Andreas Hofmann, Vorsitzender der SPD Main-Kinzig; und Klaus Schejna, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion, haben den Tod Pipa als „schweren Verlust für die Sozialdemokratie im Main-Kinzig-Kreis und darüber hinaus“ bezeichnet. „Es ist eine traurige Nachricht für unseren Landkreis und alle Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten der SPD Main-Kinzig. Mit Erich Pipa verlieren wir einen engagierten Kämpfer für den Main-Kinzig-Kreis und seine Menschen. Sein unermüdlicher Einsatz für soziale Gerechtigkeit zog sich wie ein roter Faden durch seine gesamte politische Laufbahn.“ Unvergessen sei Pipas Kampf für die Betreuung von Langzeitarbeitslosen in kommunaler Hand, der Anfang der 2000er Jahre schließlich dazu führte, dass der Main-Kinzig-Kreis deutschlandweit Vorreiter des sogenannten Optionsmodells wurde. „Erich war immer ein Politiker der Leidenschaft, der nicht nur zuhören und reden, sondern auch konkret etwas verändern wollte“.
SPD: Politisches Wirken immer vom Einsatz für die Menschen geprägt
Pipas politisches Wirken sei immer geprägt von seinem Einsatz für die Menschen gewesen: „Der Satz ‚ Wir müssen immer an die Menschen und an das Ehrenamt denken‘ hat sich bei mir eingeprägt und war stets die Leitlinie seines politischen Handelns“, sagt Andreas Hofmann.
Vor diesem Hintergrund seien auch die zahlreichen Leuchtturmprojekte einzuordnen die Erich Pipa im Main-Kinzig-Kreis initiiert hat. Der flächendeckende Breitbandausbau in kommunaler Verantwortung sei ein solches Leuchtturmprojekt. „Hier hat Erich Pipa ein absolutes Zukunftsthema erkannt und dafür gesorgt, dass dies in Rekordzeit umgesetzt wurde. Ihm hat es der Main-Kinzig-Kreis zu verdanken, dass wir heute über ein so gutes Glasfasernetz verfügen und damit einen herausragenden Vorteil für die Menschen und die Unternehmen gegenüber anderen Landkreisen vorweisen können. Dies zählt sicher zu einem seiner größten Erfolgsprojekte“, so Hofmann weiter.
Dabei seien seine Zielstrebigkeit und sein klarer Kompass durchaus auch manchmal mit Herausforderungen für seine politischen Wegegefährten verbunden gewesen. „Wenn Erich von etwas überzeugt, war, konnte er mit dem Kopf durch die Wand gehen und war nicht zu bremsen“, sagt der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, Klaus Schejna. „Zweiflern begegnete er mit hochgekrempelten Ärmeln und den Worten ‚Net babbele, mache!‘ Er hatte die Energie, unmöglich Scheinendes zu realisieren, selbst anfängliche Kritiker mussten am Ende meist eingestehen, dass er aufs richtige Pferd gesetzt hatte.“
Die Neufassung des kommunalen Finanzausgleichs sei ein weiteres Thema gewesen, das den ausgewiesenen Finanzexperten Erich Pipa während seiner Zeit als Landrat beschäftigt hat. Die finanziellen Spielräume der Kommunen und damit ihre Handlungsfähigkeit für die Bürger seien ihm immer besonders wichtig gewesen. Dieser Einsatz für die kommunale Familie, wie er sie immer wieder bezeichnete, habe sich auch im Vertrauen ausgedrüclt, das die anderen hessischen Landkreise ihm entgegenbrachten und Pipa für die Zeit von 2013 bis 2017 zum Präsidenten des Hessischen Landkreistages wählten. Zudem erhielt er für sein Engagement am 19. Oktober 2015 vom damaligen hessischen Finanzminister Dr. Thomas Schäfer das Bundesverdienstkreuz. Elf Organisationen und Privatpersonen aus dem Main-Kinzig-Kreis hatten „ihren Landrat“ für diese Ehrung vorgeschlagen.
