„Das Infektionsgeschehen im Main-Kinzig-Kreis beruhigt sich nicht weiter, es verlagert sich in jüngere Alterskohorten, die naturgemäß mobiler sind und mehr Kontaktmöglichkeiten haben“, sagt die Erste Kreisbeigeordnete. „Dagegen ist es gut, beobachten zu können, dass gerade in der Gruppe der älteren Mitmenschen die Infektionen zurückgehen.“ Der Anteil der Über-60-Jährigen an den Neuinfektionen der vergangenen Tage war so niedrig wie zuletzt Mitte November vergangenen Jahres. Zugleich stieg der Anteil der Unter-30-Jährigen am Infektionsgeschehen; ihr Anteil an den Neuinfektionen liegt inzwischen bei fast 40 Prozent.
Auch die regionale Verteilung der Neuinfektionen ist sehr heterogen. Es gibt im Unterschied zu einzelnen Anstiegen im vergangenen Jahr keine Schwerpunkte in bestimmten Kommunen; die Fälle sind nicht auf einzelne Ausbrüche oder Veranstaltungen zurückzuführen. „So etwas wie Superspreading-Events, wo sich also bei einem einzelnen Ereignis binnen kurzer Zeit sehr viele Menschen anstecken, sind am aktuellen Infektionsgeschehen nicht erkennbar“, so Simmler. „Das Infektionsgeschehen bleibt diffus, sowohl in größeren Städten als auch in kleinen Kommunen. Vor allem im familiären Umfeld und am Arbeitsplatz stecken sich die Menschen an.“ Bleibe es bei einem Infektionsgeschehen auf diesem Niveau, seien die Lockerungsschritte, wie sie Bund und Länder am Mittwoch beschlossen hatten, „riskant und nur durch flankierende, strikte Schutzmaßnahmen infektiologisch vertretbar“.
Der Verwaltungsstab des Kreises analysiert die Zahlen zum Infektionsgeschehen täglich und tauscht sich dabei auch mit den 29 Kommunen aus, heute etwa mit der Stadt Hanau, die aufgrund ihrer zentral-örtlichen Funktion eine besondere Bedeutung hat. Dabei vereinbarten Kreis- und Stadtspitze ein weiterhin sehr eng abgestimmtes gemeinsames Vorgehen. Das Infektionsgeschehen stelle sich in Hanau „nicht grundlegend anders dar als in anderen Städten der näheren Umgebung, auch im Main-Kinzig-Kreis“, sagt Simmler. Der Inzidenzwert liegt für den Bereich der Stadt Hanau allerdings derzeit bei 142.
Dass sich nun anteilig weniger ältere Menschen anstecken, ist für Susanne Simmler „eine Folge der Impfaktion, gerade auch in den Alten- und Pflegeheimen und der Gruppe der Über-80-Jährige: Neue Ausbrüche kommen dort derzeit nur noch vereinzelt vor. Wenn im Gesundheitsamt derzeit ein Ausbruchsgeschehen registriert wird, dann seit Wiedereinstieg in den Wechselunterricht an den Schulen und dem Regelbetrieb in Kindergärten vor allem dort“, so Simmler. Die strikte Reaktion des Gesundheitsamtes der breiten Quarantäne auch im familiären Umfeld sei demnach weiterhin ein wichtiger Schritt, um die Ausbreitung bestmöglich zu unterbinden. Der Anteil der Infektionen mit Virusmutationen, die im Verdacht stehen, infektiöser als die Ursprungsvariante zu sein und sich schneller zu verbreiten – im Main-Kinzig-Kreis ist das im Wesentlichen die sogenannte britische Variante –, schwankte in den vergangenen beiden Wochen zwischen 20 und 30 Prozent.
Die Zahl der Geimpften im Main-Kinzig-Kreis liegt seit einigen Tagen deutlich über der Gesamtzahl der laborbestätigten Fälle. Rund 17 800 Menschen waren bis Mittwoch geimpft worden; das entspricht einer Quote von 4,2 Prozent. Impfdosen stehen derzeit für täglich rund 600 Personen in den beiden Impfzentren zur Verfügung. Zusätzlich zum täglichen Impfbetrieb wird an den beiden Impfstandorten in Gelnhausen und Hanau gerade Personal von Arztpraxen geimpft. Für das vergangene und das kommende Wochenende haben sich rund 2 500 Menschen angemeldet. Hinzu kommen rund 650 Personen in 50 Praxen, die den Impfstoff geliefert und ihn in ihrer eigenen Praxis verabreicht bekommen.