Im Vorausblick auf den jeweils nächsten Monat wird mithilfe eines optischen Signals verdeutlicht, ob mit Engpässen zu rechnen ist und was das bedeutet. Die Ampel leuchtet ab sofort auf der Webseite des Versorgers unter www.kreiswerke-main-kinzig.de/wasserampel und zeigt aktuell als Vorschau für den Monat Juli die Signalfarbe Gelb.
Mit dem Hitzesommer 2018 hatte die Situation ihren Lauf genommen. Bis heute sind die Grundwasservorräte nicht wieder auf ihr übliches Maß gestiegen. Ein Beispiel: Ihren Brunnen Erbstadt 2 betrieben die Kreiswerke ausgehend vom Jahr 2015 noch mit einem Grundwasserspiegel von 145,75 Metern über Normalnull (NN). Heute befindet sich der Grundwasserpegel auf einer NN-Höhe von 140,5 Metern – also ganze fünf Meter darunter. Und leider füllen sich die Reservoirs im Boden auch nicht direkt nach einem Regenschauer wieder. Die vorhandenen Niederschlagsmengen stammen zudem häufig aus Starkregenfällen, die kaum einen Beitrag in der Grundwasservorratshaltung leisten. Das liegt zum einen daran, dass das Wasser nicht so schnell im Boden versickern kann, wie es auftrifft, weshalb es bei Starkniederschlägen einfach abfließt. Zum anderen saugt die Vegetation das Wasser auf und lässt es gar nicht erst bis zum Grundwasser durchkommen. Tendenziell ist der Main-Kinzig-Kreis ein niederschlagsarmes Gebiet. „Um fundierte Voraussagen auf die künftige Entwicklung der Trinkwasserverfügbarkeit treffen zu können, haben wir ein Prognosesystem entwickelt, das aus einer Vielzahl von Faktoren besteht: etwa dem Grundwasserspiegel, dem Ausschöpfungsgrad von Eigenförderung und Fremdwasserbezugsmengen, Niederschlagswerten und auch Tages- und Nachttemperaturen“, erklärt Stefan Gerlach, Technische Führungskraft Wasser bei den Kreiswerken. „Diese Werte setzen wir regelmäßig und in kurzen Zeitabschnitten in Relation und legen so die Signalfarbe der Wasserampel für den kommenden Monat fest.“
Je nach Signalfarbe bittet der Versorger die Bevölkerung darum, ihr Verbrauchsverhalten anzupassen und die entsprechend aufgeführten Hinweise dringend einzuhalten. „Das Spektrum reicht von Grün – einer guten Trinkwasserverfügbarkeit – über Gelb bis hin zu Rot, was eine stark eingeschränkte Verfügbarkeit bedeutet. In diesem letzten Eskalationsmodus wäre der Trinkwassernotstand auszurufen. Mithilfe dieses Vorwarnsystems können wir frühzeitig Einfluss auf den Trinkwasserverbrauch sowie die Verfügbarkeit in unserem Verantwortungsbereich nehmen.“ Dabei sei die Mithilfe der Bevölkerung elementar: „Mit der Wasserampel geben wir den Bürgern ein Informationssystem an die Hand, mit dem wir die Menschen für eine verantwortungsvolle Trinkwassernutzung sensibilisieren wollen.“
Die aktuelle Bewertung fasst Gerlach so zusammen: „Die Reserven in den Brunnen sind noch auf einem guten Niveau. Die fixierten Fremdbezugsmengen werden allerdings über das Maß ausgeschöpft. Die Niederschläge im Mai waren unterdurchschnittlich gering, und an vielen Tagen wird nun die Höchsttemperatur von 25 Grad Celsius überschritten. Somit besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Wasserpegel im Juli auf ein niedrigeres Niveau sinken.“
Im Durchschnitt verbrauchen die Bundesbürger 125 Liter Leitungswasser pro Kopf und Tag. Wenn es heiß ist, steigt dieser Verbrauch erheblich an: Bis zu 35 Prozent mehr Trinkwasser als im Durchschnitt wird an sonnigen Sommertagen genutzt – für Pools, zur Gartenbewässerung oderzur Abkühlung. „Diesen saisonalen Mehrverbrauch haben wir nun schon ab April und ganz besonders im Mai registriert – wahrscheinlich wurden hier auch schon die ersten Pools befüllt“, zeigt Gerlach auf.
Zur Anpassung an die sich abzeichnenden Herausforderungen wie Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Landflucht, Flächenversiegelung, wasserintensive Produktion von Landwirtschaft und Industrie sowie ein verändertes Konsumverhalten haben die Kreiswerke bereits im vergangenen Jahr in Zusammenarbeit mit der BGS Umweltplanung GmbH aus Darmstadt ihr Wasserversorgungskonzept überarbeitet. Um die erhöhten Trinkwasserabnahmen decken zu können, die zudem zeitgleich mit der Reduktion von Wassermengen durch einen Vorversorger einhergingen, wurden als eine der ersten Maßnahmen Brunnen reaktiviert, die zuvor als Reservebrunnen vorgehalten wurden.
Im Umgang mit den lokalen Trinkwasserressourcen liege noch einiges an Potenzial, sagt Gerlach. Gerade jetzt könne zum Beispiel stärker darauf geachtet werden, wann besser Regenwasser statt Trinkwasser zu nutzen sei – etwa für die Gartenbewässerung im privaten Bereich, aber auch im Haushalt für die Toilettenspülung oder die Waschmaschine. Die Sparmaßnahmen seien hauptsächlich in den Spitzenzeiten nötig. „Also dann, wenn die Menschen nach Feierabend ihre Rasenfläche mit aufbereitetem Trinkwasser begießen. Dies bitte maximal mit Regenwasser“, so die dringende Bitte des Versorgers. „Es geht darum, das Wasserdargebot nachhaltig in den Griff zu bekommen: Dabei sind wir auf das solidarische Handeln jedes Einzelnen angewiesen.“