Wegen Nato-Manöver drohen in Ostdeutschland Einschränkungen im Flugverkehr
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Am Himmel über Ostdeutschland werden im Sommer 2023 zeitweise nur Militärflugzeuge fliegen. Der Grund ist ein Nato-Manöver.
© Quelle: Christophe Gateau/dpa
Schönefeld. Der Himmel über Ostdeutschland ist im Sommer diesen Jahres an zehn Tagen für eine große Miltärübung reserviert. Vom 12. bis 23. Juni will die Nato ihr Manöver Air Defender 23 abhalten. Es drohen erhebliche Einschränkungen für den Flugverkehr, vor allem am Flughafen Berlin Brandenburg (BER), dem mit Abstand größten ostdeutschen Passagierflughafen.
Nach Plänen der Bundeswehr soll der sogenannte Übungsraum Ost während des zweiwöchigen Nato-Manövers täglich zwischen 10 und 14 Uhr für den zivilen Luftverkehr gesperrt werden, davon ausgenommen ist das Wochenende vom 17./18. Juni.
Die Ausdehnung dieses Übungsraumes Ost ist enorm. Er erstreckt sich großflächig über mehrere Bundesländer. Laut einer Karte der Bundeswehr beginnt er über der Ostsee vor der Küste Mecklenburg-Vorpommerns und zieht sich über Brandenburg bis in den Süden Sachsens. In diesem Korridor befinden sich etwa der Militärflugplatz Rostock-Laage sowie der Fliegerhorst Holzdorf in Südbrandenburg. Nicht betroffen sind laut Karte die östlichsten Regionen der drei Bundesländer.
Air Defender 23: Nato-Übung hat Auswirkungen auf Flughafen BER
Ob der Flughafen BER während dieser Übungszeiten vollständig gesperrt ist oder von Osten angeflogen werden kann, ist nicht ersichtlich. Von Westen kommende Flugzeuge müssten den BER dann mit Umwegen über Dänemark und Tschechien anfliegen.
Jan-Peter Haack, Pressesprecher der Flughafengesellschaft, sagt: „Es ist davon auszugehen, dass die Militärübung Auswirkungen auf den Verkehr am BER haben wird.“ In welchem Ausmaß, sei noch nicht klar, berichtet der Sprecher. Die Abstimmungen mit Behörden sowie der Deutschen Flugsicherung (DFS) liefen noch.
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Ein deutscher Eurofighter startet zu einem Übungsflug. Bei der Nato-Übung „Air Defender 23“ sollen 220 Flugzeuge zum Einsatz kommen.
© Quelle: Bernd Von Jutrczenka/dpa
Das Manöver Air Defender 23 ist eine der größten Militärübungen in der Geschichte der Nato. Laut Bundeswehr sollen bis zu 10.000 Soldatinnen und Soldaten aus 24 Nationen teilnehmen. Von den 220 Flugzeugen kommen etwa 100 aus den USA.
Drei Flugkorridore in Deutschland gesperrt
Die von der Bundeswehr genannten Einsatzstandorte befinden sich nicht in Ostdeutschland, sondern in Bayern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz sowie in den Niederlanden und Tschechien. Neben dem Übungskorridor Ost gibt es zwei weitere Flugkorridore im Norden und Süden Deutschlands mit abweichenden Sperrzeiten für den zivilen Flugverkehr.
Die zivile Luftfahrt müsse dann ausweichen, betont auch Robert Ertler, Sprecher der Deutschen Flugsicherung. „Das bedeutet: In dem verbleibenden Luftraum steigt der Bedarf an Verkehrsbewegungen deutlich an.“ Um eine Überlastung in diesen Gebieten zu vermeiden, dürfe nur eine bestimmte Anzahl an Flugzeugen zeitgleich diesen Luftraum nutzen, betont Ertler. „Dies wird durch die Zuteilung fester Startzeitfenster erreicht.“
Luftwaffe kündigt mehr Fluglärm an
Welche Auswirkungen die Übung konkret für einzelne Flughäfen hat, kann der Sprecher nicht sagen. Dazu sei das System zu komplex, auch seien kurzfristige Änderungen der Übungsinhalte nicht ausgeschlossen. Ertler betont aber: „Die DFS wird alles tun, um die Auswirkungen dieser bislang größten Übung seit Bestehen der NATO auf den zivilen Flugverkehr so gering wie möglich zu halten.“
Leiser wird es mit der Sperrung des Luftraums für zivile Maschinen nicht unbedingt. Die deutsche Luftwaffe hat angekündigt, es werde in Teilen Deutschlands zu erhöhtem Fluglärm kommen. Betroffen seien vor allem Gebiete um die deutschen Luftwaffenstandorte.
Dieser Artikel ist zuerst in der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“ erschienen.