Riesiger Algenteppich treibt auf US-Ostküste zu
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/ZOKZWID63RHTLGYBKYJTYPCCXE.jpg)
Braunalgen bedecken im vergangenen Jahr das Meer am Strand der „Florida Keys"-Inseln an der Südspitze der USA.
© Quelle: Brian Lapointe/Florida Atlantic/dpa
Eine bräunliche Blättermasse im Wasser, die unangenehm riecht und das Baden bei perfektem Wetter zunichtemacht – besonders für den Tourismus sind Algenteppiche im Meer ein Problem. Doch genau die könnten Floridas Stränden in diesem Jahr genau zur Hauptsaison im wahrsten Sinne des Wortes „blühen“. Denn eine riesige Ansammlung von Sargassum-Algen bewegt sich vom Nordatlantik auf den Bundesstaat im Süden der USA zu. Wenn sie auf Land treffen, können die Algen nicht nur der menschlichen Gesundheit, sondern auch ufernahen Ökosystemen schaden.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/3NOYFYVVVBAQ7AB3DPE6VMH6PQ.jpg)
Klima-Check
rhalten Sie den Newsletter mit den wichtigsten News und Hintergründen rund um den Klimawandel – jeden Freitag neu.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.
Der Teppich der Alge, die auf Deutsch Golftange heißt, ist Forschenden als der „Great Atlantic Sargassum Belt“ bekannt. Es handelt sich um die größte Seetangblüte der Welt. Schon Christoph Kolumbus beschrieb im 15. Jahrhundert die riesigen Populationen von schwimmenden Wasserpflanzen im Nordatlantik. Doch seit 2011 beobachten Forschende eine extreme Zunahme der Wasserpflanzen, insbesondere im karibischen Meer und im Golf von Mexiko. Die Algenblüte nimmt seitdem fast jedes Jahr weiter zu.
Algenteppich doppelt so breit wie die USA
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler versuchen noch herauszufinden, woran das liegt. Der Anstieg von CO₂ in der Atmosphäre sowie das Einleiten von düngerhaltigen Abwässern über Flüsse wie dem Amazonas, Mississippi und Kongo könnten das Wachstum der Pflanzen befeuern, vermuten sie. Laut einer Studie, die 2019 im Fachmagazin „Science“ erschienen ist, war der Sargassum Belt damals 8850 Kilometer lang – fast doppelt so breit wie die USA. Satellitenaufnahmen zeigen damals wie heute, dass die Fläche selbst aus dem Weltall zu sehen ist.
Massive Algenblüten wie diese könnten ein neuer Normalzustand werden, vermuten die Forschenden. Auf dem offenen Meer stellen die Pflanzenmassen kein Problem dar. Im Gegenteil: Sie dienen Fischen, Krebstieren oder Meeresschildkröten als Schutz, Nahrung und Brutstätten, binden CO₂ und produzieren Sauerstoff. Das ändert sich jedoch, wenn die Algen an Land gespült werden: Dann beginnen sie zu faulen und setzen Schwefelwasserstoff frei, der nicht nur einen unangenehmen Geruch hat, sondern auch Atembeschwerden verursachen kann. Die Algen enthalten außerdem giftiges Arsen.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/HE66I62DFZEEBLFNXBICIAFZQI.jpg)
Braunalgen im November 2022 am Strand von Tulum an der mexikanischen Karibikküste.
© Quelle: Kathrin Lucia Meyer/dpa-tmn
In diesem Jahr beobachte man erneut ein massives Wachstum der Sargassum-Algen, sagte der Meeresökologe Brian Lapointe von der Florida Atlantic University in einem Interview mit dem Sender CNN. Die Algenblüte habe sehr früh begonnen und sei im Januar größer gewesen als je zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen. Aktuell ziehe der Algenteppich im Nordatlantik wieder Richtung Westen und werde über die karibischen Inseln und den Golf von Mexiko an die Küste von Florida gelangen, prognostizierte Lapointe.
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Spotify Ltd., der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.
Höhepunkt der Algenblüte im Juli erwartet
Im Juli rechnet der Seetangforscher an den dortigen Stränden mit dem Höhepunkt des Golftangenaufkommens. Schon jetzt sind Strände in der mexikanischen Urlaubsregion Cancún betroffen, wie ein Video des Reisebloggers Leonard Shea auf Youtube zeigt. Auch die Karibikinsel Barbados kämpft gegen die Algen. Im Jahr 2018 wurde dort wegen der Algenplage sogar der nationale Notstand ausgerufen.
An den Stränden könnten sich die herangespülten Golftangen bis zu 1,80 Meter hoch auftürmen, so Lapointe. Für den Tourismus sei das eine Katastrophe. Und auch für die Natur: Abgestorbene Golftangen entziehen dem Wasser Sauerstoff. Dadurch könnten ganze „Todeszonen“ entstehen, wo vorher wichtige Brutgebiete von Meerestieren waren. Auch Korallenriffe und andere Wasserpflanzen können Schaden nehmen, weil durch die schwimmenden Algeninseln kaum noch Licht auf den Meeresboden fällt. Laut der nationalen Meeresbehörde könnte die Algenblüte in den karibischen Gewässern in diesem Jahr noch bis Mitte Oktober dauern, berichtet die „New York Times“.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/F2NHZFHGXRHP5LRQG2WTV2T3WU.jpg)
Ein Mädchen arbeitet sich im Juni vergangenen Jahres am Riviera Beach in Florida durch die Braunalgen.
© Quelle: imago images/ZUMA Wire
Derzeit wird noch an Methoden geforscht, um den Algenmassen beizukommen. Im Moment werde das Pflanzenmaterial mit Baggern und LKWs von den Stränden abgetragen, berichtete Lapointe. In einigen Karibikstaaten gebe es zudem Bestrebungen, die Algen mithilfe von Barrieren von den Stränden fernzuhalten. Mit Booten könne das Sargassum dann aus dem Meer geholt und entsorgt werden. Es gibt auch Versuche, die Meerespflanzen als Tierfutter, Kraftstoff oder Baumaterial einzusetzen.
Ein neuer Ansatz habe zum Ziel, die Algenteppiche im Meer zu versenken, so der Ökologe. Diese Technik hätte den Vorteil, dass das in den Algen gespeicherte CO₂ dauerhaft gebunden bleibt.