Butter, Milch, Käse

Welche Lebensmittel jetzt günstiger werden – und welche teuer bleiben

Milchprodukte haben einen hohen Eiweißanteil und sättigen daher besonders gut. Foto: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Butter ist schon wieder günstiger geworden. Bei Milch und Käse ist die Teuerung zumindest zum Stillstand gekommen.

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Berlin. Zwar hat die Teuerung an Schwung verloren, doch die Verbraucherinnen und Verbraucher haben weiterhin mit steigenden Preisen zu kämpfen. Das spüren sie vor allem beim Blick auf den Kassenzettel. Im April stiegen die Preise für Waren und Dienstleistungen laut Statistischem Bundesamt im Vergleich zum Vorjahresmonat um 7,2 Prozent. Preistreiber Nummer eins sind mit 17,2 Prozent die Lebensmittel. Und doch gibt es beim Gang durch den Supermarkt erste Lichtblicke, denn einige Produkte werden wieder günstiger. Ist das jetzt die Trendwende bei der Inflation? Wir geben einen Überblick, was billiger wird, was teuer bleibt und womit in Zukunft zu rechnen ist.

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Das ist günstiger geworden

Am auffälligsten ist der Preisrückgang bei Butter. Um 14,6 Prozent ging der Preis im April im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück. Bei Rewe bekommt man die 250-Gramm-Packung der Eigenmarke aktuell für 1,45 Euro.

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Auch bei Milch und Käse kommt die Teuerung langsam zum Stillstand. Zwar sind die Preise hier immer noch deutlich höher als vor einem Jahr, aber im Vergleich zum Vormonat bleiben sie zumindest stabil. In den Supermarktregalen sinken die Preise sogar. Mehrere Discounter haben in den vergangenen Wochen die Preise für Käse herabgesetzt. Grund dafür ist laut Bundesverband der Milchviehhalter die sinkende Nachfrage und eine Überproduktion im vergangenen Jahr.

Auch für Obst und Gemüse müssen Verbraucherinnen und Verbraucher weniger bezahlen. Die Gurke, die mit Preisen von über 3 Euro Ende 2022 zum Symbol für die Inflation geworden ist, liegt laut Statistischem Bundesamt preislich wieder auf dem Niveau des Vorjahresmonats und ist wieder für unter einem Euro zu haben. Tomaten sind sogar 4 Prozent günstiger, und auch Äpfel und Weintrauben kosten etwas weniger als zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr.

Salatgurken sollten nicht unter 10 Grad aufbewahrt werden.

Die Salatgurke entwickelte sich im letzten Jahr zum Luxusprodukt.

„Im Winter war das Gas knapp und teuer. Einige Gewächshäuser in Deutschland und den Niederlanden mussten deswegen schließen“, erklärt Udo Hemmerling, stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes. „Hinzu kommt, dass durch Frost und Trockenheit in Spanien und Italien die Ernten schlecht ausgefallen sind. Mit der Entspannung bei der Energieversorgung haben sich nun die Preise erholt, außerdem ist der Anbau im Gewächshaus im Frühjahr günstiger.“

Ebenfalls günstiger sind Nudeln zu haben. Anfang Mai verkündeten gleich mehrere Supermarktketten sinkende Preise. Lidl etwa hat den Preis für eine Packung der Eigenmarke auf 79 Cent gesetzt, vorher lag er bei einem Euro. „Bei allen Getreideprodukten spielt unmittelbar der Krieg in der Ukraine hinein. Vor allem, als die Schwarzmeerroute gesperrt wurde, sind die Preise nach oben gegangen“, sagt Hemmerling. Nachdem die Route durch das Getreideabkommen wieder offen war, würden jetzt auch mit Verzögerung die Preise sinken. Das Gleiche gelte für Raps- und Sonnenblumenöl, fügt Hemmerling hinzu.

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Das bleibt teuer

Doch nicht in allen Fällen gehen die Preise nach unten. Ganz vorn bei den Preissteigerungen listet das Statistische Bundesamt aktuell Zucker. Um mehr als 70 Prozent ist der Preis binnen Jahresfrist gestiegen. Hemmerling sagt: „Beim Zucker hat der Krieg nicht den großen Einfluss wie bei Getreide und Pflanzenöl.“ Grund für den krassen Preisanstieg seien die schlechten Ernten. „Gleichzeitig ist die Nachfrage global gestiegen.“

Auch beim Fleisch gehen die Preise weiter hoch. „Die Futterkosten sind stark gestiegen. Hinzu kommt die Anhebung des Mindestlohns und die energieintensive Produktion in den Wurstfabriken.“ Gleichzeitig beobachtet Hemmerling zumindest beim Schweinefleisch eine sinkende Nachfrage. Deshalb lautet seine Prognose: „Bei Fleisch werden wir auf diesem Preisniveau bleiben.“

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So geht es mit den Preisen weiter

Doch nicht alle Preisentwicklungen folgen der schlichten Logik von Angebot und Nachfrage oder lassen sich mit hohen Inflationsraten erklären. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls eine Studie des Versicherers Allianz Trade. Mehr als ein Drittel der Preissteigerungen in Deutschland seien nicht mit erhöhten Kosten zu erklären, heißt es dort. Nutzen Produzenten also ihre Marktmacht aus? Längst wird über eine Preisbremse ähnlich wie bei Gas und Strom diskutiert.

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Kerstin Bernoth vom Deutschen Institut für Wirtschaft (DIW) hält davon nichts – auch wenn sie das Phänomen der „Gewinnflation“ nicht in Abrede stellt. „Vieles spricht dafür, dass es Mitnahmeeffekte gegeben hat“, sagt sie. Preisbremsen seien dennoch der falsche Weg: „Grundsätzlich ist Wettbewerb der Schlüssel. Nur in Märkten, in denen der Wettbewerb nicht funktioniert, machen Preisbremsen Sinn. Sie sollten aber das letzte Mittel sein.“ Im Agrarsektor sei der Wettbewerb jedoch intakt. „Trotzdem muss die Monopolkommission natürlich darauf achten, dass es nicht zu Preisabsprachen kommt.“

Die Klimakrise, die geopolitische Lage und die Energiefrage werden weiterhin für große Unsicherheit sorgen.

Udo Hemmerling,

stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes

Bernoth blickt vorsichtig optimistisch in die Zukunft. „Wir dürften den Höhepunkt der Inflation erreicht haben. Die Trendwende ist eingeleitet“, sagt sie. Ein genauerer Blick auf die Inflationsstatistik des Statistischen Bundesamtes für April 2023 bestätigt diesen Eindruck. So waren die Preise innerhalb eines Jahres zwar um 17,2 Prozent gestiegen, doch im Vergleich zum Vormonat März bereits um 0,8 Prozent gesunken. Das bedeute aber nicht, dass die Preise nun überall fallen, so Bernoth: „Es bedeutet nur, dass die Preise nicht weiter steigen werden. Wir müssen uns an die aktuellen Preise gewöhnen.“

Udo Hemmerling ist skeptischer: „Ich würde es eher als eine weitere Phase der Preisunsicherheit beschreiben.“ Dafür seien viele Faktoren verantwortlich, nicht nur der Krieg. „Die Dürre in Südeuropa ist ein Vorbote dessen, was auf uns zukommt“, befürchtet er. „Die Klimakrise, die geopolitische Lage und die Energiefrage werden weiterhin für große Unsicherheit sorgen. Dadurch können die Preise in Zukunft schnell steigen und fallen.“

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