Aktuell steigt die Anzahl infizierter Bewohner und Mitarbeite in stationären Pflegeeinrichtungen weiterhin an. Diese Entwicklung gefährde nicht nur die Gesundheit der betroffenen Gruppen massiv, sie trage auch zu hohen Personalausfällen und somit zu einer immer herausfordernden Situation in der Pflege bei, was die Versorgung der Bewohner angehe. „Hier etwas ganz pragmatisch zu tun – das ist unsere Aufgabe, die wir jetzt noch intensiver angehen“, so Simmler. „Gerade dort, wo Menschen hohen Alters zusammen leben, die auch oft Vorerkrankungen haben und besonders gefährdet sind schwere Krankheitsverläufe zu haben.“ Daher müsstenalle laufenden Schutzmaßnahmen hochgehalten und Pflegeeinrichtungen unterstützt werden – sowohl mittelfristig während der Pandemie als auch in der konkreten Situation eines Ausbruchsgeschehens, im Alltag durch Beratung, Schutzstandards und Netzwerke, im Akutfall durch konkrete Hilfe und enge Begleitung. „Es ist weiterhin besondere Vorsicht geboten“, so Simmler.
Rund um den Jahreswechsel waren die Zahlen der Neuinfektionen und damit verbunden der Sieben-Tage-Inzidenzwert für den Main-Kinzig-Kreis zwar deutlich gesunken. Als Zeichen der Entspannung wollte das Gesundheitsamt dies aber nicht verstanden wissen, zumal die Test- und Laborkapazitäten an und nach Weihnachten sowie rund um Neujahr teils deutlich gedrosselt waren. Nach zeitweise mittleren zweistelligen Infektionszahlen liegen diese seit einigen Tagen wieder doppelt so hoch.
Sozialdezernentin Simmler macht gemeinsam mit Irmhild Neidhardt, Leitung der Abteilung Leben im Alter in der Kreisverwaltung, auf die besondere Situation in Alten- und Pflegeheimen aufmerksam. Hochbetagte Menschen, großteils mit Vorerkrankungen, lebten nah beieinander und würden durch eine begrenzte Zahl an Pflegenden betreut. Dort sei der Eintrag des Virus besonders gefährlich. Die Impfaktion werde noch eine Zeit lang weiterlaufen müssen, ehe man auch in den Einrichtungen signifikante Schutzwirkungen erkennen könne.
Der Main-Kinzig-Kreis hatte bereits im Frühjahr 2020 während der ersten Corona-Welle mit Fachteams mehrmals in allen stationären Einrichtungen über Schutzmaßnahmen aufgeklärt. Die Auflagen für Besuche in stationären Einrichtungen sind im Kreisgebiet ebenfalls schärfer als in anderen Teilen des Landes ausgefallen. Zuletzt hatte der Kreis diese Woche verpflichtende Schnelltests vor Besuchen per Allgemeinverfügung verlängert. „Wir meinen das nicht als Schikane, um Besuche unmöglich zu machen. Genau das Gegenteil ist der Fall – Menschen brauchen Kontakte, und die sollen so sicher wie möglich sein. Das kann nicht alleine auf den Pflegeheimen lasten. Wir haben entschieden, dass diese Testungen weiterhin durch den Landkreis vorgenommen werden“, berichtet Simmler über eine Entscheidung des Kreisausschusses. Solche Schnelltests können Angehörige und Bekannte vor ihren Besuchen in den Einrichtungen zudem seit 24. Dezember in Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern täglich zwischen 8 und 12 Uhr machen lassen, organisiert durch den Kreis. Aber dies sei im Unterstützungssystem nur ein Baustein. „Die Kollegen aus dem Gesundheitsamt haben sich personell gerade im Bereich des Teams Altenpflege nochmal mit neuen Kollegen verstärkt. Das Team ‚Leben im Alter‘ bildet ebenfalls mit den Beratungsleistungen einen Baustein“, erläutert Simmler weiter.
Insgesamt setze das Schutz- und Stützsystem Pflege auf mehrere Bausteine, wie Irmhild Neidhardt erklärt. Da seien zum einen die zwei Mobilen Teams Pflege, die seit Frühjahr 2020 mit Pflegeberatern der Pflegestützunkte und Hygienefachkräften in den Einrichtungen unterwegs sind, Informationen und Verteilungen koordinieren sowie Fragen beantworten und beraten. Neu hinzu gekommen sind für die konkrete Ausbruchssituation zwei Task-Force-Teams, die nach Meldung der ersten Infektion durch das Gesundheitsamt alarmiert in die Einrichtungen kommen können und dortdringendst Bedarfe aufnehmen und Unterstützung koordinieren.
Der weitere wichtige Baustein sei dann – je nach Bedarf – das konkrete Angebot von Fachkräften. Für das mobile Einsatz-Team Pflege werden bis zu zehn Pflegefach- und -hilfskräfte für die Abteilung „Leben im Alter“ rekrutiert und in Absprache mit dem Gesundheitsamt in den Einrichtungen mit der „größten Not“ eingesetzt. Das ist allerdings nur in einer akuten Notlage denkbar und ausschließlich auf die stationäre und ambulante Pflege zur Sicherstellung des Pflegeauftrages vorgesehen. Und die Einrichtungen müssen den Einsatz der Kollegen, die dann die Dienste des augefallen Personals übernehmen, auch erstatten.
„Alle unsere Maßnahmen eintder gemeinsame Wille und das Ziel: so wenig Ansteckungen wie möglich überhaupt, aber vor allem in den Einrichtungen“, sagt Simmler. „So viel gewohnter Alltag wie möglich und eine vollumfängliche Versorgung für jeden.“ Angesichts des derzeitigen Infektionsgeschehens erwartet Simmler indes so schnell keine Rückkehr zur Normalität in den stationären Einrichtungen.