Kolumne „Chefinnensache“

Weniger arbeiten, mehr leben: Warum die Generation Z klüger ist als ihre Eltern

Neuer Jahrgang, neue Probleme: Abiturienten von heute gehören zur Generation Z - und haben ganz andere Wünsche und Werte als ihre Vorgänger.

Vertreter der Generation Z haben andere Wünsche und Werte als ihre Vorgänger.

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Schlendern ist Luxus. Ulla Meinecke sang das Lied 1988, ich hatte gerade das Abi in der Tasche und war auf dem Sprung an die Uni. Der Song traf den Nerv. Schlendern, schauen, wo es einen hintreibt, erschien luxuriös. Wir waren viele, die Konkurrenz groß, der Druck hoch. Dann endlich der erhoffte Job, die erträumten Kinder. Zeit war kein Luxus, sie war gar nicht mehr vorhanden. Und damit auch nicht die Kraft, sich sein Leben anders zu denken oder gar zu gestalten. Die sogenannte „Rushhour des Lebens“ verschlang Alternativen.

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Und jetzt? Jetzt trifft uns auch noch der mitleidige Blick unserer Kinder, Neffen oder Nichten, und der Satz: „So möchte ich nicht arbeiten, ich will mehr Zeit.“ Ein – genüsslich medial begleiteter - Kampf scheint zu entbrennen zwischen denen, die sich immer noch abstrampeln, und denen, die, aufgewachsen wie die Made im Speck, mit dem Abschluss in der Tasche Forderungen stellen. Verächtlich blicken die einen auf die anderen und warnen jeweils lautstark vor dem Untergang des Abendlandes.

So weit, so normal. Welche Generation hat den Eltern schon anerkennend auf die Schultern geklopft? Welche die vor Selbstbewusstsein strotzenden Nachkommen nicht als Zumutung empfunden? Neu ist vielleicht, dass den Heldinnen und Helden der 1990er-Jahre insgeheim dämmert: Die heute 15- bis 25-Jährigen haben recht. Wer alles gleichzeitig versucht, läuft Gefahr, nichts richtig zu machen. Die gescheiterten Ehen, die Burnout-Rate und die Kinderlosigkeit der „Boomer“ sind eindrucksvolle Zeugnisse.

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Manche Politikerin und mancher Vorgesetzte mögen deshalb verbittert denken, stellt euch nicht so an, wir mussten da auch durch. Die sogenannte Generation Z weiß genau: muss sie nicht. Selbstbewusst sucht sie Jobs und nimmt sich Zeit für das, was eben auch wichtig ist. Das Abendland wird zumindest deshalb nicht untergehen. Im Gegenteil: Nehmen wir Gehetzten uns ein Beispiel. Schlendern ist kein Luxus. Schlendern ist Leben.

Susanne Garsoffky arbeitet in der Stabsstelle eines mittelständischen Unternehmens und als Sachbuchautorin bei Randomhouse. Im Wechsel mit anderen Autorinnen schreibt sie die Kolumne „Chefinnensache“ über Gleichstellung und Diversität in der Wirtschaft.

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