Die Deutschen und die Bahn: eine Hassliebe mit Zukunft
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Auch das diesjährige Pfingstwochenende sorgte wieder für volle Züge (Archivbild).
© Quelle: IMAGO/foto-leipzig.de
Auch das Pfingstwochenende hat es wieder gezeigt: Die Deutschen fliegen auf ihre Bahn. Ob auf den Ausflugsrouten an die See oder in die Berge mit dem 49-Euro-Ticket oder auf den Hauptstrecken im ICE: Die Züge waren an allen Pfingsttagen voll, oft pünktlich, Reisende und Zugbegleiter oft entspannt. Und das trotz der Bauarbeiten und Umleitungen auf wichtigen Magistralen.
Die Deutschen brauchen ihre Bahn – und werden auch in den kommenden Jahren viel mit Streckensperrungen und Umleitungen zu kämpfen haben. Das von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) und Bahnchef Richard Lutz ausgerufene „Tal der Tränen“ der Generalsanierungen wird gerade erst erreicht. Durch das Tal führt vielerorts nur Ersatzverkehr.
88 Milliarden Euro braucht das System Bahn mindestens für diesen Wiederaufbau, der jahrelang vernachlässigt wurde. Ob es das Geld wirklich gibt, hängt von den Haushaltsverhandlungen ab. Wissing muss da hart bleiben – und auch dafür sorgen, dass die Mehreinnahmen aus der Lkw-Maut wirklich wie von der Koalition verabredet in die Schiene fließen und nicht doch für die Straßensanierung draufgehen.
Dobrindt gibt den Zyniker
Nur noch zynisch ist es von Ex-Verkehrsminister Alexander Dobrindt, Wissing wegen der aktuell katastrophalen Pünktlichkeitswerte ein Desinteresse an der Bahn vorzuwerfen. Der CSU-Mann, seine Vorgänger und Nachfolger waren es schließlich, die das System Schiene durch Vernachlässigung an den heutigen Rand des Kollaps gebracht haben.
Für 2 Milliarden Euro: Deutsche Bahn bestellt 73 neue ICE-Züge
Der spanische Hersteller Talgo soll 56 Züge liefern, der deutsche Konkurrent Siemens Mobility 17.
© Quelle: dpa
Die Hassliebebeziehung der Deutschen zur Bahn wird in den kommenden Wochen und Monaten vermutlich auch von anderer Seite auf die Probe gestellt werden: In den Tarifverhandlungen zwischen EVG und DB ist die Kuh noch lange nicht vom Gleis, mehrtägige Streiks könnten folgen. Und kommende Woche stellt dann Claus Weselsky die Forderungen seiner Lokführergewerkschaft GDL vor. Ohne einen zünftigen Arbeitskampf seinerseits geht der Oberstreikmeister nicht in Rente, heißt es überall.
Die Störungen im Betriebsablauf, sie werden also nicht weniger. Da hilft nur durchatmen. Und entschleunigen. Bis das Tal der Tränen durchfahren ist.