Öl- und Gasheizungen: ein Abschied auf Raten
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Ein Mitarbeiter eines Diesel- und Heizölunternehmens geht zur Zapfpistole an einem Füllstutzen für die Heizöllieferung an einen Kunden in einem Einfamilienhaus.
© Quelle: Christian Charisius/dpa
Liebe Leserinnen und Leser,
wirklich ästhetisch waren sie nie. Groß, massig, oft aus (weißem) Plastik oder aus Metall – so standen die Öltanks in dunklen Kellerräumen, in die man sich als Kind kaum hineintraute. Viel aufregender war es da schon eher, wenn der große Tanklaster kam, um sie aufzufüllen. Danach roch es eine Zeitlang wie an der Tankstelle – also nicht wirklich gut. Nein, wirklich vermissen wird die Ölheizung wohl niemand. Und trotzdem stößt das Einbauverbot neuer Gas- und Ölheizungen ab Anfang 2024 auf Kritik. „Die Wärmewende der Ampel wird für Millionen Hausbesitzer zur Chaos-Wende“, monierte etwa Jens Spahn (CDU).
Dabei sind die schlimmsten Befürchtungen von Hausbesitzerinnen und Hausbesitzern erst einmal nicht eingetreten: Die ursprünglich vorgesehene Austauschpflicht für funktionierende Öl- und Gasheizungen ist vom Tisch. Diese können auch nach dem 1. Januar 2024 betrieben und repariert werden, wenn sie ausfallen. Generell aber gilt: Wer nach diesem Stichtag eine Heizung einbauen lässt, der muss dafür sorgen, dass diese mindestens zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben wird. Das gilt für Neubauten ebenso wie für ältere Häuser. Bis 2028 werden die Bürgerinnen und Bürger dafür jedes Jahr mehr als 9 Milliarden Euro in die Hand nehmen müssen, schätzt das Wirtschaftsministerium.
Es ist also ein Abschied auf Raten. Und ein Abschied, der „höchste Zeit“ war, wie mein Kollege Andreas Niesmann kommentiert. Denn so lange sich an den Heizgewohnheiten der Deutschen nichts ändere, könne das Land seine Klimaziele niemals erreichen. Doch kritisiert Niesmann: „Ökonomisch weitaus sinnvoller wäre es gewesen, die Bundesregierung hätte auf marktwirtschaftliche Instrumente statt auf das Ordnungsrecht gesetzt.“ Eine Steuerung über den Preis für ausgestoßenes CO₂, glaubt er, hätte zu deutlich effizienteren Lösungen geführt, als es Habecks Mammutgesetz jemals schaffen werde.
Alternativen zu Öl- und Gasheizungen gibt es jedenfalls einige – und es muss auch nicht die Wärmepumpe sein (+). Für angehende Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer ist die Frage nach der passenden Heizung aber auch nur eine von vielen, die sie sich aktuell stellen müssen. Die viel wichtigere ist: Sollte man derzeit überhaupt Immobilien kaufen – oder lieber abwarten? Mehr dazu in unserem „Tipp der Woche“.
Sie haben Anmerkungen und Fragen? Schreiben Sie uns gern an unbezahlbar@rnd.de!
Ihre
Anna Schughart
Tipp der Woche
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Viele Menschen, die sich ihren Traum vom Eigenheim erfüllen wollen, sind verunsichert.
© Quelle: picture alliance / SvenSimon
Es sind keine leichten Zeiten für Hausbauer und Immobilienkäufer: Hohe Baukosten, steigende Zinsen und fehlende Handwerker machen das Vorhaben zu einer regelrechten Nervenprobe. Worauf also sollte man achten, wenn man seinen Traum vom Eigenheim verwirklichen will? Meine Kollegin Johanna Apel hat Experten gefragt und die raten:
- Nicht hektisch werden: „Aktuell gibt es sehr viele Unsicherheiten“, sagt Immobilienökonom Tobias Just. Zudem würden die Immobilienpreise nur mäßig fallen – und es gebe uneinheitliche Signale. Wahrscheinlich sei aber, dass die Preise noch etwas nachgeben.
- Kassensturz machen: „Die monatliche Belastung für Zins, Tilgung und Nebenkosten sollte nicht höher sein als 40 bis 45 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens“, sagt Thomas Hentschel von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Zu bedenken seien auch die künftigen Nebenkosten – oder dass man während der Bauzeit trotzdem noch Miete zahlen müsse.
- Eigenkapital beachten: In der aktuellen Situation mit hohen Bauzinsen und leicht nachgebenden Immobilienpreisen haben die Menschen einen Vorteil, die viel Eigenkapital mitbringen. Sie hängen weniger von der Unsicherheit bei den Zinsen ab und bekommen auch am ehesten überhaupt ein Darlehen, so Immobilienökonom Just.
- Förderungen abklären: Im Juni will das Bauministerium zudem eine neue Eigentumsförderung für Familien starten. Bereits jetzt gibt es zinsverbilligte Kredite für klimafreundliche Neubauten. Hentschel empfiehlt, sich auch über eventuelle Förderungen in den Bundesländern zu informieren.
Zahlen, bitte!
Die Menschen in Deutschland essen immer weniger Fleisch. Pro Person seien 2022 52 Kilogramm Fleisch verzehrt worden, rund 4,2 Kilogramm weniger als im Vorjahr, berichtete das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL), gestützt auf vorläufige Zahlen. Für Branchenkennerinnen und Branchenkenner ist weniger der seit Jahren zu beobachtende Trend bemerkenswert als vielmehr die Höhe des Rückgangs. Er war doppelt so hoch wie im Vorjahr. „Die Inflation führt zu Kaufzurückhaltung und zu vermindertem Konsum“, sagt Heike Harstick, Hauptgeschäftsführerin des Verbands der Fleischwirtschaft.
Gut zu wissen
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Die gute Nachricht
Nach teils drastischen Preisaufschlägen für Energie werden für die Haushalte leichte Entlastungen spürbar. Der März war seit Beginn des Ukraine-Krieges der erste Monat mit Spritpreisen unter den Werten aus dem Vorjahreszeitraum. Der ADAC geht von bundesweiten Durchschnittswerten von gut 1,76 Euro bei Superbenzin der Sorte E10 und knapp 1,72 Euro bei Diesel aus. Das wären bei Diesel gut 42 Cent weniger als vor einem Jahr, bei E10 mehr als 30 Cent.
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