Ex-Botschafter Melnyk will deutsche Tornado-Kampfjets für die Ukraine – CDU-Politiker stimmt zu
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Andrij Melnyk, ehemaliger Botschafter der Ukraine in Deutschland und ukrainischer Vizeaußenminister.
© Quelle: Michael Kappeler/dpa
Der ukrainische Vizeaußenminister Andrij Melnyk hat Deutschland in einem Tweet dazu aufgefordert, den ukrainischen Streitkräften Tornado-Mehrzweckkampfflugzeuge zur Verfügung zu stellen. Er habe einen „kreativen Vorschlag“, schrieb Melnyk am Sonntag auf Twitter. „Die Bundeswehr hat 93 Tornado-Mehrzweckkampfflugzeuge, die bald ausgemustert und durch F-35 ersetzt werden sollen. Das ist zwar ein altes Kampfflugzeug, aber immer noch sehr leistungsfähig.“
An die Adresse von Bundeskanzler Scholz richtete der ehemalige Botschafter der Ukraine in Deutschland die Frage: „Warum sollte man diese Tornados nicht an die Ukraine liefern?“
Ukraine fordert deutsche Panzer: „Jede Sekunde zählt“
Die Briten haben als Erste die Lieferung westlicher Kampfpanzer in die Ukraine beschlossen. Polen und Finnen wollen nachziehen.
© Quelle: dpa
CDU-Politiker Kiesewetter: „Ja, wir sollten Tornados liefern“
CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter unterstützte Melnyks Vorschlag. „Ja, wir sollten Tornados liefern“, antwortete er auf Twitter. Und weiter: „Alles, was der Ukraine zum Sieg verhelfen wird. Alles, was wir auch in der Nato verwenden würden. Auch damit werden wir nicht zu einer Kriegspartei.“
Melnyk bezieht sich auf den Kampfjet Panavia 200, den die Bundeswehr seit 1981 in verschiedenen Versionen nutzt. Der Tornado kann extrem tief fliegen und wurde von Deutschland, Großbritannien und Italien gemeinsam entwickelt. Im März 2022 verkündete die damalige Verteidigungsministerin Christine Lambrecht, dass der Panavia 200 durch den Kampfjet F-35 ersetzt wird.
Militärexperte hält Kampfjet für „eine schlechte Idee“
Christian Mölling, Sicherheitsexperte und Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), hält die Lieferung der deutschen Kampfflugzeuge dagegen für eine schlechte Idee. In einem Tweet zählt er fünf Gründe auf, warum: Die Kampfflugzeuge würden noch mindestens bis 2028 in Deutschland genutzt, sie trieben die Kosten in die Höhe und es stünden keine Ersatzteile zur Verfügung. Zudem sei die Elektronik zwar hochkomplex, aber Piloten und Bodenpersonal erhielten eine „Retro“-Schulung für den vor mehr als 50 Jahren entwickelten Kampfjet.
Nach Einschätzung des Sicherheitsexperten würden die Kampfjets erhebliche Ressourcen binden, zu einem Zeitpunkt, in dem sie besonders gebraucht werden. Für die künftige Verteidigung der Ukraine und die Abschreckung Russlands seien andere Systeme effizienter als „dieser wirklich veraltetet Jet“, twitterte Mölling.
In der Debatte um Waffenlieferungen war in den letzten Wochen der Druck auf die Bundesregierung gestiegen. Nach langem Hin und Her erklärte sich Kanzler Scholz schließlich bereit, den Marder-Schützenpanzer an die Ukraine zu liefern. In dieser Woche könnte sich nun auch eine Entscheidung in Bezug auf die Lieferung von Leopard 2-Kampfpanzern klären. Polen, Finnland und Spanien wollen die Panzer aus ihren eigenen Beständen an die Ukraine abgeben. Allerdings muss die Bundesregierung den Export freigeben, da die Kampfpanzer in Deutschland hergestellt wurden.
RND/ar