Wie lernen Kinder am besten Fahrrad fahren?
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Im Frühling heißt es für Kinder: Ab aufs Rad! Anfängerinnen und Anfänger brauchen dabei aber Hilfe von ihren Eltern.
© Quelle: Christin Klose/dpa-tmn
Fahrrad fahren hat viele Vorteile für Kinder: Sie bewegen sich – und können zum Beispiel auch mal ohne ihre Eltern Freundinnen und Freunde besuchen. Doch Fahrrad fahren zu lernen ist gar nicht so leicht. Wie Erwachsene am besten Hilfestellung geben, welche Fallstricke es gibt und wie alt Kinder mindestens sein sollten, bevor sie das erste Mal aufs Rad steigen.
Wie können Kinder am besten anfangen, Fahrrad zu fahren?
Gleichgewicht halten, treten, festhalten: Fahrrad fahren ist für Kinder herausfordernd. Deutlich leichter fällt ihnen der Einstieg, wenn sie zuvor schon Laufrad gefahren sind. Sportwissenschaftlerin Swantje Scharenberg erforscht am Karslruher Institut für Technologie (KIT), wie Kinder neue Bewegungen erlernen. Sie empfiehlt einen langsamen Anfang: „Mit dem Schieben des Laufrads zu beginnen ermöglicht dem Kind den Transfer vom bekannten Gehen zu einer neuen, unbekannten Auseinandersetzung mit dem Rad.“
Es gehe darum, die komplizierten Bewegungen, die beim Radfahren stattfinden, zu vereinfachen und dann Schritt für Schritt zu steigern. Nachdem sie geübt darin sind, das Rad zu schieben, können sie sich dann das erste Mal auf den Sattel setzen. Wenn Kinder schon viel Laufrad gefahren sind, ist ihr Gleichgewichtssinn trainiert. Steigen sie auf ein „richtiges“ Fahrrad, müssen sie nur noch lernen, zu treten, zu lenken und zu bremsen.
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Viele Kinderfahrräder lassen sich zum Laufrad umbauen, indem Eltern die Pedale abschrauben. Auch auf einem Tretroller können Kinder gut trainieren, Balance zu halten. Stützräder sind übrigens keine gute Hilfe: Kinder haben dann keinen Anreiz, das Gleichgewicht zu halten. Wenn sie um Kurven fahren, gewöhnen sie sich deshalb schnell eine falsche Haltung an. Sind die Stützräder dann weg, müssen sie vieles neu lernen. Auch von sogenannten Fahrradtrailern, die hinten am Rad der Eltern befestigt werden, rät Swantje Scharenberg ab. „Von Fahrradtrailern halte ich gar nichts: Die Kinder müssen überhaupt kein Gleichgewicht halten und sehen nicht, wohin sie eigentlich fahren“, so die Sportwissenschaftlerin.
Wie können Erwachsene am besten Hilfestellung geben?
Wenn Kinder das erste mal auf ein „richtiges“ Fahrrad steigen, wackelt es. Am besten können Erwachsene ihnen helfen, indem sie das Rad am Sattel halten. So verlieren die Kinder nicht den Impuls, das Gleichgewicht zu halten. Kippt das Rad zur Seite, können sie aber trotzdem direkt eingreifen.
Vielen Kindern fällt es besonders schwer, das erste Mal anzufahren. Etwas leichter wird es, wenn die Pedale richtig eingestellt sind: Eines sollte ganz oben, das andere ganz unten stehen. Erwachsene können den Kindern auch einen kleinen Schubs geben. Mit mehr Schwung können sie das Gleichgewicht leichter halten.
Wie lange dauert es, bis Kinder Fahrrad fahren können?
