Absturz der Credit Suisse schockt Börsen – Nationalbank verspricht im Notfall Hilfe
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Auf einem Bildschirm wird das Logo der Credit Suisse in der Börse angezeigt. Nach dem Kollaps dreier US-Banken und der Angst vor einer Ausweitung auf den gesamten Sektor rückte zur Wochenmitte wieder die kriselnde Credit Suisse in den Fokus.
© Quelle: Seth Wenig/AP
Zürich. Die Unsicherheit im Bankensektor nach dem Kollaps mehrerer regionaler US-Banken hält die Anleger am Mittwoch weiter in Atem. Insbesondere zeigte sich dies bei der angeschlagenen Investmentbank Credit Suisse, die obendrein nicht auf weitere Hilfe der Saudi National Bank bauen kann. Für die Aktien des Schweizer Instituts ging es nach Aussagen eines Vertreters des Großaktionärs in einem Interview mit „Bloomberg TV“ rapide abwärts.
Nach einem stabilen Start sackte der Kurs der Credit Suisse in Zürich um mehr als 20 Prozent auf ein Rekordtief: Die Papiere waren zeitweise nur noch knapp über 1,75 Franken (1,79 Euro) wert. Im noch jungen Jahr verloren sie damit mehr als ein weiteres Viertel an Wert, nachdem sie bereits im Vorjahr um fast 70 Prozent eingebrochen waren. 2007 hatten sie noch mehr als 90 Franken gekostet. Dem Abwärtstrend folgten am Mittwoch auch die Titel des Schweizer Konkurrenten UBS mit mehr als 4 Prozent Minus.
SNB: Stellen Credit Suisse bei Bedarf Liquidität zur Verfügung
Die Schweizer Nationalbank (SNB) will der Credit Suisse bei Bedarf Liquidität zur Verfügung stellen. Das teilte die Notenbank am Mittwochabend zusammen mit der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma mit. Es gebe aktuell zudem keine Hinweise auf eine direkte Ansteckungsgefahr für Schweizer Institute aufgrund der Probleme der US-Banken, hieß es weiter.
Die für die Schweizer Finanzinstitute geltenden strengen Kapital- und Liquiditätsanforderungen sorgten für die Stabilität der Institute. Die Credit Suisse erfülle die an systemrelevante Banken gestellten Anforderungen an Kapital und Liquidität. Die Finma stehe in sehr engem Kontakt mit der Credit Suisse und verfüge über sämtliche aufsichtsrechtlich relevanten Informationen.
Schweiz-Chef der Credit Suisse betont gute Kapitalisierung der Bank
Der Chef der Credit Suisse Schweiz, André Helfenstein, versuchte am Mittwoch, die Bankkunden angesichts des Absturzes des Aktienkurses zu beruhigen. Die Credit Suisse sei noch immer eine „sehr gut kapitalisierte Bank“, betonte er in einem Interview mit „Blick TV“. Natürlich sei die Bank nicht zufrieden damit, wo sich der Aktienkurs befinde, sagte er. Dieser habe aber nichts mit der Sicherheit der Kundeneinlagen zu tun. Das Absacken des Aktienkurses habe damit zu tun, dass die Bankentitel wegen der Probleme von US-Regionalbanken unter Druck stünden.
Das von ihm geleitete Schweizer Geschäft sei zudem gut aufgestellt und arbeite gut, sagte der Schweiz-Chef. Die Bank wolle nun nahe bei den Kunden sein und zudem den Umbau der Bank konsequent weiterführen. Die Credit Suisse werde in zwei Jahren eine andere Bank sein als heute, sie werde stabiler aufgestellt sein und sich auf die Schweiz und auf das Vermögensverwaltungsgeschäft konzentrieren.
Banken brocken Dax den nächsten Kursrutsch ein
Nach dem Credit-Suisse-Beben ging es für den kompletten europäischen Bankensektor und den gesamten Aktienmarkt nach einer Stabilisierung am Vortag wieder stärker bergab: Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks verlor zuletzt fast 6 Prozent auf ein erneutes Tief seit Anfang Januar. Sein Jahresplus schrumpfte damit auf gut 3 Prozent.
Auch der deutsche Aktienmarkt erlitt den nächsten Kursrutsch. Angesichts erneut aufflammender Sorgen um den Bankensektor schloss der Dax 3,27 Prozent tiefer bei 14.735,26 Punkten und fiel damit unter die runde Marke von 15.000 Zählern. Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es um 3,56 Prozent auf 26 790,72 Punkte abwärts. Auch andere wichtige Aktienindizes in Europa und die Wall Street gaben deutlich nach.
Während die Titel der Commerzbank und der Deutschen Bank ihre Verluste jeweils auf mehr als 7 Prozent ausweiteten, ging es vor allem für französische Banken wie BNP Paribas auch deutlich bergab.
Aussage eines Großaktionärs löste Kursrutsch bei Credit Suisse aus
Der Chairman der saudischen Bank, Ammar Abdul Wahed Al Khudairy, schloss in einem Interview mit „Bloomberg TV“ auf Nachfrage zusätzliche Unterstützung für die Credit Suisse kategorisch aus. Dafür gebe es vielerlei Gründe – nicht nur juristische und regulatorische. Die staatliche Saudi National Bank hat die Bank Ende 2022 mit einer Kapitalspritze gestützt und hält seitdem knapp 10 Prozent der Aktien und ist damit der größte Aktionär der angeschlagenen Bank. Zweitgrößter Aktionär ist der staatliche katarische Investmentfonds Qatar Investment Authority (QIA), der fast 7 Prozent der Anteile hält.
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Frankreichs Premierministerin Élisabeth Borne sieht im Fall der angeschlagenen Investmentbank Credit Suisse die Schweiz am Zug. „Dieses Thema fällt in den Zuständigkeitsbereich der Schweizer Behörden. Es muss von ihnen geregelt werden“, sagte Borne am Mittwoch im Senat in Paris. Die Probleme bei Credit Suisse seien seit Langem bekannt, die Bank gehöre nicht zur Euro-Zone und unterstehe somit nicht der europäischen Bankenaufsicht. Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire werde in den nächsten Stunden Kontakt zu seinem Schweizer Amtskollegen aufnehmen, sagte Borne.
Zusammenbruch der Silicon Valley Bank sorgt weiter für Unruhe
Anleger machen sich im internationalen Finanzsektor seit Tagen schon Sorgen, ausgehend vor allem vom Zusammenbruch der US-amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB). Analystin Beata Manthey von der US-Bank Citigroup etwa warnte am Mittwoch vor weiteren kurzfristigen Kursrisiken, zumal Investoren im Sektor noch üppig engagiert seien.
So gelten Banken als Profiteure der Zinswende, da ihnen höhere Leitzinsen zugutekommen. Entsprechend stark hatten Investoren seit Monaten auf die Branche gesetzt. Analyst Konstantin Oldenburger vom Handelshaus CMC Markets stellt sich nunmehr die Frage, wie die EZB am Donnerstag im Rahmen ihres Zinsentscheids ihre zukünftige Geldpolitik kommuniziert – in einem Finanzmarkt-Umfeld, das „durch die ersten großen Bankenzusammenbrüche in den USA seit Lehman Brothers ziemlich unter Stress steht. Hier werden die Investoren ganz genau hinhören.“
Mit Blick auf die US-Notenbank gehen einige Experten bereits von einer Pause in der Zinswende im März aus, statt der bisher erwarteten kleinen Leitzinserhöhung. Damit würde die Bankenkrise auch die Inflationsbekämpfung bremsen.
RND/dpa