In Erlensee

Zwei Menschen vor dem Ertrinken gerettet: Hessische Rettungsmedaille für Herbert Bach

Im Beisein von Erwin Hirchenhain (Zweiter von rechts) und Erlensees Erster Stadträtin Birgit Behr (rechts) verlieh Landrat Thorsten Stolz (mitte) Herbert Bach (Zweiter von links) die Hessische Rettungsmedaille und sprach dessen Frau, Isabell Bach (links), im Namen des Hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein eine Öffentliche Belobigung aus.

Im Beisein von Erwin Hirchenhain (Zweiter von rechts) und Erlensees Erster Stadträtin Birgit Behr (rechts) verlieh Landrat Thorsten Stolz (mitte) Herbert Bach (Zweiter von links) die Hessische Rettungsmedaille und sprach dessen Frau, Isabell Bach (links), im Namen des Hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein eine Öffentliche Belobigung aus.

Erlensee. Es sind schicksalhafte, lebensbedrohliche Momente gewesen, an diesem kalten Februartag im vergangenen Jahr. Dass alles ein gutes Ende nahm, ist dem raschen Handeln von Herbert und Isabell Bach zu verdanken. Für dieses Handeln hat Landrat Thorsten Stolz das Ehepaar kürzlich im Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen mit der Hessischen Rettungsmedaille beziehungsweise einer Öffentlichen Belobigung ausgezeichnet.

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Am 19. Februar 2022 gehen Erwin und Christa Hirchenhain mit ihrem damals zwei Jahre alten Enkel in der Nähe ihres Wohnhauses in Erlensee am Ufer der Kinzig spazieren. Es ist kalt, die Kinzig führt Hochwasser. Erwin Hirchenhain und der Kleine werfen Grashalme ins Wasser. Ein paar Schritte weiter füttert Nachbar Herbert Bach seine Brieftauben, Isabell Bach ist im Haus und trinkt eine Tasse Kaffee mit einer Bekannten.

Opa und Enkel spielen an der Kinzig, als der Junge ins Wasser fällt

Die Idylle wird jäh unterbrochen, als es an Bachs Haustür Sturm klingelt. Davor steht aufgelöst und hilfesuchend Christa Hirchenhain: Der Enkel sei ins Wasser gefallen, ihr Mann hinterher gesprungen, um den Jungen zu retten. Vom Kinzigufer sind Hilferufe zu hören. Herbert Bach rennt zur Kinzig, sieht, dass es hier um Leben und Tod geht.

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Stehen kann Erwin Hirchenhain an dieser Stelle nicht, an der ein Zulauf in die Kinzig mündet, den Jungen aus dem Wasser an Land hieven auch nicht, denn der Zulauf hat eine hoch gemauerte Einfassung. Das Wasser bis zum Hals versucht er den Kopf des Kleinen über der Wasseroberfläche, den Enkel in der Nähe des Ufers zu halten. Herbert Bach zögert nicht. Der 74-Jährige holt den Jungen aus dem Wasser, sorgt dafür, dass der das bereits geschluckte Wasser ausspuckt.

Herbert Bach rettet Jungen und Großvater aus dem Wasser, Isabella Bach kümmert sich am Ufer um sie

Isabell Bach ist da schon mit Decken aus dem Haus geeilt und hat außerdem den Rettungsdienst verständigt. Die 65-Jährige nimmt den Kleinen in ihre Obhut. Herbert Bach rennt zurück zum Ufer, um auch seinem Nachbarn zu helfen. Erwin Hirchenhains Winterkleidung und seine Schuhe sind mit Wasser vollgesogen. Der damals 79-Jährige ist entkräftet und unterkühlt. Herbert Bach zieht seinen Nachbarn aus dem Wasser, seine Frau unterstützt ihn tatkräftig vom Ufer aus.

Als ich Erwin am Gürtel packen konnte, wusste ich, wir schaffen das.

Herbert Bach bei der Verleihung.

