Multiresistente Keime entdeckt

„Absolut besorgniserregend“: Skandal um Lidl-Hühnerfleisch

Im Labor wurde eine „erhebliche Verunreinigung der Mehrheit der Lidl-Produkte mit potenziell gefährlichen Krankheitserregern“ aufgezeigt.

Im Labor wurde eine „erhebliche Verunreinigung der Mehrheit der Lidl-Produkte mit potenziell gefährlichen Krankheitserregern“ aufgezeigt.

Gesundheits­expertinnen und ‑experten warnen schon lange vor den Gefahren einer Antibiotikaresistenz von Bakterien. Vor allem in der Massentierhaltung werden noch immer große Mengen Antibiotika eingesetzt. Dass Keime danach in die Endprodukte gelangen, die bei Verbraucherinnen und Verbrauchern auf dem Tisch landen, zeigt eine von der Albert-Schweitzer-Stiftung in Auftrag gegebene Untersuchung beim Discounter Lidl. Demnach wurde im Labor eine „erhebliche Verunreinigung der Mehrheit der Lidl-Produkte mit potenziell gefährlichen Krankheitserregern“ aufgezeigt.

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Insgesamt soll in 71 Prozent der Proben das Enzym ESBL nachgewiesen worden sein, welches die auf dem Fleisch gefundenen Bakterien immun gegen bestimmte Antibiotika macht, heißt es in einer Mitteilung der Albert-Schweitzer-Stiftung. Bei der Mehrzahl dieser resistenten Bakterien handele es sich um den Fäkalkeim Escherichia coli, der diverse Erkrankungen wie Harnwegs- oder Magen-Darm-Infekte auslösen kann. Des Weiteren wurden in 25 Prozent der Proben Enterokokken entdeckt, die Harnwegsinfekte, Herzbeutel­entzündungen und Blutvergiftungen verursachen können. In weiteren Proben wurden zudem Campylobacter (18 Prozent der Proben) und Salmonellen (2 Prozent) nachgewiesen, die vor allem für Durchfallerkrankungen verantwortlich sind.

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Untersucht wurden insgesamt 51 Hühnerfleisch­produkte der Lidl-Eigenmarke Metzgerfrisch aus der Selbstbedienungstheke, darunter Filets, Geschnetzeltes, Flügel oder Schnitzel. Laut Mitteilung stammen alle Produkte aus Haltungsformstufe 2 (Stallhaltung plus). Die Proben wurden im Januar und Februar 2023 aus acht zufällig ausgewählten Lidl-Filialen in ganz Deutschland genommen, darunter Filialen in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Baden-Württemberg.

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Lidl betont regelmäßige Kontrollen

Gegenüber RTL äußert sich der Discounter nicht zu den Ergebnissen der Stiftung. Stattdessen betont Lidl die regelmäßigen Kontrollen der eigenen tierischen Produkte: „Alle Artikel unterliegen umfangreichen Qualitätskontrollen entlang der gesamten Lieferkette. Mit unseren eigens definierten Lidl-internen Grenzwerten sind wir dabei meist noch strenger als die gesetzlichen Vorgaben.“

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Der Discounter plane, die Haltungsbedingungen für Tiere zu verbessern und „langfristig“ auf die Haltungsstufen drei und vier für Frischgeflügel umzusteigen. „Bei all unseren Bemühungen für Verbesserungen möchten wir jedoch unsere Versprechen einhalten und setzen uns aus grundsätzlicher Überzeugung daher nur Ziele, die realistisch erreichbar sind“, betont Lidl gegenüber RTL.

Hoher Antibiotikaeinsatz in der Massentierhaltung

Die Albert-Schweitzer-Stiftung führt die hohe Keimbelastung der Fleischprodukte in seiner Mitteilung auf die Haltungsbedingungen in Lidls Hühnermast zurück. Die Organisation hatte in den vergangenen Monaten bereits über schlechte Zustände in Ställen des Discounters berichtet. Durch den Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung werde die Resistenzbildung von Bakterien zusätzlich begünstigt, heißt es. „Da im Krankheitsfall meist gleich alle Tiere im Stall Antibiotika erhalten (sogenannte Metaphylaxe), überleben vor allem resistente Bakterien. Diese können sich dann – ohne Konkurrenz von anderen Bakterien und zwischen vielen geschwächten Tieren auf engstem Raum – optimal vermehren“, erklärt die Stiftung.

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„Der hohe Anteil von antibiotikaresistenten Keimen auf dem Fleisch ist absolut besorgniserregend“, sagt Imke Lührs, Fachärztin für innere Medizin, in der Mitteilung. Tierschutz­organisationen fordern Lidl daher auf, die Lebensbedingungen der Tiere zu verbessern, um so auch „das Gesundheitsrisiko durch Keime aus dem Stall“ zu verringern.

Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist zu beachten, dass antibiotikaresistente Keime nicht sofort krank machen. Allerdings steige durch sie die Gefahr, dass sie sich bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder solchen, die Antibiotika nehmen, ausbreiten und zu schwer zu behandelnden Infektionen führen, betont die Stiftung.

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