„Manche Kinder können schon mit drei Jahren gut Fahrrad fahren, andere vielleicht mit fünf“, erklärt Heiner Sothmann von der Deutschen Verkehrswacht. Richtig sicher seien Kinder aber erst später. Sothmann empfiehlt, früh anzufangen und viel zu üben. Eltern sollten ihre Kinder jedoch nicht drängen, denn unter Stress lernt es sich schlecht. Umso besser lernen Kinder, wenn sie Spaß an der Bewegung haben. Sportwissenschaftlerin Scharenberg empfiehlt, im Zweifelsfall ein bisschen nachzuhelfen. Eltern können zum Beispiel ein kleines Wettrennen veranstalten: Das Kind fährt Rad, ein Elternteil läuft rückwärts.
Wenn Kinder das erste Mal versuchen, Fahrrad zu fahren, ist der gesamte Körper aktiv. Arme, Beine und Rumpf können noch nicht unterscheiden, welche Muskeln sie für die Bewegung benötigen. „Erst wenn eine Bewegung viel trainiert wurde, sind nur die Muskeln aktiv, die der Körper tatsächlich braucht“, so Scharenberg. Das ist auch der Fall, wenn Erwachsene eine neue Bewegung lernen.
Ab welchem Alter können Kinder lernen, Fahrrad zu fahren?
„Rein körperlich betrachtet, können Kinder Fahrrad fahren lernen, sobald sie laufen und etwas dabei in der Hand halten können“, sagt Sportwissenschaftlerin Scharenberg. Das kann also schon mit ungefähr zwei Jahren der Fall sein. Wann Kinder Interesse am Radfahren haben, ist jedoch sehr unterschiedlich.
Es gibt zudem immer wieder Erwachsene, die nicht Fahrrad fahren können. Zu spät ist es aber nie, erklärt Scharenberg: „Menschen können in jedem Alter Fahrrad fahren lernen.“ Und wer es einmal gelernt hat, vergisst es so schnell nicht wieder. Fahrrad fahren ist nämlich wie laufen, eine zyklische Bewegung. Die Beine führen die gleiche Bewegung immer wieder aus. Der Gleichgewichtssinn wird hingegen schlechter, wenn Menschen ihn nicht trainieren.
Wann können Kinder am Straßenverkehr teilnehmen?
Die meisten Kinder machen mit ungefähr acht Jahren einen Fahrradführerschein in der Grundschule. Von da an können sie kürzere Wege in der Stadt allein fahren. Am besten fahren sie die Route vorher mit einer erwachsenen Person ab. Diese kann dann genau erklären, wo das Kind vorsichtig sein sollte.
Vorher können Kinder aber schon gemeinsam mit Erwachsenen in der Stadt Rad fahren. Dafür müssen die Kinder aber auf die Eltern hören, wenn es drauf ankommt. Heiner Sothmann sagt: „Kinder sollten im Straßenverkehr sofort anhalten, wenn ihre Eltern das verlangen.“ Denn jüngere Kinder lassen sich schnell ablenken und können den Verkehr noch nicht überblicken.
Wenn Erwachsene gemeinsam mit Kindern unterwegs sind, sollten sie diese immer im Blick haben. Sothmann empfiehlt deshalb, dass die Kinder immer vor den Eltern herfahren. Übrigens: Bis sie zehn Jahre alt sind, dürfen Kinder auf dem Bürgersteig fahren. Eine erwachsene Person darf sie dabei begleiten.
Wo können Kinder am besten üben, Fahrrad zu fahren?
Wichtig ist vor allem, dass der Ort einigermaßen ruhig ist. Das kann ein Park oder der Bürgersteig einer ruhigen Nebenstraße sein. Außerdem sollte der Untergrund glatt sein. Idealerweise ist er außerdem so weich, dass die Kinder sich nicht verletzen, wenn sie hinfallen. Einige Spielplätze haben zum Beispiel einen gummiartigen Boden. Außerdem bieten einige Sportvereine die Möglichkeit, in einer Sporthalle zu üben. Hier schützen weiche Matten vor dem Aufprall.