Deutschlandticket: Einige Anbieter machen Schufa-Abfrage – andere nicht
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Eine U-Bahn der BVG in Berlin fährt ab: Die Verkehrsbetriebe in der Hauptstadt wollen keine Schufa-Abfrage bei ihren Kunden machen.
© Quelle: Christoph Soeder/dpa
Das Deutschlandticket soll ab Mai Mobilität für alle ermöglichen. Wer sich aber das 49 Euro teure Ticket kaufen möchte, muss zunächst beweisen, dass er solvent ist. Da das Deutschlandticket nur als rein digitales Ticket und nur im Abonnement zum Kauf angeboten wird, kann es nicht mit Bargeld am Schalter oder am Automaten gekauft werden. Beim Abschluss des Abos wird ein Lastschriftverfahren eingerichtet, dabei wird fast immer eine sogenannte Schufa-Prüfung vorgenommen. Hierbei wird die Kreditwürdigkeit der Kunden überprüft. Wer in der Vergangenheit bereits Schulden hatte oder Rechnungen nicht begleichen konnte, kann unter Umständen kein Ticket kaufen.
Die Münchner Verkehrsbetriebe bieten das Aboticket nur per Bankeinzug an: „Beim Lastschriftverfahren zahlt der Kunde erst im Nachgang, aus diesem Grund erfolgt eine Bonitätsprüfung“, so ein Sprecher. Ein Ticketkauf per Kreditkarte, in dem das Geld direkt übermittelt wird, sei aktuell noch nicht möglich, werde aber geprüft. Auch der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) will eine Bonitätsprüfung vor Abschluss des Abovertrags durchführen. Ebenso äußert sich die VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg: „Als kommunales Verkehrsunternehmen, das auch mit öffentlichen Geldern arbeitet, unterliegen wir der wirtschaftlichen Sorgfaltspflicht und haben daher für den digitalen Erwerb des Deutschlandtickets eine Bonitätsprüfung vorgesehen.“
Kabinett bringt 49-Euro-Ticket auf den Weg
Kreuz und quer mit dem Nahverkehr durch Deutschland fahren, für 49 Euro im Monat. Ab 1. Mai soll das möglich sein.
© Quelle: Reuters
Fahrgastverband Pro Bahn sieht Schufa-Check kritisch
Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) aus Hessen argumentiert, dass die Bonitätsprüfung der Allgemeinheit zugutekomme: „Eine Bonitätsprüfung ist bei Aboverträgen nichts Ungewöhnliches: Ob Energieversorger, Mobilfunkanbieter oder Vermieter – in vielen Bereichen des täglichen Lebens sind sie gang und gäbe“, teilte eine Sprecherin mit. „Letztlich ist die Sicherung der Einnahmen unter anderem eine Frage der Fairness und im Interesse der Gemeinschaft der Fahrgäste.“ Auch die Deutsche Bahn will einen Schufa-Check beim Verkauf des Deutschlandtickets vornehmen, wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete.
Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn, stört sich an dieser Regelung: „Wenn das ein Ticket für alle sein soll, dann muss es auch für alle zugänglich sein.“ Er plädiert etwa für ein günstigeres Ticket für Menschen mit geringem Einkommen oder eines, das zumindest in der Heimatregion kostenlos ist. Einige Bundesländer planen Vergünstigungen. „Wenn das Ticket zu teuer oder schwer zu bekommen ist, bleibt die Motivation zum Schwarzfahren weiterhin hoch“, sagt Fahrgastvertreter Naumann.
Bei den Hannoverschen Verkehrsbetrieben weiß man nichts von einer Schufa-Abfrage: „Dass ein Ticketerwerb nur nach Bonitätsprüfung durch die Schufa erfolgen soll, ist uns nicht bekannt.“ Der Kauf des Onlinetickets finde üblicherweise ohne Schufa-Abfrage statt, so der Pressesprecher. „Im Falle des Zahlungsausfalls behalten wir uns vor, die Forderungen an Inkasso-Dienstleister weiterzugeben.“ Beim Hamburger Verkehrsverbund hat man sich laut eigenen Angaben sechs Wochen vor dem Start des Deutschlandtickets noch nicht auf die Bezahlmöglichkeiten festgelegt.
Berliner Verkehrsbetriebe verzichten auf die Schufa-Prüfung beim Deutschlandticket
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Deutschlands größtes Nahverkehrsunternehmen, teilen mit, dass sie keine Prüfung vornehmen wollen: „Das Deutschlandticket ist bei der BVG für alle Menschen zugänglich. Niemand muss befürchten, wegen eines negativen Schufa-Eintrags dieses attraktive Abo nicht abschließen zu können“, so ein Sprecher des Unternehmens.
Das Unternehmen Transdev, das in vielen Regionen Deutschlands Züge und Busse betreibt und dem die Domain deutschlandticket.de gehört, will auf den Check verzichten. Um das Ticket zu erhalten, muss man allerdings in Vorkasse gehen. Erst dann wird das digitale Ticket verschickt. So umgeht Transdev die von der Bahn und anderen Anbietern befürchteten Zahlungsausfälle.
Karl-Peter Naumann von Pro Bahn kann die Kontrollen der Verkehrsbetriebe bis zu einem gewissen Grad verstehen: „Man hat in der Branche große Angst, dass man sein Geld nicht bekommt, weil man insgesamt unterfinanziert ist.“ Grundsätzliche brauche es mehr Geld für den öffentlichen Nahverkehr. Die Finanzierung des Deutschlandtickets sei ohnehin nur bis Ende 2024 gesichert. „Danach weiß keiner, was kommt“, so Naumann.