Auch die SPD Main-Kinzig ehrte Erich Pipa 2017 für sein langjähriges Engagement und seinen Einsatz für die Werte der Sozialdemokratie, so etwa die Willy-Brandt-Medaille. Christoph Degen erklärte damals: „Wer, wenn nicht Erich Pipa, hat diese Auszeichnung verdient? Erich Pipa hat sich in über 50 Jahren als Sozialdemokrat tatkräftig für die Belange der Bürgerinnen und Bürger im Main-Kinzig-Kreis eingesetzt. Insbesondere sein Einsatz für Langzeitarbeitslose und sein Lieblingsprojekt Breitbandausbau haben ihn weit über die Grenzen unseres Kreises hinaus bekannt gemacht.“
Diese Auszeichnungen, der Respekt und die Anerkennung die Erich Pipa über den Main-Kinzig-Kreis und Parteigrenzen hinaus zu teil werden, zeigten, dass er sich in seinem jahrzehntelangen Engagement immer für das Gemeinwohl eingesetzt hat. Sein Rat sei in der Sozialdemokratie im Main-Kinzig-Kreis und in der gesamten Kreispolitik gefragt und geschätzt gewesen. „Jetzt gelten unsere Gedanken seiner Frau Eveline und seinen Angehörigen. Gemeinsam trauern wir um einen beeindruckenden Menschen, der für viele im Main-Kinzig-Kreis ein Vorbild war“, so Hofmann und Schejna abschließend.
CDU: Eine politische Persönlichkeit, die sich über den Kreis hinaus Anerkennung erworben hat
Die CDU-Kreisvorsitzende, Dr. Katja Leikert, und der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Heiko Kasseckert, haben die Nachricht vom Tod des früheren Landrates Erich Pipa mit großer Trauer und Respekt vor seiner Lebensleistung aufgenommen: „Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen. Mit seinem Tod verliert der Main-Kinzig-Kreis eine politische Persönlichkeit, die sich über den Kreis hinaus Anerkennung erworben, aber auch im Main-Kinzig-Kreis in seinen rund drei Jahrzehnten hauptamtlicher Tätigkeit viele wegweisende Entscheidungen vorangebracht hat.“ Die bundesweit beachtete Organisation der Langzeitarbeitslosigkeit oder auch der Grundstein für die Breitbandversorgung im Kreis zählten zu den großen Weichenstellungen seiner Amtszeit.
„Erich Pipa war ein streitbarer Politiker, der seine Zeile immer mit großer Leidenschaft verfolgt hat. Auch wenn wir nicht immer politisch einer Meinung waren, so waren es aber gerade diese Eigenschaften, die ihn persönlich ausgezeichnet haben. Ein Politiker mit Rückgrat, die man sich heute so oft wünscht“, sagen Leikert und Kasseckert. Leikert sieht gerade in der großen Beharrlichkeit von Pipa seine Stärke: „Erich Pipa hat viel Konkretes für unseren Kreis erreicht. Ich erinnere mich gut an gemeinsame Termine, wo wir den kinderärztlichen Bereitschaftsdienst gegen viel Widerstand an das Main-Kinzig-Klinikum gebracht haben. Das waren sehr eindrucksvolle Verhandlungen.“
Grüne: Klare Haltung zu wichtigen Zeitgeschehnisssen
Kasseckert und Pipa standen sich 2005 im Landratswahlkampf gegenüber. Die Wahl habe Pipa letztlich im Ostkreis und im Bergwinkel mit der Behauptung gewonnen, Kasseckert wolle den Kreis spalten – den Ostkreis zu Fulda und den Westkreis zu Frankfurt ausrichten. Gestimmt habe das zwar nicht, aber Pipa habe sich so notwendige Stimmen gesichert. Nach einem langen Wahlkampf entschied er das Rennen für sich – nur wenige Hundert Stimmen trennten die beiden Kontrahenten am Ende. Pipa wurde Landrat, Kasseckert blieb Bürgermeister in Langenselbold. „Und dennoch begegneten wir uns danach immer fair und auf Augenhöhe. Mehr noch, wir haben ein Vertrauen aufgebaut, das über die Parteigrenzen belastbar war. Wenn wir etwas vereinbart hatten, konnte man sich wechselseitig darauf verlassen. So etwas findet man in unserer heutigen Zeit leider immer seltener.“
