzudenkender Bestandteil des Freizeitangebots unserer Stadt.“ Zur Erhaltung des Hallenbads hat sich bereits eine Bürgerinitiative gegründet. Die Petition „Sanieren statt abreißen“ haben am Freitagabend bereits etwa 2700 Bürger unterschrieben.
In der öffentlichen Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 17. November wird der Bürgermeister den Entwurf des Haushaltsplans für das kommende Jahr 2023 einbringen, den der Magistrat zuvor erarbeitet hat. Dieser Entwurf wird die Schließung des Hallenbads zum Juni 2023 vorsehen. „Diese tatsächlich einstimmig getroffene Entscheidung im Rahmen der jährlich stattfindenden Haushaltsberatungen ist quasi gezwungenermaßen gefasst worden und keines der Magistratsmitglieder hat sich diese traurige Entscheidung leicht gemacht“, heißt es in der Mitteilung der Stadt. Dies bedauert der Bürgermeister sehr: „Und doch ist mit Blick auf die kommenden Haushalte 2023 und folgende die Schließung alternativlos, so sehr ich dieses Wort gerne aus meinem Wortschatz streichen möchte.“
Hallenbad in Erlensee mit Defizit von jährlich 1,5 Millionen Euro
Das Hallenbad der Stadt Erlensee wurde 1976 eröffnet, nach 34 Jahren wurden 2010 Sanierungsarbeiten an der Technik durchgeführt, die einen Weiterbetrieb bis heute ermöglichten. Bereits im Vorfeld der damaligen Sanierung gab es den Vorschlag, beziehungsweise einen Antrag, das Hallenbad zu schließen, um nicht alle anderen Angebote der Stadt im Bereich der freiwilligen Leistungen zu gefährden.
Damals habe man sich zu einer Weiterführung entschieden, obwohl die Sanierung mit sieben Millionen Euro und der jährliche Zuschussbedarf mit rund 500000 Euro bereits erheblich waren. Dieses Defizit steigerte sich von Haushalt zu Haushalt und liege heute bei jährlich 1,5 Millionen Euro – nicht zuletzt aufgrund bereits in der Vergangenheit gestiegener Energiekosten und einer ebenfalls dynamischen Entwicklung der Personal- und Instandhaltungskosten, und zwar unabhängig von den aktuellen Teuerungsraten.
„Dazu kommt, dass wir heute, zwölf Jahre nach Wiedereröffnung, erneut vor einem großen Berg fälliger Sanierungsarbeiten stehen – die Schätzungen der von uns beauftragten Gutachter belaufen sich auf 15 bis 20 Millionen Euro“, so Erb. Das Schwimmbecken, die Verfliesung sowie Heizung und Umkleiden seien noch immer aus den 70er- Jahren und „haben damit das Ende ihrer Lebensdauer erreicht beziehungsweise bereits überschritten und lassen einen gesicherten Betrieb des Bades nicht mehr zu“.
Der Schuldendienst für diese Sanierung und die weiter steigenden Betreibungskosten würden den jährlichen Zuschussbedarf auch konservativ kalkuliert weit über die Zwei-Millionen-Marke treiben, heißt es weiter.
Damit wäre dann in absehbarer Zeit die Hälfte des gesamten Jahresetats für freiwillige Leistungen, wie für die Bücherei, die Kinder-, Jugend- und Seniorenarbeit, den Familienbus, die Spielplätze und das Fußballzentrum und so weiter belegt und man müsste letztlich all diese Angebote in ihrem Fortbestand in Frage stellen, heißt es aus dem Rathaus. „Ein Weiterbetrieb des Hallenbades ist nach Auffassung des Magistrats daher nicht mehr zu verantworten, weder zu Lasten all dieser Angebote noch zu Lasten der Bürgerinnen und Bürger beispielsweise im Wege einer weiteren drastischen Erhöhung der Grundsteuer“, schließt Erb.
In der Pressemitteilung heißt es weiter, dass der Magistrat die Auffassung vertritt, dass die oben beschriebenen Belastungen den Bürgern unserer Stadt schlicht nicht zugemutet werden könnten. Dazu komme, dass die Stadt Erlensee diese Belastungen allein stemmen müsste, da sämtliche Bemühungen, einen Betreiber des Bades zu finden oder die finanzielle Unterstützung von Nachbarkommunen zu erzielen, erfolglos geblieben seien. Auch das Land Hessen oder der Landkreis sehen sich nicht in der Pflicht, sich hier zu beteiligen. Somit wäre der einzige Weg, den Erhalt des Hallenbades zu finanzieren, eine dramatische Erhöhung der Grundsteuer als einzig lenkbare Einnahmequelle.
„Ich gebe diese Erklärung als Bürgermeister dieser Stadt in dem Bewusstsein ab, dass die letztendliche Entscheidung natürlich bei den Stadtverordneten liegt, die am 15. Dezember oder einer späteren Sitzung öffentlich über den Haushalt 2023 abstimmen werden. Mir ist zum jetzigen Zeitpunkt wichtig, Ihnen als Bürger und Bürgerinnen die Möglichkeit einer ersten Einordnung der Magistratsentscheidung zu ermöglichen und nicht dem Flurfunk und der Gerüchteküche – und den damit verbundenen Spekulationen – das Feld zu überlassen“, so Erb. Er lade die Bürger dazu ein, sich weiter über das Thema zu informieren und die Stadtverordnetenversammlung zu besuchen.
/GNZ
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