Neue Rekordzahlen im Februar

Trotz Null-Abholzung-Strategie: 209 Quadratkilometer Amazonas­regenwald abgeholzt – Rache als Motiv?

Ein Lastwagen transportiert Holz aus dem Amazonas­regenwald.

Ein Lastwagen transportiert Holz aus dem Amazonas­regenwald.

Die Nachrichten kamen zur Unzeit. Ausgerechnet kurz bevor John Kerry, der US-Sondergesandte für das Klima, nach Brasilien reiste, vermeldeten lokale Medien besorgnis­erregende Zahlen. Allein bis zum 17. Februar seien 209 Quadratkilometer des brasilianischen Amazonas­regenwalds abgeholzt worden. Das wäre der höchste Wert für diesen Monat seit Beginn der Datenerhebung, kommentiert das Magazin „Oeste“. Die Daten stammen vom Institut für Weltraumforschung (Inpe), das die Abholzung per Satellit überwacht.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Kerry versicherte, er vertraue den neuen Personen in der Regierung von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva (77). Er habe in den Gesprächen einen wirklichen Willen zur Veränderung der Lage festgestellt.

Klima-Check

Erhalten Sie den Newsletter mit den wichtigsten News und Hintergründen rund um den Klimawandel – jeden Freitag neu.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Lulas Wahlkampf­versprechen: Null-Abholzung-Strategie

Seit Anfang des Jahres ist Luiz Inácio Lula da Silva (77) wieder im Amt. Die Regierung des Linkspolitikers schockierte Umwelt­organisationen bereits mit der Versenkung eines mit Giftmüll beladenen Kriegsschiffes im Ozean – trotz heftiger Proteste. Eines der zentralen Wahlkampf­versprechen Lulas ist die Umsetzung einer Null-Abholzung-Strategie im für das Weltklima so wichtigen Amazonas­regenwald. Unter Vorgänger und Rechtspopulist Jair Bolsonaro, der indigene Rechte und Umweltvorschriften massiv abbaute, waren die Abholzungszahlen zunächst drei Jahre angestiegen, dann allerdings wieder gesunken.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die deutsche Bundesregierung griff der neuen Lula-Regierung mit einer bemerkenswerten Soforthilfe unter die Arme: „Insgesamt unterstützt das BMZ die neue brasilianische Regierung in den ersten 100 Tagen ihrer Amtszeit mit 200 Millionen Euro“, hieß es dazu im Januar von Bundes­entwicklungs­ministerin Svenja Schulze.

Die frischen Abholzungszahlen überraschen auch deshalb, weil es zuvor im Januar einen spürbaren Rückgang um 61 Prozent gegeben hat. Ein Erfolg, den die Regierung für sich in Anspruch nahm.

Kerry ruft zu internationaler Kraftanstrengung auf

Umweltministerin Marina Silva, die als unbestechlich gilt und schon einmal wegen Differenzen über die Ausrichtung von Lulas Umweltpolitik in dessen zweiter Amtszeit (2007–2010) zurücktrat, äußerte sich erschrocken über die neuen Zahlen und kündigte Gegenmaßnahmen an: „Selbst in der Regenzeit wird der Wald abgeholzt. Das ist eine Art Rache für die Maßnahmen, die bereits vor Ort ergriffen wurden. Und wir werden weiterarbeiten, das ist unser Ziel.“

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Silva warf den Holzfällern und Goldsuchern in der Region „kriminelle Aktionen“ vor. Sie verwies auch darauf, dass die neue Regierung transparent arbeite: Jeder habe Zugang zu den Daten in Echtzeit. Die neuen Februarzahlen setzen nun alle Beteiligten unter Zugzwang, es nicht nur bei Ankündigungen und dem Einsammeln von Fördergeldern vor allem aus dem Westen zu belassen, sondern auch konkrete Ergebnisse vorzulegen.

Unterdessen stärkte Kerry bei seinem Brasilien-Besuch der neuen Regierung noch einmal den Rücken und rief zu einer internationalen Kraftanstrengung auf. Nicht nur der Ukraine-Krieg, sondern auch der Kampf gegen die Klimakrise erfordere gemeinsames Engagement. Auch China, der größte Importeur von Soja aus Brasilien, sei im Kreis der Amazonasschützer willkommen.

Mehr aus Wissen

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken