„Mittlerweile bewegen wir uns in unserem Landkreis beim Anteil der Infektionen mit der britischen Variante des Virus bei einer Marke von 40 Prozent“, führt Simmler aus. „Wobei die aussagekräftigeren bundesweiten Zahlen des Robert-Koch-Instituts auf einen deutlich höheren Anteil von über 70 Prozent hinweisen – mit steigender Tendenz.“ Auffällig sei auch die stark wachsende Zahl an Neuinfektionen in Kitas, aber auch an Schulen, was keine weiteren Öffnungsschritte vor den Osterferien im Bildungsbereich erlaube. Entsprechend hatten die Schulträger Main-Kinzig-Kreis und Stadt Hanau dies bereits am Dienstag, im Einklang mit anderen Schulträgern wie Offenbach und Fulda, verschoben. Das Gesundheitsamt stellt sich für die nächsten Tage auf weiter ansteigende Infektionszahlen ein.
Die Situation auf den Intensivstationen der Krankenhäuser in Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern hat sich in den vergangenen Wochen etwas entspannt. Aktuell sind elf Personen auf intensivmedizinische Versorgung angewiesen, fünf davon auf ein Beatmungsgerät. Insgesamt befinden sich 53 Frauen und Männer im Zusammenhang mit Covid-19 in den Krankenhäusern, davon 46 aus dem Main-Kinzig-Kreis. Allerdings warnt das Gesundheitsamt davor, dass das deutlich höhere Infektionsgeschehen in der Fläche auch mit einem Anstieg der Belegungszahlen in den Krankenhäusern einhergehen werde.
Über 29.600 Menschen haben im Main-Kinzig-Kreis eine Corona-Schutzimpfung erhalten. Die Impfquoteeröht sich damit auf 7,1 Prozent. „Die erfolgten Impfungen zeigen merkliche Effekte am Infektionsgeschehen, vor allem dort, wo die Impffortschritte schon beachtlich sind“, sagt Simmler. „Das sind die stationären Einrichtungen und insgesamt die Über-80-Jährigen. Aber dadurch, dass sich das Infektionsgeschehen auf jüngere Generationen verlagert, wird der Impfaktion unter Lehrkräften und beim Erzieherpersonal erhebliche Bedeutung zukommen, um Kitas und Schulen stärker zu schützen.“ Für mehr als 2 000 Personen aus diesen Berufsgruppen waren ab dieser Woche schon Termine vergeben, bis zu den Osterferien sollten die Erstimpfungen bei allen Interessierten erfolgt sein. Dies wurde durch die Nachrichten rund um Astrazeneca vorerst gestoppt. Der Main-Kinzig-Kreis und die jeweiligen Arbeitgeber hatten die betroffenen Personen, die in diesen Tagen ihren Termin an einem der Impfzentren gehabt hätten, gesondert über die Situation informiert. Das Land Hessen wiederum informiert alljene, die über das zentrale Terminvergabeverfahren vom vorläufigen Stopp der Verimpfung mit Astrazeneca-Impfstoff betroffen sind. Mit dem Ergebnis der fachlichen Prüfung dieses Impfstoffs wird sich die Leitung der Impfaktion im Main-Kinzig-Kreis im Austausch mit den Impfzentren kurzfristig befassen. „Ziel muss es sein, dass wir mehr Impfungen dezentral vornehmen lassen“, sagt Simmler. „Dazu brauchen wir die Hausärzte, einfach mehr Schultern und mehr Standorte für mehr Schnelligkeit beim Impfen. Das prüfen wir derzeit intensiv und bereiten diesen Schritt vor.“
Neben dem Impfen setzt der Main-Kinzig-Kreis weiter auf verstärktes Testen. Immer mehr Schnelltestzentren bieten ihre Dienste an. Zur Überbrückung hatte der Main-Kinzig-Kreis die Kapazitäten seiner kreiseigenen Testzentren deutlich erweitert und für jeden Interessierten geöffnet. Alleine in der vergangenen Woche wurden an den sechs Teststellen über 5.100 Schnelltests vorgenommen; rund 60 fielen positiv aus. Den betroffenen Personen wurde daraufhin zur Absicherung eine PCR-Testung vermittelt. „Jede Infektion, die wir über die Schnelltestzentren herausfinden und bei der wir weitere Ansteckungen verhindern können, hilft uns. Unser besonderer Fokus bleibt dabei weiterhin auf den Bereichen Bildung, Betreuung und Pflege, die wir in noch einmal höherem Maße schützen wollen und schützen müssen“, erläutert Simmler.
Nachdem 44 laborbestätigte Coronavirus-Fälle nachträglich in die Statistik aufgenommen worden sind, liegt die Gesamtzahl der Menschen, die sich seit Beginn der Pandemie mit dem Coronavirus infiziert haben, nun bei 16.038. Als aktuell infektiös eingestuft werden 962 Personen. 14.581 Menschen haben die akute Virusinfektion mittlerweile wieder überstanden. Im Zusammenhang mit Covid-19 sind 495 Menschen mit Wohnort im Kreisgebiet gestorben. Das Gesundheitsamt hat außerdem für Mittwoch Coronavirus-Fälle in Hanau an der Ludwig-Geissler-Schule und der Paul-Gerhard-Schule, an der Kreisrealschule in Bad Orb, an der Maintaler Waldschule und an der Nidderauer Kurt-Schumacher-Schule registriert.
Die von den 113 Neuinfektionen betroffenen Menschen wohnen in Hanau (33), Maintal (18), Erlensee (11), Freigericht (5), Rodenbach (5), Schöneck (5), Großkrotzenburg (4), Gelnhausen (3) Gründau (3), Langenselbold (3), Linsengericht (3), Neuberg (3), Nidderau (3), Bad Soden-Salmünster (2), Brachttal (2), Hammersbach (2), Ronneburg (2), Wächtersbach (2), Bad Orb, Bruchköbel, Hasselroth und Sinntal.
Im besten Bürgersinn haben sich die Betreiber des aktuell geschlossenen „Café Central“ und die zwar geöffnete, aber unter mangelnder Frequenz in der Innenstadt leidende Hof-Apotheke „Zum Goldenen Schwan“ am Hanauer Marktplatz entschlossen, gemeinsam in den derzeit ungenutzten Räumen des „Café Central“ Schnelltests für alle Bürger des Main-Kinzig-Kreises ohne Termin anzubieten.
In der Apotheke mangelte es an Platz, eine Testung mit getrennten Ein- und Ausgängen zu organisieren. Platz und gut belüftete Räume hat der benachbarte Gastronom ausreichend. So entstand die Kooperation.
Von der Idee zur Umsetzung verging nur etwas mehr als eine Woche. Schulungen mussten ausgeführt werden, erforderliche Genehmigungen wurden eingeholt, bauliche Maßnahmen kurzfristig umgesetzt.
„Wir wollten nicht weiter zusehen, sondern einfach die Ärmel hochkrempeln, um gegen die Pandemie anzukämpfen“, sagt Mohammad Hosseini, Inhaber der Hof-Apotheke.
Stefan Gebauer, Betreiber des „Cafe Central“, ergänzt: „Wir haben in unserem Team einige Mitarbeiter mit medizinischer Ausbildung, die froh sind, wieder arbeiten zu können, und auch dazu beitragen wollen, Infektionsketten zu durchbrechen.“
Getestet werden täglich von 8 bis 19 Uhr ausschließlich asymptomatische Bürger. Geeignet ist der Test auch vor Verwandschaftsbesuchen, geschäftlichen Treffen oder einfach nur zur eigenen Sicherheit. Der Test dauert keine fünf Minuten; das Testergebnis wird nach 15 Minuten per E-Mail geschickt. Um Wartezeiten vor Ort zu minimieren, kann man seine Daten vorher online unter www.central-schnelltest.de eingeben.
Die Resonanz der ersten Tagen gibt den beiden Hanauern Recht, wie sie selbst berichten: Das Angebot werde gut angenommen.