Nach Keimfund auf Lidl-Hühnerfleisch: Verbraucherzentrale fordert Reformen bei Tierhaltung
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Hühner stehen in einem Stall eines Betriebes mit Eiern aus Freilandhaltung in der Region Hannover.
© Quelle: Julian Stratenschulte/dpa
Nach dem Fund multiresistenter Keime auf Hühnerfleisch des Discounters Lidl sieht der Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) Bund und Länder in der Pflicht, Reformen bei der Tierhaltung auf den Weg zu bringen: „Die Haltung und der Umgang mit den Tieren sollte so geändert werden, dass antibiotische Behandlungen gar nicht erst erforderlich werden“, sagte Christiane Seidel, Leiterin des Teams Lebensmittel beim VZBV, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Der VZBV fordert daher die Einführung eines verbindlichen staatlichen Tiergesundheits- und Tierwohlmonitorings im Schlachthof und in den Tierställen“, so Seidel.
„Berichte über Verunreinigungen von Lebensmitteln und Verstöße gegen Hygienestandards sind in Deutschland an der Tagesordnung.“ Verbraucherinnen und Verbraucher würden sich darauf verlassen, dass die Lebensmittel, die sie kaufen, sicher seien.
Landwirtschaftsministerium verweist auf Länder und Kommunen
Bund und Länder müssten Behörden besser ausstatten, damit genügend Personal und Ressourcen zur Verfügung stünden, um die vorgeschriebenen Kontrollen tatsächlich durchführen und gesundheitsgefährdende Produkte schnell vom Markt nehmen zu können. „Aktuell ist das in vielen Kommunen nicht der Fall“, kritisiert sie. Missstände blieben oftmals zu lange unerkannt, Rückrufe erfolgten verspätet und Verbraucherinnen und Verbraucher würden zu spät von potenziell gefährlichen Produkten erfahren.
Auf Anfrage des RND verwies das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft lediglich auf die Zuständigkeit von Ländern und Kommunen.
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Die Union sieht indes keinen Handlungsbedarf: „Die Auflagen für Fleisch in deutschen Supermärkten sind sehr hoch. Für pauschale neue Regelungen sehe ich keine Veranlassung“, sagte Stefan Bilger, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU, dem RND. Trotzdem würde sich die Union für mehr Tierwohl in der Landwirtschaft einsetzen. „Leider hat Minister Özdemir hier außer lückenhaften Vorschlägen für die Schweinehaltung bislang nichts geliefert, insbesondere kein Finanzierungskonzept für den Stallumbau“, kritisiert er.
Die Tierschutzorganisation Albert-Schweitzer-Stiftung hatte nach eigenen Angaben bei Proben multiresistente Keime auf Hühnerfleisch des Supermarktkonzerns Lidl gefunden. Bei 71 Prozent der Proben seien die Keime nachgewiesen worden. Außerdem wurden auf vielen Fleischstücken gefährliche Krankheitserreger wie Salmonellen und Enterokokken gefunden, so die Stiftung. Über die Ergebnisse der Untersuchung hatte der Fernsehsender RTL zuerst berichtet.
Die hohe Keimbelastung führt die Tierschutzorganisation auf die Haltungsbedingungen in der Hühnermast zurück. „Da im Krankheitsfall meist gleich alle Tiere im Stall Antibiotika erhalten (sogenannte Metaphylaxe), überleben vor allem resistente Bakterien. Diese können sich dann – ohne Konkurrenz von anderen Bakterien und zwischen vielen geschwächten Tieren auf engstem Raum – optimal vermehren“, erklärte die Stiftung.
Lidl selbst betonte gegenüber RTL, dass tierische Produkte regelmäßig kontrolliert würden. Das Unternehmen kündigte gleichzeitig Verbesserungen bei den Haltungsbedingungen an. Auf die Ergebnisse der Albert-Schweitzer-Stiftung ging das Unternehmen allerdings nicht ein.