„Als ich Erwin am Gürtel packen konnte, wusste ich, wir schaffen das“, berichtete Herbert Bach bei der Verleihung. Sie schaffen es, ziehen Erwin Hirchenhain aus der Kinzig, retten auch ihm das Leben. Großvater und Enkel werden vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht. Dort werden sie medizinisch versorgt, denn sowohl beim Großvater als auch beim Enkelsohn war eine Unterkühlung eingetreten. Doch schon am nächsten Tag können sie nach Haus zurückkehren.

„Wenn Herbert und Isabell nicht gewesen wären, hätte das keinen guten Ausgang genommen“, sagte Erwin Hirchenhain denn auch um Fassung ringend in der Feierstunde im Main-Kinzig-Forum. Im Februar seien dort an der Kinzig selten Spaziergänger unterwegs, viele Anwohner gebe es nicht und in der nahen Kita sei im Februar selten jemand draußen.

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In einer schwierigen, lebensbedrohenden Situation haben Sie Verantwortung übernommen, beherzt gehandelt und nicht weggeschaut. Das ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit.

Landrat Thorsten Stolz

„Sie haben dramatische Minuten erlebt, die noch im Rückblick Emotionen wecken. Ich bin froh, dass alle Beteiligten diese Schreckmomente gut überstanden haben“, sagte Landrat Thorsten Stolz bei der Verleihung und an das Ehepaar Bach gewandt: „In einer schwierigen, lebensbedrohenden Situation haben Sie Verantwortung übernommen, beherzt gehandelt und nicht weggeschaut. Das ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit. Ich möchte Ihnen dafür meinen persönlichen Dank aussprechen.“

Er bedauerte, dass Menschen, die helfen – etwa Feuerwehrleute, Polizei oder Rettungskräfte –, Übergriffe erlebten und diese Vorfälle die Schlagzeilen bestimmten. „Herbert und Isabell Bach haben als Menschen gehandelt. Sie gehören zu denjenigen, die die Gesellschaft zusammenhalten.“ Aus diesem Grund sei es ihm eine besondere Freude, Herbert Bach im Namen des Hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein die Hessische Rettungsmedaille zu überreichen. Herbert Bach habe unter eigener Lebensgefahr mutig zwei Menschen in einer lebensbedrohlichen Situation aus der Kinzig gerettet. Er sei bei dieser Rettungstat über sich hinausgewachsen und habe ohne Zögern genau das Richtige gemacht.

Der Landrat fuhr fort: „Isabell Bach hat geholfen, zwei Menschen aus der Kinzig zu retten. Dabei hat sie einen klaren Kopf bewahrt und die Anweisungen ihres Mannes ausgeführt. Sie war die helfende Hand und die tatkräftige Unterstützung am Ufer und half bei der Bergung der Geretteten.“ Dafür erhalte Isabell Bach verdient eine Öffentliche Belobigung. Er freue sich zudem, dass mit dem Ehepaar Bach zwei ehemalige Mitarbeitende des Main-Kinzig-Kreises für ihren Einsatz ausgezeichnet würden.

Im vergangenen Jahr nur 16 Rettungsmedaillen in ganz Hessen

Die Hessische Rettungsmedaille und auch die Öffentliche Belobigung werde in Hessen nicht inflationär vergeben, sondern sei etwas Besonderes: „Im Jahr 2022 ist die Rettungsmedaille 16 Mal verliehen worden und es wurden 26 Belobigungen ausgesprochen. In diesem Jahr sind es bislang fünf Medaillen und sieben Belobigungen.“

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Auch Birgit Behr, Erste Stadträtin der Stadt Erlensee, würdigte das Ehepaar Bach im Namen der Stadt Erlensee, für deren Einsatz. Sie betonte, die Auszeichnungen seien zu Recht verliehen worden. Herbert Bach habe, unterstützt von seiner Frau, eine herausragende und selbstlose Tat getan.

GNZ/re

GNZ

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