Türkei bestellt deutschen Botschafter ein
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Die Flaggen von Deutschland und der Türkei wehen vor dem Bundeskanzleramt (Symbolfoto).
© Quelle: Bernd von Jutrczenka
Das türkische Außenministerium hat den deutschen Botschafter in der Türkei einbestellt. Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Hintergrund sei „die unbegründete Festnahme von Vertretern des Frankfurter Büros der Zeitung ‚Sabah‘ vonseiten der deutschen Polizei“, teilte das türkische Außenministerium am Mittwoch mit.
Türkische Medien hatten zunächst berichtet, dass die hessische Polizei am Mittwoch in den Redaktionsräumen der in Frankfurt angesiedelten Europaredaktion der türkischsprachigen Zeitung eine Razzia durchgeführt haben soll. Ein Pressesprecher der Polizei Frankfurt konnte diese Berichte auf Nachfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) jedoch nicht bestätigen.
Polizei durchsucht Privatwohnungen von Journalisten
Eine Sprecherin der Polizei Südhessen bestätigte dem RND allerdings, dass die Privatwohnungen von zwei 46- und 51-jährigen Journalisten in Mörfelden-Walldorf durchsucht wurden. Dabei gehe es um den Verdacht des gefährdenden Verbreitens personenbezogener Daten. Bei dem Einsatz seien Speichermedien und andere Beweismittel sichergestellt worden. Von einer Razzia könne aber nicht die Rede sein, so die Sprecherin.
Nach Abschluss der kriminalpolizeilichen Maßnahmen seien die Männer wieder entlassen worden. Die Durchsuchung habe im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Darmstadt stattgefunden.
Das türkische Außenministerium schrieb in der Mitteilung, die Journalisten seien einer haltlosen Anzeige eines Mitglieds der Gülen-Organisation zum Opfer gefallen. Die Türkei sieht die sogenannte Gülen-Bewegung hinter dem Putschversuch im Juli 2016 und listet diese als Terrororganisation. Sie brachte den Vorfall zudem in Zusammenhang mit der Parlaments- und Präsidentenwahl von Sonntag. Dass sich die Aktion unmittelbar nach der ersten Runde der Wahl ereignet habe, sei eine „vorsätzliche Handlung“.
Bei der Präsidentenwahl in der Türkei am Sonntag hatte Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan die absolute Mehrheit knapp verfehlt und muss am 28. Mai gegen den Zweitplatzierten, Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu, in einer Stichwahl antreten.
RND/lau mit dpa