Für die Grünen äußert sich der Fraktions- und der Kreisvorstand zum Tode Erich Pipas: „Wir trauern um einen der prägendsten Politiker des Main-Kinzig-Kreises“, sagen Reiner Bousonville, Viola Haßdenteufel, Jakob Mähler und Ahmet Cetiner. „Mit Erich Pipa ist eine große Persönlichkeit aus dem Main-Kinzig-Kreis gestorben. Mit seinem unermüdlichen Einsatz hat er den Kreis entscheidend gestaltet.“
Nicht nur in Zeiten der gemeinsamen Koalition habe man die Zusammenarbeit mit Erich Pipa geschätzt: „Er hat als Landrat nicht nur mit der eigenen, sondern mit allen Parteien auf Augenhöhe gesprochen. Für ihn war Zusammenarbeit wichtig, zum Wohle der Menschen im Main-Kinzig-Kreis.“ Dabei habe er sich auch nicht davor gescheut, klare Kante zu zeigen: „Wofür er geschätzt und respektiert wurde, war neben seiner unermüdlichen Arbeit und seinem Einsatz, seine klare Haltung zu wichtigen Zeitgeschehnissen.“
Beispielhaft zu nennen, sei sein Vorstoß, „Langzeitarbeitslose einfach selbst im Kreis zu betreuen oder auch seine klare Haltung für eine bessere Aufnahme, Unterbringung und Versorgung von Geflüchteten. Er hat für Themen gebrannt und auch bei heftigem Gegenwind für diese eingestanden.“
Dies habe dafür gesorgt, dass Pipa parteiübergreifend Anerkennung erfahren hat: „Wir haben die Zusammenarbeit zwischen uns Grünen und dem ehemaligen Landrat immer geschätzt. Erich Pipa war ein gern gesehener Gast unserer Fraktion, wenn wir im Main-Kinzig-Kreis vor großen Entscheidungen standen oder uns über einzelne Schwerpunkte austauschen wollten.“
Leider habe er auch die Schattenseiten kennenlernen müssen. Wegen seiner klaren Meinung hatte Pipa Morddrohungen bekommen und war immer wieder Opfer von Anfeindungen. Statt sich aber zurückzuziehen, habe er weiterhin für seine Meinung eingestanden. Dies zeige klar das Rückgrat und den Kampfgeist von Erich Pipa, der als „streitbarer, aber immer als fairer Diskussionspartner eine stetige Verbesserung des Kreises erreichen wollte und auch erreichte“, so der Vorstand von Kreistagsfraktion und Kreisvorstand.
Dazu zähle auch der Ausbau der Breitbandinfrastruktur, die damals in Deutschland in dieser Größe einmalig war: „Dass ein Kreis einfach selbst das Internet für Unternehmen und Privatpersonen legt, das war ungewöhnlich und dem ehemaligen Landrat zu verdanken, der statt auf andere zu warten, lieber direkt selbst angepackt hat.“
Pipa habe im Kreis viele Grundsteine gelegt und viele Erfolgsgeschichten geschrieben: „Sei es in der Sozialpolitik oder im Ausbau der heimischen Infrastruktur. Auf diese Erfolgsgeschichten konnten wir die vergangenen Jahre und können wir zukünftig aufbauen. Das Leben und Wirken von Erich Pipa wird nicht vergessen werden.“
Weitere Würdigungen und Äußerungen zum Tod von Erich Pipa lesen Sie auf Seite 18.