Deutschlands Klimabilanz: Es ist zu früh zum Jubeln
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Aktivisten der Umweltschutzgruppe Robin Wood reißen bei einer Protestaktion am Bundesverkehrsministerium eine Mauer aus Kartons um. Darauf zu lesen ist das 1,5 Grad Klimaziel. Anlass der Protestaktion ist die Vorstellung der Klimabilanz 2022.
© Quelle: Paul Zinken/dpa
Berlin. Der CO₂-Ausstoß in Deutschland ist im vergangenen Jahr leicht gesunken. Das ist eine gute Nachricht und auch ein wenig erstaunlich – zumindest wenn man bedenkt, dass moderne und effiziente Gasturbinen infolge des Ukraine-Kriegs vom Netz genommen worden und durch alte Stein- und Braunkohlekraftwerke ersetzt worden sind.
Für allgemeinen Jubel ist es dennoch zu früh. Denn erstens werden sich die vollen Auswirkungen der höheren Preise und fehlenden Liefermengen beim Gas erst in diesem Jahr zeigen. Zweitens haben viele Menschen und Unternehmen dem Appell der Regierung folgend oder wegen des wirtschaftlichen Drucks Energie und somit auch CO₂ eingespart. Und drittens gibt es noch die Sorgenkinder in Gestalt jener Sektoren, die ihre Klimaziele erneut deutlich verfehlen.
Vor allem der Gebäudesektor und der Verkehr hinken hinterher. Das ist kein Zufall, denn gerade in diesen Sektoren tut sich die Politik besonders schwer, Klimaschutz per Gesetz zu verordnen. Energiekonzerne sind staatliche Eingriffe in den Markt gewohnt, auch die Industrie hat sich daran gewöhnt, dass die Politik den Rahmen vorgibt. Schlimmstenfalls jammern eben ein paar Lobbyisten.
Beim Verkehr und den Gebäuden hingegen müsste sich die Bundesregierung mit ihren eigenen Wählerinnen und Wählern anlegen, wenn sie beim Klimaschutz vorankommen will. Dass sie das in letzter Konsequenz scheut, ist angesichts des schon jetzt spürbaren Zorns über staatliche verordnete Heizungstechnologien oder Kfz-Antriebe zwar nachvollziehbar, aber eben auch ein wenig feige.
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Die Augen vor der Realität zu verschließen, wir am Ende niemandem helfen. Früher oder später muss die Politik den Konflikt mit den Bürgerinnen und Bürgern führen. Oder sie muss einräumen ein, dass die Klimaziele so nicht zu erreichen sind. Konfliktfrei allerdings wäre auch das nicht.